Der bessere Mensch
erleben.
„So, Herr Kollege … dann machen wir es uns gemütlich.“ Kamp stand auf und zog zwei Liegestühle heran.
„Danke noch mal für die Einladung und das grandiose Essen“, sagte Schäfer, nachdem er sich gesetzt hatte.
„Ja … gerne … Major, ich will ehrlich zu Ihnen sein …“
„Sind Sie das nicht immer?“, meinte Schäfer noch scherzend, obwohl sein Gehirn ein Signal gab, dass der heitere Abend nun unvermittelt eine Wendung zum Ernsten nahm. Jetzt kamen wohl die anderen Dinge, von denen Kamp im Büro geredet hatte.
„Ich war ja gestern und heute beim Innenminister … der türkische Premierminister kommt nächste Woche nach Wien …“
„Ach … und jetzt wollen Sie mir sagen, dass dann die halbe Mannschaft abkommandiert wird, um sich im ersten Bezirk herumzutummeln und verdächtige Kurden auf Waffen zu untersuchen …“
„Nein, natürlich nicht … es geht eher um diplomatische Spitzfindigkeiten …“
Schäfer sah Kamp fragend an.
„Dieser Vorfall … mit dem Türken, der mutmaßlich seine Tochter getötet hat … es gibt Hinweise aus der Botschaft, dass unsere Vorgehensweise in diesem Fall zum Thema wird …“
„Die werden doch was Besseres zu tun haben, als sich um so einen Spinner zu kümmern … sollen froh sein, dass wir das machen … wollen Sie mich jetzt suspendieren oder wie … hat der Herr Präsident wieder ein Schlupfloch gefunden, um mich loszuwerden …“
„Major, Major“, bemühte sich Kamp, den aufbrausenden Schäfer zu beruhigen, „davon kann überhaupt keine Rede sein … innenpolitisch haben Sie da überhaupt nichts zu befürchten … und, so ungern ich das zugebe, aber die Boulevardpresse stärkt uns da den Rücken … nein, es geht wie gesagt um diplomatische Feinheiten, den Umgang Österreichs mit seinen Staatsbürgern, die türkischer Herkunft sind … mangelnde Integrationsbestrebungen, ungleiche Behandlung vonseiten der Exekutive …“
„Wenn die sich an die Regeln halten würden und nicht ihre Frauen und Töchter umbringen …“
„Jetzt lassen Sie mich bitte ausreden … ich will hier keine Ethikdiskussion führen … Fakt ist, dass der Innenminister und der Bürgermeister ein bisschen Goodwill zeigen müssen … Polizeiwillkür darf bei uns keinen Platz haben und so weiter … das ist eine dumme Koinzidenz, das ist mir schon klar … wenn das vor zwei Monaten passiert wäre, würde keiner mehr darüber reden …“
„Schön, schön, der Schäfer wird zum Bauernopfer …“
„Ach, jetzt übertreiben Sie nicht … der Innenminister und der Polizeipräsident wissen Ihre Arbeit sehr wohl zu schätzen … wir möchten Sie einfach vorübergehend aus der Schusslinie nehmen … und dem türkischen Botschafter verkaufen wir das als Zwangsversetzung oder Beurlaubung … bis dieser unglaubliche Fehltritt vollständig aufgeklärt ist, wird dieser Beamte nur mehr im Innendienst blablabla …“
„Pff.“ Schäfer trank sein Glas in einem Zug leer, stand auf, stellte sich vor einen Busch und urinierte. „Und wie haben Sie sich das vorgestellt … mit dem Fall jetzt … wo Bergmann im Krankenhaus liegt und …“
„Ich schicke Sie nach Salzburg.“
„Salzburg? … Was soll ich da?“
„Offiziell arbeiten Sie für das LKA und unterstützen unsere Kollegen im Innendienst bei den Sicherheitsvorbereitungen für die Festspiele … das klingt degradierend genug … das habe ich auch schon mit meinem Freund, Oberstleutnant Schranz, abgesprochen …“
„Und inoffiziell?“, fragte Schäfer misstrauisch.
„Ihr Bruder lebt doch dort … spannen Sie ein bisschen aus … Sie bleiben natürlich mit uns in Verbindung und bekommen laufend die Ermittlungsergebnisse … je nachdem wie der DNS -Abgleich ausfällt, gibt es dort bald auch die eine oder andere Spur, der Sie vor Ort nachgehen können, vielleicht hat ja jemand aus der Salzburger Gerichtsmedizin dem Kastor Haare abgeschnitten … jetzt schauen Sie nicht wie eine beleidigte Mätresse … denken können Sie dort auch und mit dem Intranet …“
„Ich bin nicht der Meinung, dass ich einen Fehler gemacht habe … also Fehler vielleicht schon, überreagiert, aber …“
„Sie haben den Leiter eines Sondereinsatzkommandos ersucht, in Lokalen mit vorwiegend türkischem Publikum Sachschäden zu verursachen und einen Verdächtigen härter als notwendig anzufassen … das allein würde schon ein Verfahren gegen Sie rechtfertigen … also machen Sie jetzt nicht auf Sündenbock … das sind Sie ganz
Weitere Kostenlose Bücher