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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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kön­nen jetzt star­ten, Dr. Reynolds“, sag­te der Pi­lot.
    Reynolds grunz­te nur, in Ge­dan­ken ein paar Mei­len weit fort von sei­nem war­ten­den Kör­per. Er dach­te dar­an, daß es dort letz­ten En­des eben doch noch et­was gab. Wie konn­te er in Be­grif­fen von Sinn­lo­sig­keit und Ver­geb­lich­keit den­ken, wenn er al­lein sie tat­säch­lich ge­se­hen hat­te, mit sei­nen ei­ge­nen Au­gen? We­sen, in­tel­li­gen­te Ge­schöp­fe, die in wei­ter Fer­ne ge­bo­ren wa­ren, Licht­jah­re weit fort von der un­be­deu­ten­den Welt des Men­schen? War das nicht schon in sich selbst ein Be­weis? Ja. Das war es ganz si­cher. Aber für was?
    Das Shutt­le er­hob sich mur­melnd von der Mond­ober­flä­che. Tief in sei­nen Sitz ge­kau­ert, dach­te Reynolds dar­an, daß es nun nicht mehr lan­ge dau­ern wür­de.
    Und sie ha­ben uns ge­fun­den, dach­te er, nicht wir sie. Und wann wa­ren sie ins All vor­ge­drun­gen? Spät. Sehr spät. Zu ei­nem Zeit­punkt in ih­rer Ge­schich­te, der, wenn man ihn auf die Mensch­heit über­trug, noch hun­dert­tau­send Jah­re in der Zu­kunft lag. Sie hat­ten den Raum ge­mie­den, bis ein zwin­gen­der Grund auf­tauch­te, der sie hin­aus­jag­te, und dann erst wa­ren sie ge­gan­gen. Er muß­te dar­an den­ken, daß es ihm nicht ge­lun­gen war, Jo­na­thon zu er­klä­ren, warum der Mensch die Ster­ne auf­su­chen woll­te, wenn er nicht an die Gott­heit der Son­nen glaub­te. Gab es einen Grund da­für? Und wenn ja, hat­te er Sinn?
    Die Rei­se dau­er­te nicht lan­ge.
    Es stank nicht. Die Luft ström­te sau­ber, schnei­dend und süß durch die Kor­ri­do­re, und wenn sie über­haupt einen Ge­ruch be­saß, dann war es der von Rein­heit und Fri­sche, fast wie Fich­ten­na­deln oder Min­ze. Die Luft tat sei­ner Stim­mung gut. Kaum war Reynolds an Bord des Raum­schif­fes ge­kom­men, hat­te er sei­ne De­pres­sio­nen und sei­ne Me­lan­cho­lie ver­ges­sen. Viel­leicht ließ er sich nur von der schein­ba­ren Düs­ter­keit der Si­tua­ti­on über­wäl­ti­gen. Es war zu lan­ge her, seit er das letz­te Mal hat­te kämp­fen müs­sen. Jo­na­thon wür­de wis­sen, was zu tun war. Der Ali­en war über drei­hun­dert Jah­re alt und das Pro­dukt ei­ner Zi­vi­li­sa­ti­on und Kul­tur, die schon aus­ge­reift ge­we­sen war, als der Mensch noch kein Mensch war, son­dern ein dür­rer, küm­mer­li­cher Af­fe, ein Aas­fres­ser auf den hei­ßen Ebe­nen von Afri­ka.
    Als Reynolds in den Be­spre­chungs­raum kam, sah er, daß Jo­na­thon und Ri­chard dies­mal nicht al­lein wa­ren. Der drit­te Ali­en – Reynolds spür­te, daß es ei­ne wich­ti­ge Per­sön­lich­keit war – wur­de ihm als Ver­gnan vor­ge­stellt. Kein an­ge­nom­me­ner Er­den­na­me.
    „Dies ist der un­ter uns, der die Ster­ne am bes­ten kennt“, sag­te Jo­na­thon. „Er hat mit dem Ih­ren ge­spro­chen und hofft, daß er Ih­nen hel­fen kann.“
    Die­sen Teil der An­ge­le­gen­heit hat­te Reynolds fast ver­ges­sen. Der plötz­li­che Druck der letz­ten paar Stun­den hat­te al­les an­de­re aus sei­nen Ge­dan­ken ver­drängt. Sei­nen Un­ter­richt. Sei­ne er­folg­lo­sen Ver­su­che, mit den Ster­nen zu spre­chen. Er hat­te ver­sagt. Es war Jo­na­thon nicht ge­lun­gen, ihn et­was zu leh­ren, aber er glaub­te, es hat­te wahr­schein­lich dar­an ge­le­gen, daß er ein­fach nicht dar­an glaub­te.
    „Wir wer­den Sie jetzt al­lein las­sen“, sag­te Jo­na­thon.
    „Aber …“ sag­te Reynolds.
    „Es ist uns nicht ge­stat­tet zu blei­ben.“
    „Aber es gibt et­was, was ich Ih­nen sa­gen muß.“
    Es war zu spät. Jo­na­thon und Ri­chard hat­ten sich zum Kor­ri­dor ge­wandt. Ihr Gang war über­ra­schend an­mu­tig. Ih­re lan­gen Hälse schwank­ten, und ih­re dün­nen Bei­ne beb­ten, aber trotz­dem ge­lang es ih­nen, sich so flüs­sig und ele­gant wie Kat­zen zu be­we­gen – bei­na­he wel­len­för­mig.
    Reynolds wand­te sich Ver­gnan zu. Soll­te er die­sem hier von den Be­su­chern von der Er­de be­rich­ten? Wohl kaum. Ver­gnan war alt, und sei­ne Haut war viel hel­ler als die der an­de­ren, fast völ­lig haar­los. Sei­ne Au­gen wa­ren von Run­zeln um­ge­ben, und ein Ohr war zer­fetzt.
    Ver­gnans Au­gen wa­ren ge­schlos­sen.
    Reynolds

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