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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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denn zu sprechen?
    Kovacs rief ihn, als der Trafikant und ehemalige Polizist eintraf. Zu dritt suchten sie das Büro des Beamten auf, der für die Phantombilder zuständig war. Schon nach ein paar Minuten begann der Trafikant Schäfer auf die Nerven zu gehen. Er kannte diesen Typus zur Genüge. Aus welchem Grund auch immer sie den Dienst quittiert hatten – sobald sie die Gelegenheit bekamen, ihr kompostiertes Wissen unter Beweis zu stellen, waren sie nicht mehr zu halten. Dass er sich schon beim ersten Sichtkontakt gedacht habe, dass mit dem Mann etwas nicht in Ordnung sei – aber er wolle seinen ehemaligen Kollegen ja nicht umsonst ihre Zeit stehlen, schließlich wisse er genau, was die Politiker mit ihrer Reform angerichtet hatten und unter welchem Personalnotstand die Exekutive zur Zeit litt, eine Schande sei das; Schäfer ersuchte ihn, sich auf das Phantombild zu konzentrieren.
    So mitteilungsbedürftig und geltungssüchtig der Expolizist auch war, seine Beschreibung des mutmaßlichen Täters war präzise und glaubwürdig. Schäfer und Kovacs starrten auf den Bildschirm, wo Klick um Klick das Gesicht eines Mannes Anfang vierzig entstand, kurze schwarze Haare, kantiges Gesicht, kräftige Backenknochen, eine Narbe auf der linken Gesichtshälfte, aber da war sich der Trafikant nicht hundertprozentig sicher. Schäfer entnahm dem Drucker einen Ausdruck des Bildes und bat seinen Kollegen, ihm per E-Mail eine digitale Version zu schicken. Dann verabschiedete er sich eilig von allen Anwesenden mit der Begründung, dass er so schnell wie möglich mit Oberst Kamp über die weitere Vorgehensweise sprechen müsse.
    Zurück in seinem Büro, ließ er sich in seinen Sessel fallen und betrachtete das Bild eingehend. Kannte er den Mann? Natürlich, er hatte in seine Augen gesehen, und in den Lauf seiner Waffe. Aber sonst? Sie mussten die Datenbank durchgehen, eventuell Verbrecher mit ähnlichem Täterprofil per Computer altern lassen. Welche Möglichkeiten gab es, dass Haare, die mit Kastors DNS übereinstimmten, fünfzehn Jahre nach dessen Tod an einem Tatort auftauchten? Am wahrscheinlichsten: Jemand hatte sie aufbewahrt und dort platziert, um sie auf irgendetwas hinzuweisen. Zweitens: Kastor hatte einen eineiigen Zwilling – doch davon hätten sie gewusst. Drittens: Kastor war geklont worden … ging das überhaupt schon? Er musste Bergmann danach fragen. Viertens: Das Labor hatte die Proben vertauscht. Fünftens: die eine Person aus wie vielen Hunderten Millionen auch immer, deren DNS mit Kastors so weit übereinstimmte, dass eine Verwechslung möglich war. „2001: Odyssee im Weltraum“, ging es Schäfer durch den Kopf, Computer HAL 9000, dem sie einfach alle Daten füttern könnten und ein paar Minuten später sagt die Stimme: XY war’s! Oder es würde ausgehen wie bei „Per Anhalter durch die Galaxis“ und der Superrechner würde als Antwort auf die Frage nach dem Täter irgendeine sinnfreie Zahl ausspucken. Scheiße, murmelte Schäfer.

21.
    Kurz nach sieben fuhr er mit dem Fahrrad nach Hause, um zu duschen und sich umzuziehen. Obwohl es immer noch knapp über dreißig Grad hatte, entschied er sich für einen Anzug. Weder Kamp noch seine Frau waren in dieser Hinsicht pingelig, doch Schäfer wollte ihnen zeigen, dass er ihre Einladung außerordentlich zu schätzen wusste. Er rief ein Taxi und ließ sich in den dreizehnten Bezirk bringen. Bevor er das Gartentor zu Kamps Haus öffnete, rief er sich die wichtigsten Benimmregeln in Erinnerung, die seine Großmutter nie müde geworden war, ihm beizubringen. Serviette, Besteck von außen, frühestens vor dem Dessert rauchen … ach ja, er rauchte ja gar nicht mehr. Höchstens fünf Mal war er in den vergangenen zehn Jahren bei Kamp zu Besuch gewesen, immer mit einer gewissen Beklommenheit, die sich im Nachhinein als unbegründet herausgestellt hatte. Also locker bleiben, sagte er sich und drückte den Klingelknopf.
    „Major, hierher!“, hörte Schäfer es von irgendwo aus dem Garten rufen. Er ging den gepflasterten Weg am Haus entlang und sah kurz darauf Kamp, der mit hochrotem Kopf über dem Griller stand und einen Blasebalg bearbeitete wie Hephaistos in seinem Vulkan.
    „Haben Sie nachher noch was vor?“ Der Oberst hielt kurz inne und musterte Schäfer von Kopf bis Fuß.
    „Nein … ich dachte nur …“
    „Ich bin mit dem Feuer in Verzug“, ließ ihn Kamp nicht ausreden, „meine Frau hat mir den Spiritus verboten wegen dem Geschmack vom Fleisch … da sind wir

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