Der Bernstein-Mensch
Mara suchte verzweifelt nach einem Halt, bekam etwas zu fassen und konnte ihre Bewegung bremsen.
Das Shuttle trieb am Orb vorüber. Nach wenigen Augenblicken war es nicht mehr zu sehen.
Der Jupiter drehte sich noch immer, ungerührt und majestätisch. Für einen langen Augenblick sah Mara nichts anderes.
Eine Stimme drang in ihre Ohren, sanft und unerwartet ruhig. „Haltet euch fest, ihr beiden. In ein paar Minuten ist jemand draußen.“
„Das ist schön, Bradley“, sagte Tsubata. „Wir warten.“
„Ich hoffe, Mara wird sich nicht langweilen. Es scheint, daß sie nicht gern lange am selben Ort bleibt.“
„Mach dir keine Sorgen um mich, Bradley.“
„Vielleicht wirst du in Zukunft nicht mehr gegen meine Anweisungen handeln.“
„Ach, halt den Mund, Bradley.“
„Das war nur als Vorschlag gedacht.“
„Den kannst du für dich behalten.“
„Wir sprechen uns gleich, Mara.“
Mara kommt wieder in ihr Zimmer, in dem ich bewegungslos neben den Schachfiguren stehe, und Bradley Reynolds ist ihr emsig auf den Fersen. Sein äußerliches Begrüßungslächeln (an mich gerichtet) soll einen Maelstrom von innerer Erregung verbergen. „Corey, wie geht’s dir? Gerade haben wir Mara zurückgeholt.“
„Das freut mich.“
„Das sollte es auch“, sagte Mara, „denn es war verflucht knapp.“ Sie glüht vor Zorn – und Angst –, aber beide Gefühle liegen so tief vergraben, daß ihr tatsächlich Tränen in die Augen schießen, als empfinde sie Trauer. Es wird schwierig, ihren Worten zu folgen, die jetzt in wilder Hast dahinsprudeln. Ich bin hier nicht wichtig. Es ist Bradley Reynolds, der ihre Aufmerksamkeit beherrscht. Er wirft sich auf das zweite Bett und studiert gelassen Maras Zeichnung von dem Puzzle.
„Mara, du warst nicht in Lebensgefahr. Es gibt keinen Grund, Zeter und Mordio zu schreien. Warte, bis wirklich etwas passiert, und dann kannst du explodieren.“
Ihre Finger beben, als besäßen sie ein Eigenleben. „Du hast es selber gesagt, Bradley. Jemand hat sich an dem Shuttle zu schaffen gemacht.“
„Das hat Tsubata gesagt, nicht ich, und er kann es erst mit Sicherheit feststellen, wenn wir das Fahrzeug geborgen haben.“
„Ich weiß es. Du weißt es. Es ist nicht das erste Mal.“
„Du warst nicht wirklich in Gefahr.“
„Nein. Aber wenn es nun früher passiert wäre? Das sagt Kurt auch. Die Lateraldüsen waren eingefroren. Wenn das Triebwerk einem von uns – und rate mal, wem? – so weit draußen um die Ohren geflogen wäre, Stunden vom Orb entfernt?“
„Das ist aber nicht passiert.“ Bradley steht auf und nähert sich dem Schachbrett. „Ein faszinierendes Spiel. Ich habe es seit Jahren nicht gespielt.“
Mara packt ihn bei der Schulter und reißt ihn herum. Ihr Fleisch berührt seins. Seine dünne Kleidung kann den Körperkontakt kaum mindern. „Es muß dieselbe Person gewesen sein. Jemand will mich umbringen. Und sie werden nicht auf geben.“
Bradley wird weich. Die Muskeln, die seinen Unterkiefer und seine Wangen spannen, erschlaffen. Er streckt beide Arme von seinem Körper und berührt Maras Schultern. Corey kann man ignorieren, als wäre er nicht anwesend. Stahlkasten. Möbelstück. Eine leere Fernsehtruhe. „Du hättest nicht mit dem Shuttle hinausgehen dürfen, Mara. Ich habe dich gewarnt; ich habe dir gesagt, es würde gefährlich sein. Ich habe dich schützen wollen, nicht sie. Sieh mal, wenn du nachts allein durch Kalkutta spaziertest und nicht lebendig zurückkämest, wessen Schuld wäre das?“
„Dann gib die Schuld eben mir, verdammt.“ Triumphierend zieht sie sich zurück. „Ich habe dir gesagt, warum ich hinausgegangen bin.“
„Um das Puzzle zu lösen“, sagt er mit präziser Betonung.
„Ja.“
„Das hast du aber nicht.“
„Nein, aber ich werde es lösen.“
„Das
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