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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Morde plant, und deswegen getötet worden ist … richtig?“
    „Wie gesagt: Diesen Zusammenhang hat mir der Zufall hingeworfen, aber … war Ihr Mann in den Wochen vor seinem Tod anders als sonst … ängstlich, schlaflos, unnahbar …“
    „Ich war mit Max vierzig Jahre verheiratet … seine Geschichte, die seiner Familie … seine Arbeit … es hat immer wieder Phasen gegeben, wo er sich zurückgezogen hat … manchmal habe ich ihn eine ganze Woche nicht gesehen … aber er hat jeden Abend angerufen … wir haben gewusst, dass wir füreinander da sind …“
    „Wo war er, wenn er so lange nicht zu Hause war?“ Schäfer fühlte sich immer unwohler, wie eine Wanze, die sich an der alten Frau festgebissen hatte und ihre Gutmütigkeit bis aufs Blut strapazierte.
    „In der Klinik … manchmal auch am Predigtstuhl, da haben wir eine Hütte … da waren wir früher mit Gernot oft oben …“
    „Mit Doktor Hofer … wie war denn Ihre Beziehung … also die Ihres Mannes zu ihm?“
    „Zwillinge im Geiste … schicksalhaft … neben hundert anderen Kindern ist ja auch Max’ Schwester von Gernots Vater getötet worden … und Gernot … mit seinen ganzen Projekten und Spendenveranstaltungen … und indem er Max an seine Seite geholt hat … das Absurde war, dass sich auch Max schuldig gefühlt hat, mitverantwortlich für diese Last auf Gernots Schultern … und in ihrer Arbeit haben sich die beiden wohl zu befreien versucht … da wollten sie gemeinsam zu etwas gelangen, das sie über diese Schuld erhebt …“
    „Und Sie selbst … wie stehen Sie zu Doktor Hofer?“
    „Er ist ein guter Mensch …“
    „Das klingt sehr neutral …“
    „Nein … das ist die Wahrheit … aber … Gernot war früher oft hier, mindestens einmal die Woche … im letzten Jahr kaum mehr … das hat mich ein bisschen verletzt … aber das hat sicher auch mit seinen ganzen Verpflichtungen zu tun … wobei auch Max ein bisschen schweigsamer geworden ist in den letzten Jahren … ich weiß nicht genau, warum … jetzt, wo ich mit Ihnen darüber spreche, wird mir das erst bewusst … wie nahe wir uns früher gestanden haben … das hat von außen für manche bestimmt schon wie eine ménage à trois ausgesehen“, sie lachte auf und errötete, „wobei ich ja diejenige war, die manchmal eifersüchtig geworden ist auf dieses blinde und wortlose Verstehen, das die beiden geteilt haben … aber das hat wohl auch mit ihrer Arbeit zu tun gehabt … viele Menschen gibt es ja nicht, die das durchschauen …“
    „Ja … ich habe es ansatzweise versucht und bin sehr bald gescheitert“, meinte Schäfer und goss ihnen beiden frischen Saft in die Gläser.
    „Wissen Sie, wie Max mir einmal … das ist sicher schon vierzig Jahre her … versucht hat, das Gehirn zu erklären?“
    „Erzählen Sie es mir“, forderte Schäfer sie auf, der hoffte, dass sie sich dadurch von den unangenehmen Erinnerungen, zu denen er sie geführt hatte, befreien konnte.
    „Wir waren in Bangkok … und am zweiten Tag haben wir den Chatuchak aufgesucht, diesen riesigen Markt, wo Sie alles bekommen, was Sie nur für möglich halten. Als wir nach ein paar Stunden wieder draußen waren, haben wir uns völlig erschöpft an den Straßenrand gesetzt und Ananassaft getrunken. Und dann hat Max zu mir gesagt: So in etwa funktioniert das Gehirn. Du gehst zu einer der Frauen hier an den Ständen und fragst nach etwas, das sie nicht hat … eine Autobatterie zum Beispiel … sie wird dem kleinen Jungen neben ihr irgendetwas sagen, das du nicht verstehst … dann wird sie dich bitten zu warten. Und nach einer Weile wird der Junge mit der Batterie zurückkommen, ohne dass du weißt, woher er sie hat. Man könnte versuchen, nachzuvollziehen, welche Stationen der Junge durchlaufen hat … oder warum dich die Frau nicht einfach weggeschickt hat … man könnte eine Ewigkeit damit zubringen, die Zusammenhänge und Ursächlichkeiten zu erkunden, was zwischen deiner Frage und dem Aushändigen der Batterie vorgegangen ist … aber man wird nie fertig damit werden … warum arbeitet der Junge überhaupt hier? Müsste er nicht in der Schule sein? Wo ist er als Nächstes hin … sind das Verwandte von ihm … bekommen sie einen Anteil, wenn sie ihm das Gesuchte verschaffen … oder läuft alles darauf hinaus, dass jeder jedem zu helfen versucht, weil sie sich als ein Organ verstehen, das nur funktioniert, wenn alles zusammenspielt …“
    „Ein schönes Gleichnis“, meinte Schäfer nach einer

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