Der Bernstein-Mensch
dahin halten Sie sich die Nase zu. Atmen Sie durch den Mund.“
„Mir wird gleich schlecht“, vertraute ihm ein Mann neben ihm an. „Sind Sie sicher, daß es stimmt, was Sie sagen, Doktor?“
„Ehrenwort“, sagte Reynolds.
Die beiden Männer, die wegen der Anzüge noch einmal zurückgegangen waren, tauchten wieder auf. Reynolds verschwendete eine weitere Minute damit, ihnen seinen Vortrag zu halten.
„Hören Sie auf, so selbstgefällig zu gucken“, flüsterte Kelly, als sie endlich unterwegs waren.
Ehe sie noch die erste der engen Passagen erreicht hatten, durch die man hindurchkriechen mußte, hatten sich schon drei Männer zur Fähre zurückgeflüchtet. Einem hastig zusammengekritzelten Plan folgend, den die Aliens ihm übermittelt hatten, führte er die Gruppe in einen Bereich des Schiffes, in dem er noch nie gewesen war. Das Vorankommen war nicht so schwierig wie sonst. Fast überall konnte ein Mensch bequem gehen, und die Decken waren hoch genug auch für die Aliens. Reynolds ignorierte gelegentliche Ausrufe von den Männern hinter ihm. Schweigend steuerte er auf sein Ziel zu.
Der Raum, in den sie schließlich gelangten, war ein riesiger, muffiger Saal, so groß wie eine Basketballhalle, dessen Decke sich oben in den Schatten verlor. Reynolds zählte die anwesenden Aliens: fünfzehn … zwanzig … dreißig … vierzig … fünfundvierzig … sechsundvierzig. Das war’s etwa. Er fragte sich, ob das die gesamte Besatzung sein mochte.
Dann zählte er seine eigenen Leute: zweiundzwanzig. Besser als er erwartet hatte – nur sechs Verluste, Opfer des Gestanks.
Er redete den Alien, der vor den anderen stand, direkt an. „Ich grüße Sie“, sagte er. Es war nicht Vergnan, aber es konnte Jonathon sein.
Hinter sich hörte er jemanden sagen: „Die sehen aus wie Giraffen.“
„Und sie wirken sogar intelligent“, sagte ein anderer.
„Ausgesprochen. Die Augen.“
„Und freundlich.“
„Hallo Reynolds“, sagte der Alien. „Sind dies die Leute?“
„Jonathon?“ sagte Reynolds fragend.
„Ja.“
„Sie sind es.“
„Und sie sind Ihre Führer – sie wünschen meine Leute zu befragen?“
„So ist es.“
„Darf ich für uns alle sprechen, um Zeit zu sparen?“
„Selbstverständlich“, sagte Reynolds. Er wandte sich seiner Gruppe zu und schaute von einem Gesicht zum andern, in der Hoffnung, einen wenn auch noch so winzigen Funken von Intelligenz zu entdecken. Er fand keinen. „Meine Herren“, sagte er. „Sie haben es gehört?“
„Sein Name ist Jonathon“, sagte einer.
„Der Bequemlichkeit halber. Haben Sie eine wirkliche Frage?“
„Ja“, sagte der Mann. Er sprach weiter zu Reynolds. „Wo liegt Ihre Heimatwelt?“
Jonathon ignorierte die Unhöflichkeit des Mannes und nannte prompt einen Stern.
„Wo ist das?“ fragte der Mann, jetzt direkt zu Jonathon gewandt.
Reynolds sagte ihm, daß die Entfernung bis dahin etwa dreißig Lichtjahre betrug. Als Stern sei er vergleichbar mit der Sonne, nur etwas größer.
„Wie viele Kilometer hat ein Lichtjahr genau?“ wollte ein Mann wissen.
Reynolds versuchte, es ihm zu erklären. Der Mann behauptete, es zu verstehen, aber Reynolds war skeptisch.
Es war Zeit für eine weitere Frage.
„Warum sind Sie zu unserer Welt gekommen?“
„Das Ziel unserer Mission ist ausschließlich Erforschung und Entdeckung“, antwortete Jonathon.
„Haben Sie außer uns noch weitere intelligente Rassen entdeckt?“
„Ja. Einige.“
Diese Antwort rief ein überraschtes Murmeln unter den Männern hervor. Reynolds fragte sich, wer sie wohl sein mochten und wie man sie für diesen Auftrag ausgewählt hatte. Nicht was sie waren, sondern wer. Was in ihnen steckte. Was sie waren, wußte er: Politiker, NASA-Bürokraten und
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