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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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schwarzen Lackschuhen und weißen Söckchen über seinem kleinen weißen Kleid, dazu zwei ältere Kinder unbestimmten Geschlechts, die sich balgten und sich gegenseitig den Hügel hinunterschubsen wollten. Und während Vater und Mutter mit ihren Kameras beschäftigt waren, um die Aussicht zu fotografieren, die im Licht des Spätnachmittags wirklich atemberaubend war, eine Flut aus wässrigem Rot, in das von rechts, von Westen her, der Schatten der Sporthalle sich ausbreitete wie Tinte. Während die beiden älteren Kinder sich balgten, beobachtete das kleine Mädchen LaVache, der das kleine Mädchen bemerkte, sein Bein abnahm und damit spielte, um das Mädchen zum Lachen zu bringen, was es aber nicht tat, sondern ihn nur mit großen Augen anstarrte und dann zum roten Rocksaum seiner Mutter rannte, worauf diese nicht reagierte.
    Lenore sah zu, wie LaVache sich auf den Rücken legte und das Bein auf seiner Nase balancierte, ohne Hände. Das kleine Mädchen, das näher gekommen war, ließ sich ins Gras plumpsen und musterte, die Beine gerade ausgestreckt, Lenore, den Antichrist und das Bein. Der Antichrist nahm das Bein von seiner Nase und bewegte grinsend seine dichten Augenbrauen vor dem Mädchen. Das Mädchen purzelte nach vorn auf die Füße, rannte zum Rocksaum seiner Mutter und versteckte sich hinter einer Wade.
    Lenore lachte. »Du bist schrecklich«, sagte sie.
    LaVache pulte das Gras aus den Zehen des Fußes seines Beins. »Ja.« Lenores Haar fühlte sich wundervoll an, so leicht und weich und sauber, getrocknet im warmen Wind von den Feldern. Die beiden anderen Kinder kreischten gleichzeitig auf, rollten den Hügel hinunter und wurden klein.
    »Hat Candy dich wirklich verführt?«, fragte Lenore ihren Bruder.
    Der Antichrist kratzte sich an der Hüfte. »Nein, Lenore, das hat sie nicht. Ich habe Heat und den Breather angelogen.« Er schaute auf sein Bein. »Aber hier auf dem College musst du lügen können. ›Strategische Falschdarstellung‹ nennt man das hier. Ich war lange richtig verknallt in Candy. Um ehrlich zu sein, ihre Brüste haben in mir die Pubertät ausgelöst, vor vier Jahren, glaube ich, als du sie zur Spring-Break mit nach Hause gebracht hast. Im letzten Sommer wurde es besonders schlimm, also habe ich Heat und Breather gegenüber einfach den Wunsch als Wirklichkeit ausgegeben. Heat hat nur eine große Klappe. Meine neueste Theorie lautet, dass Heat mit seinen Hausarbeiten nicht ausgelastet ist, was sich von meiner Seite her aber ›schnell ändern lässt‹.«
    »Oh«, sagte Lenore. Sie spürte das Gras. »Tut mir Leid, aber diesen Breather finde ich auch nicht viel besser. Der Kerl ist ein Glotzer und ein Grabscher.«
    Der Antichrist sagte nichts darauf.
    »Wie heißt er eigentlich?«, fragte Lenore.
    »Sein Name ist der Breather.«
    »Nein, wie er wirklich heißt.«
    »Ist doch egal. Mike Soundso.«
    »Hmmm.«
    Der Antichrist starrte hinunter auf die dünnen, verbogenen Wasserfontänen auf den Feldern und den Wald, alles getaucht in dieses immer tiefere Rot. »Stehst du immer noch so auf Tab-Cola?«, fragte er unvermittelt.
    Lenore sah ihn an und kam zu den Schluss, dass er immer noch high war. »Nein, Tab trinke ich eigentlich kaum noch«, sagte sie. »Meistens jetzt Mineralwasser. Für mich schmeckt Tab mittlerweile so, als hätte ein kleiner Junge mit seinem Chemiebaukasten gespielt.«
    Der Antichrist lachte und wuchtete sein Bein nach vorn. Sein Turnschuh ragte jetzt neben den ihren aus dem Gras. Das kleine Mädchen lugte hinter dem Bein ihrer Mutter hervor und beobachtete den Antichrist, der so tat, als merke er es nicht.
    »Wo ist eigentlich dein Freund, dieser Mr. Vigorous? Was macht er die ganze Zeit?«
    »Das weiß ich auch nicht. Ich glaube, er wandert ein bisschen übers Gelände. Er hat offenbar noch einiges aufzuarbeiten. Seit seinem Abschluss war er nie wieder hier.«
    »Verstehe.«
    Die beiden anderen Kinder hatten sich ausrollen lassen und kletterten mühsam die Anhöhe hoch. Der Vater und die Mutter zischten sich über die Belichtungsmesser ihrer Kameras hinweg an. Hinter der Wade der Frau warteten grüne Augen und rote Haare. Der Antichrist schob das Bein unter sein Shirt.
    »Bist du eigentlich nicht furchtbar müde?«, fragte Lenore. »Ich meine von den vielen Mandrax.«
    LaVache schaute auf die Bäume. »Das hat dir der Breather gesagt, oder? Dass heute Tranquilizer-Day ist. Was für ein geschwätziger Haufen! Und wenn, dann höchstens eine ganz kleine Tablette. Aber

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