Der Bernstein-Mensch
Sterne so tief und umfassend akzeptiert hatten, daß sie auch ihn dazu bringen konnten, daran zu glauben? Auf der Erde hatte es Vergleichbares schon gegeben. Religiöse Wunder, Glaubensheilungen, Männer, die behaupteten, mit Gott gesprochen zu haben. Und was war mit den Fliegenden Untertassen und den kleinen grünen Männchen und all den anderen Erscheinungsformen von Massenhysterie? War das nicht die Antwort? Hysterie? Hypnose? Vielleicht sogar irgendeine Droge: eine Droge, die in der Luft gelöst war. Eine Menge von möglichen Lösungen fiel Reynolds ein; er konnte sich für die eine oder die andere entscheiden. Aber er entschied, daß es ihm im Grunde gleichgültig war.
Als er sich auf diese Sache einließ, hatte er genau gewußt, was er tat, und jetzt, da es geschehen war, bereute er die Erfahrung nicht. Er hatte einen Weg gefunden, seinen Auftrag zu erfüllen und gleichzeitig eine persönliche Erfahrung zu machen, die kein anderer Mensch jemals haben würde. Ob er tatsächlich die Sonne gesehen hatte, war unerheblich; die Erfahrung als solche gehörte dennoch ihm allein. Niemand würde sie ihm wieder nehmen können.
Einige Zeit später erst begriff er, daß jemand mit der Faust gegen die Tür trommelte. Er beschloß, es einfach zu ignorieren; manchmal, wenn man etwas ignorierte, verschwand es wieder. Aber das Klopfen hörte nicht auf – im Gegenteil, es wurde immer lauter. Endlich stand er auf und öffnete die Tür.
Kelly starrte auf seine Nacktheit und fragte: „Habe ich Sie geweckt?“
„Nein.“
„Darf ich hereinkommen?“
„Nein.“
„Ich habe Ihnen etwas zu sagen.“ Sie drängte sich an ihm vorbei ins Zimmer. Dann sah Reynolds, daß sie nicht allein war. Ein großer, fleischiger Mann mit rotem Gesicht schob sich ebenfalls an ihm vorüber.
Reynolds schloß die Tür und sperrte das vom Gang hereinfallende Licht aus, aber der große Mann ging zum Lichtschalter und knipste die Deckenlampe an.
„In Ordnung“, sagte er, und es klang wie ein Befehl.
„Wer zum Teufel sind Sie?“ wollte Reynolds wissen.
„Achten Sie nicht auf ihn“, sagte Kelly. „Ich werde reden.“
„Reden Sie“, sagte Reynolds.
„Der Ausschuß ist hier. Die Leute aus Washington. Sie sind vor einer Stunde angekommen, und seitdem habe ich sie beschäftigen können. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber ich bin auf Ihrer Seite.“
„Das hat Sims mir schon gesagt.“
„Er hat mir gesagt, daß er es Ihnen gesagt hat.“
„Das habe ich mir gedacht. Könnten Sie mir sagen, wieso? Er wußte es nämlich nicht.“
„Weil ich kein Idiot bin“, sagte Kelly. „Ich habe in meinem Leben genug kleine Bürokraten kennengelernt. Diese Dinge dort oben sind außerirdische Wesen. Da kann man nicht diese Schwachköpfe hinauf schicken, damit sie ihnen auf die Füße treten.“
Reynolds erkannte, daß dies noch eine Weile dauern würde. Erzog seine Hose an.
„Das ist George O’Hara“, sagte Kelly. „Er ist der neue Direktor.“
„Ich möchte meine Kündigung einreichen“, sagte Reynolds beiläufig und knöpfte sich das Hemd zu.
„Sie müssen uns zu dem Raumschiff begleiten“, sagte O’Hara.
„Ich brauche Sie auch“, sagte Kelly. „Sie schulden das jemandem. Wenn nicht mir, dann den Aliens. Wenn Sie mir die Wahrheit gesagt hätten, wäre das alles vielleicht nicht passiert. Wenn jemand für dieses Durcheinander verantwortlich ist, dann sind Sie das, Reynolds. Warum wollen Sie mir nicht sagen, was dort oben während des letzten Monats los war? Da muß doch etwas gewesen sein.“
„Allerdings“, sagte Reynolds. „Lachen Sie nicht, aber ich habe versucht, mit der Sonne zu sprechen. Ich habe Ihnen schon erzählt, daß die Aliens deswegen hergekommen sind. Sie kreuzen durch die Galaxis und halten hier und da an,
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