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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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und schaute ihnen dabei auf den Hintern.
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    »Liebe Freunde, als eingeschriebene Mitglieder des ›Partner-Club Gott‹ mit Reverend Hart Lee Sykes können Sie sicher sein, dass der Allmächtige schon in weniger als vierundzwanzig Stunden in Ihr Leben tritt!«, sagte Vlad der Pfähler und starrte in die vielen kleinen, unverschmierten Spiegel, die mit winzigen Lichterketten umrahmt waren. In Lenores Zimmer hatten sich TV-Kameras und Scheinwerfer breit gemacht. Licht strahlte grell, und die Temperatur betrug etwa vierzig Grad. Überall dicke schwarze Kabel, blinkende Mischpulte und Sonnenbrillen. Der braune Samtsessel, der Tisch mit den verschieden langen Beinen, das Bett und sämtliche Kordkissen auf der Fensterbank, alles besetzt von Leuten, die rauchten, irgendwelches Equipment in der Hand hielten oder dicke Stöße Papier und die einfach auf den Boden aschten. Vlad der Pfähler war in seinem Käfig. Seine riesigen Füße hatten sich in einen kleinen Regiestuhl gekrallt, und er leckte prüfend über die heiße Oberfläche eines kleinen Spiegels. Eine riesige graue Fernsehkamera mit einer roten Lampe auf der Oberseite war auf ihn gerichtet. Seinen Irokesenschnitt krönte eine hochgeschobene Sonnenbrille. Die alten, verschmierten Spiegel an der Kette aus Büroklammern waren verschwunden.
    »Heilige Scheiße«, sagte Lenore.
    »Du glaubst ja nicht, was passiert ist«, sagte Candy.
    »Super Kleid tragen Sie da, Ma’am«, bemerkte Lang. »A. S. Lang mein Name.«
    »Perfekt! Perfekt! «, rief ein hünenhafter Mann mit Hosenanzug aus weißem Leder, pechschwarzer gestylter Riesentolle und mehreren Kinns. Die roten Pailletten auf seiner Hemdbrust bildeten die Buchstaben P. C. G.
    »Klasse, der Vogel. Klasse. Ich liebe ihn!«, rief der Mann.
    »Schnitt«, rief jemand anderes aus dem Mob in der Nähe des Fensters. Die Fenster selbst waren beschlagen vom Atem so vieler Leute.
    »Schlag mich, wenn das nicht Hart Lee Sykes ist«, sagte Wang-Dang Lang und sah auf den Ledermann.
    »Wer?«, fragte Lenore.
    »Hart Lee Sykes«, sagte ihr Candy ins Ohr, um sich verständlich zu machen: »Er ist einer der Topleute bei CBN, dem ›Christian Broadcasting Network‹. Er hat ›Mensch und Tier hautnah vor Gott‹ moderiert, eine Art religiöser Ableger von ›Leute hautnah‹. Aber jetzt moderiert er diese unglaublich erfolgreiche Sendung auf Kabel, den ›Partner- Club Gott‹.«
    »Super, der Mann«, sagte Lang zu Lenore und setzte zwischen all den Styroporbechern, Kippen und Schokoriegelpapierchen auf dem Boden die Koffer ab. »Mein Daddy verpasst keine einzige Sendung. Mein Daddy sagt, spirituell ist er voll der Bringer.«
    »Und wer bist du?«, sagte Candy zu Lang.
    »Das ist Andrew Sealander Lang«, sagte Lenore, »ein Freund von Rick und zurzeit Mitarbeiter von F&V. Ich muss Mrs. Tissaw noch fragen, ob er Mistys Zimmer haben kann, solange sie im Krankenhaus ist.«
    »Und hoffentlich auch ein Freund von euch zwei Hübschen«, sagte Lang, »ich...«
    »Pflügt! Kamel! Der Vogel, berührt vom Geiste Audens«, kreischte Vlad der Pfähler, und der Tonmann jaulte auf und riss sich den Kopfhörer herunter.
    »Nein, nein, nein! , schrie Hart Lee Sykes und stampfte mit einem spitzen Cowboystiefel auf den Boden. »Es heißt: ›Jedes Abo ist steuerlich voll abzugsfähig.‹ Cindy-Schätzchen... wo ist Cindy?« Hart Lee Sykes entdeckte sie an der Tür, zusammen mit Lenore und Lang, und ging auf sie zu. Lenore wich etwas zurück. Sykes überragte sie alle, auch Lang. Zu Candy sagte er: »Cindy-Schätzchen, das geht so nicht. Bitte sorg dafür, dass diese wundersame Inkarnation tut, was sie soll. Wenn du jetzt bitte...«
    »Reverend Sykes, hier ist endlich Lenore Beadsman, die Besitzerin«, sagte Candy und packte sie gleichzeitig im Nacken, damit sie nicht weglaufen konnte.
    Der Reverend sagte nichts, wandte sich Lenore zu und hätte sich um ein Haar vor ihr verbeugt. »Miss Beadsman, endlich! Die Besitzerin eines Tieres, das eigentlich der gesamten Menschheit gehört! Eines Tieres – ja, darf man es eigentlich noch Tier nennen? –, berührt vom Geist des Herrn, eines Tieres, das Gott der Allmächtige nach mancherlei Irrungen zu seinem bescheidenen Diener geführt hat, mir«, orgelte ehern seine anfangs leise Stimme. Ein Murmeln ging durch das Zimmer, alle blätterten jetzt in Skripts oder überprüften ihre Ausrüstung.
    »Gott weiß, unser Sex war toll«, krächzte Vlad der Pfähler.
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen, und noch einmal

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