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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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heilig, sie dir nicht wegzunehmen.«
    »Danke. Dann wäre das ja geklärt.«
    »Alles in Ordnung? Mann, du schwitzt ja. Hier, willst du mein Taschentuch?«
    »Nein danke, ich habe mein eigenes.«
    »Gentlemen, der Kapitän bittet Sie, zur Landung die Sicherheitsgurte wieder anzulegen.«
    »Mein Ohren blubbern wie verrückt.«
    »Sie könnten mir nicht zufällig mit meinem Gurt behilflich sein, Ma’am?«
    »Ixnay ist Pilotpay.«
    »...«
    »Hgnaa. Was ist?«
    »Lenore, du sägst ganze Wälder ab.«
    »Wie viel Uhr ist es?«
    »Wir landen jeden Moment.«
    »Mann, bin ich müde.«
    »Wenigstens schön geträumt?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe ein Gefühl im Mund wie ein toter Hamster, und ich muss dringend duschen.«
    »Nimm einen Kaugummi.«
    »Willst du vielleicht mal ein Skoal probieren?«
    »Nein, im Leben nicht.«
    »Lenore, mein Ohren sind die Hölle.«
    »Armer Rick. Wie kann ich dir bloß helfen?«
    »Vielleicht, wenn du mir die Schläfen massierst ...«
    »Warte, ich mach Platz ...«
│b│
    Als Lenore und Wang-Dang Lang von Rick unweit des Hauses der Tissaws abgesetzt wurden, war es vier Uhr. Nebel war aufgezogen, und obwohl es nicht sehr kalt war, konnte Lenore ihren und Langs Atem sehen. Rick musste sofort in den Verlag zurück, versprach aber, als er sie unweit des großen grauen Hauses der Tissaws absetzte, sie so bald wie möglich zum Abendessen abzuholen.
    »Super«, sagte Lenore.
    »Na, das ist doch was«, sagte Lang.
    Der Grund, warum Rick sie nicht direkt vor dem Haus absetzen konnte, waren die vielen Autos, welche die Straße verstopften, vor allem Vans. Viele der Vans waren weiß und trugen das rote, verschnörkelte Kürzel P. C. G. auf der Seite. So voll hatte Lenore die Straße noch nie erlebt.
    »So voll habe ich die Straße noch nie erlebt«, sagte Lenore.
    »Nicht anzunehmen, dass die alle wegen der Wohnung von Misty Schwarz hier sind«, sagte Lang.
    »Glaube ich auch nicht.«
    »Vielleicht geht irgendwo eine geile Party ab«, sagte Lang.
    »An einem Dienstagnachmittag?«
    »Ich sehe schon, das ist genau meine Gegend.«
    Als sie weitergingen, sah Lenore, dass die Haustür der Tissaws von dicken schwarzen Kabelsträngen offen gehalten wurde, die aus dem Heck von zwei weißen P. C. G.-Vans kamen – Vans, geparkt im Tissaw’schen Vorgarten – und im Haus verschwanden. Plötzlich hörte Lenore jemanden rufen, unverkennbar Candy Mandible und unverkennbar aus ihrem Fenster im dritten Stock, das jetzt jedoch seltsam erleuchtet schien und in der feuchten kalten Luft von einem regenbogenfarbigen Doughnut umstrahlt war. Dann hörte sie Candy, die ihnen auf der Treppe entgegenlief.
    »Lenore, ich schwöre, das glaubst du nicht«, sagte Candy.
    »Was ist denn hier los?«, sagte Lenore und schaute sich um. »Sind die von der Rohrreinigung wieder da?«
    »Nicht direkt, komm, es geht um Vlad den Pfähler«, sagte Candy und zog Lenore weiter zur Treppe, auf der die schwarzen Kabel verliefen, bis sie oben nicht mehr zu sehen waren. Candy trug ihr lila Kleid.
    »Halloo, wen haben wir denn hier?«, sagte Lang zu Candy und nahm die Koffer.
    »Hi«, sagte Candy, sah ihn aber kaum an. »Lenore, komm schon. Du brichst zusammen, wenn du das siehst.«
    »Aber was hat Vlad der Pfähler mit Vans, Kabeln und Buchstaben zu tun?«
    »Mrs. Tissaw hat ihn sprechen gehört. Gott weiß, was er gesagt hat, aber sie ist vollkommen ausgetickt.« Ein Träger des lila Kleids war ihr von der Schulter gerutscht. Abermals hob Lang die Koffer an. »Jetzt will sie ihn ins Fernsehen bringen. Na ja, nur Bibel-TV auf Kabel, aber immerhin.«
    »Fernsehen?«
    »Wer ist Vlad der Pfähler?«, sagte Wang-Dang Lang.
    »Mein Vogel«, sagte Lenore. »Mein Vogel, der beunruhigender- und obszönerweise sprechen gelernt hat.« Sie wandte sich zu Candy. »Und wer hat erlaubt, ihn ins Fernsehen zu bringen?«
    »Mrs. Tissaw sagt, es wäre der Ausgleich für die zerhackte Wand und den Guano-Schaden auf dem Fußboden, den du ihrer Meinung nach ohnehin nicht bezahlen könntest, weil sie mit der Prietht gesprochen hat, und die Prietht, nett, wie sie ist, hat ihr verraten, dass du pleite bist...« Candy hielt inne und schaute die Treppe hoch. Lärm drang aus dem dritten Stock. Viel Lärm. »Aber sieh es mal so«, .sagte sie, »sie machen ihn zum Star. Das haben sie wörtlich so gesagt. Zum Star.«
    »Haben sie? Wörtlich? Zum Star? Und von was, bitteschön?«
    »Jetzt komm endlich.«
    Lenore ließ sich weiterzerren. Lang folgte ihnen die Treppe hoch

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