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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Ver­ach­tung kund­tun, in­dem Sie schlecht lo­gen und sie Ih­rer­seits be­lei­dig­ten. Ich ha­be Sie un­ter­schätzt. Sie sind sehr gut mit ih­nen um­ge­gan­gen.“
    „Aber Sie möch­ten mich noch et­was fra­gen?“
    „Ja“, sag­te Reynolds. „Ich möch­te Sie bit­ten, mich mit­zu­neh­men.“
    Wie im­mer blieb Jo­na­thon auch jetzt aus­drucks­los. Aber er sag­te lan­ge Zeit nichts. Dann: „Warum wol­len Sie das? Wir wer­den nie wie­der hier­her­kom­men.“
    „Das ist mir egal. Ich ha­be Ih­nen schon ge­sagt: Ich bin nicht ty­pisch für mei­ne Ras­se. Hier kann ich nie­mals glück­lich wer­den.“
    „Aber sind Sie ty­pisch für mei­ne Ras­se? Wür­den Sie bei uns nicht un­glück­lich sein?“
    „Ich weiß es nicht. Aber ich wür­de es gern ver­su­chen.“
    „Es ist un­mög­lich“, sag­te Jo­na­thon.
    „Aber … aber wie­so?“
    „Weil wir we­der die Zeit noch die Fä­hig­keit ha­ben, uns um Sie zu küm­mern. Wir sind auf ei­ner ver­zwei­fel­ten Missi­on. Wäh­rend un­se­rer Ab­we­sen­heit ist un­se­re Hei­mat­welt viel­leicht schon wahn­sin­nig ge­wor­den. Wir müs­sen uns be­ei­len. Un­se­re Zeit wird knapp. Und Sie wer­den uns nicht hel­fen kön­nen. Es tut mir leid, aber Sie wis­sen, daß es so ist.“
    „Ich kann mit den Ster­nen spre­chen.“
    „Nein“, sag­te Jo­na­thon, „das kön­nen Sie nicht.“
    „Aber ich ha­be es doch ge­tan!“
    „Das war Ver­gnan. Oh­ne ihn könn­ten Sie es nicht.“
    „Ist das Ihr letz­tes Wort? Gibt es sonst nie­man­den, den ich fra­gen könn­te? Ih­ren Cap­tain?“
    „Ich bin der Cap­tain.“
    Reynolds nick­te. Den gan­zen Weg hat­te er sei­ne Kof­fer und Kis­ten ge­schleppt, und jetzt wür­de er sie wie­der nach Hau­se trans­por­tie­ren müs­sen. Nach Hau­se? Nein, nicht nach Hau­se. Auf den Mond.
    „Könn­ten Sie bit­te fest­stel­len, ob sie ei­ne Fäh­re für mich da­ge­las­sen ha­ben?“ bat er.
    „Ja. Einen Au­gen­blick.“
    Jo­na­thon well­te da­von und ver­schwand im Gang. Reynolds dreh­te sich um und starr­te die Wän­de an. Wie­der er­schi­en es, als ob das Re­gen­bo­gen­mus­ter sich be­weg­te und aus ei­ge­ner Kraft tanz­te und wir­bel­te. Er sah es und fühl­te sich trau­rig, aber sei­ne Trau­rig­keit war nicht die des Be­dau­erns, son­dern die Trau­rig­keit der Lee­re und der Ein­sam­keit. Die­se Lee­re war schon so lan­ge ein Teil von ihm ge­we­sen, daß er manch­mal ver­gaß, daß sie da war. Jetzt wuß­te er es. Er wuß­te, daß er, be­wußt oder un­be­wußt, die letz­ten zehn Jah­re sei­nes Le­bens da­mit zu­ge­bracht hat­te, ver­geb­lich nach ei­ner Mög­lich­keit zu su­chen, die­se Lee­re aus­zu­fül­len. Viel­leicht noch mehr als das: Viel­leicht war sein gan­zes Le­ben nichts als die Su­che nach je­nem einen Au­gen­blick der wirk­li­chen Er­fül­lung ge­we­sen. Ein- oder zwei­mal hat­te er tat­säch­lich dicht da­vor­ge­stan­den. Das ers­te Mal war er auf dem Mars ge­we­sen. Als er ge­lebt und zu­ge­se­hen hat­te, wie die an­de­ren star­ben. Da war er nicht al­lein oder leer ge­we­sen. Und das zwei­te Mal war hier in die­sem Raum ge­we­sen – mit Ver­gnan. Nur zwei­mal in sei­nem Le­ben war es ihm ver­gönnt ge­we­sen, bis an den Rand der wah­ren Be­deu­tung vor­zu­drin­gen. Zwei­mal in achtund­fünf­zig end­los lan­gen Jah­ren. Wür­de es je wie­der ge­sche­hen? Wann? Wie?
    Jo­na­thon kam zu­rück und blieb in der Tür ste­hen. „Ein Pi­lot ist da“, sag­te er.
    Reynolds ging zur Tür, be­reit zum Ab­schied. „Be­ab­sich­ti­gen Sie noch im­mer, un­se­re Son­ne zu be­su­chen?“ frag­te er.
    „Oh ja. Wir wer­den wei­ter su­chen, wei­ter for­schen. Wir wis­sen sonst nichts. Sie glau­ben nicht – nicht ein­mal nach dem, was Ver­gnan Ih­nen ge­zeigt hat, nicht wahr, Reynolds?“
    „Nein, ich glau­be nicht.“
    „Ich ver­ste­he“, sag­te Jo­na­thon. „Und ich ha­be Ver­ständ­nis. Wir al­le – selbst ich – ha­ben mit­un­ter un­se­re Zwei­fel.“
    Reynolds ging wei­ter den Kor­ri­dor ent­lang. Hin­ter sich hör­te er ein schwe­res, klap­pern­des Ge­räusch, und als er sich um­dreh­te, sah er, daß Jo­na­thon ihm folg­te. Er blieb ste­hen, bis der Ali­en ihn er­reicht hat­te, und sie gin­gen

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