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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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im aktuellen Mitteilungsblatt dokumentiert war.
    Wer denn den Totenschein ausgestellt hatte? Da müssten sie nachfragen. Was denn mit der Leiche passiert sei? Das wäre eine gute Frage. An wen er sich diesbezüglich wenden könnte? Ja, da müsste er sich an jemand anderen wenden. Gegen eins beschloss er, eine Pause einzulegen. Ging in einen Supermarkt, kaufte eine Jause und setzte sich ans Salzachufer. Zwei Schwäne zogen vorbei, warfen einen heimlichen Blick auf seine Wurstsemmel, waren aber zu stolz, ans Ufer zu schwimmen und ihn anzubetteln. So wie ich, Idiot, dachte er, holte sein Telefon aus der Tasche und rief Kamp an. Er habe den Namen des Leiters des Landeskriminalamts vergessen und seine Nummer verlegt, ob der Oberst sie ihm bitte geben könne. Warum er nicht schon längst dort vorstellig geworden war? Ermittlungen im Krankenhaus, die er nicht aufschieben wollte, und wie ging’s in Wien zu?
    Wie man’s nehme: Gerade hätten sie die Ergebnisse des DNS -Test von Kastors Mutter bekommen. Die Haare in Mladics Wohnung stammten tatsächlich von ihrem Sohn. Also hatten sie zumindest in diesem Punkt Klarheit – auch wenn es nicht unbedingt die gewünschte war. Kastors Zellengenossen hatten sie zu vernehmen begonnen, bisher ohne brauchbare Hinweise. Die Belohnung auf jener privaten Fahndungshomepage hätte sich übrigens fast verdoppelt, nachdem aufgrund von Mladics Herkunft Gerüchte aufgekommen waren, dass der Täter ein Ausländer sei. Dementsprechend hätte sich auch die Anzahl der Anrufe erhöht, die beim Journaldienst eingingen und so gut wie alle unbrauchbar waren. Ach ja, Ironie am Rande: Ein Anrufer war aus Salzburg und hatte felsenfest behauptet, den Mann, den das Phantombild zeigte, am Mönchsberg gesehen zu haben. Als ob er dem versetzten Major gefolgt wäre, meinte Kamp lachend und ersuchte Schäfer, vorsichtig zu sein.
    Schäfer starrte ein paar Minuten auf den träge dahinfließenden Fluss. Von wegen Intranet und auf dem Laufenden halten. Die rührten in Wien gemeinsam den Brei an, an dem ihr Mörder schließlich kleben blieb, während er hier sein bescheidenes Süppchen kochte, um es in ein paar Tagen in die Salzach schütten zu können. Er aß seine Semmel fertig und gab die Nummer von Oberstleutnant Schranz in sein Handy ein. Sie hätten ihn schon früher erwartet, meinte dieser, aber er sei natürlich jederzeit willkommen, er selbst sei bis fünf Uhr im Büro und dann bei einer Sondersitzung wegen der Festspiele.
    Schäfer verließ sein schattiges Plätzchen, überquerte die Salzach und nahm sich am Rudolfskai ein Taxi, das ihn zur Polizeidirektion in der Alpenstraße im Süden der Stadt brachte. Dort wurde er von einer jungen Beamtin zu Schranz gebracht. Der Oberstleutnant war ein kantiger, aber gutmütig wirkender Mann Mitte fünfzig mit einem grauen Bürstenhaarschnitt. In seiner maßgeschneiderten Uniform, die er nach Schäfers Vermutung wegen der Festspielsitzung trug, erinnerte er an den unerschrockenen Haudegen eines Gebirgsjägerbataillons, der nach großen Verdiensten und zahlreichen Verwundungen von der Kargheit der Berge ins pralle Stadtleben gewechselt war – über dem Bauch spannte die Uniform schon ein wenig.
    „Major Schäfer, grüß Gott!“, sagte Schranz mit fester Stimme, stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum, um Schäfer die Hand zu drücken. „Oberst Kamp hat mich schon informiert über den Zweck Ihres Besuchs.“
    „Das ist gut“, antwortete Schäfer, dem leider nicht ganz klar war, wie genau der Oberstleutnant informiert worden war.
    „Also, wie kann ich Ihnen am besten helfen?“
    „Ja“, fasste sich Schäfer ein Herz, „könnten Sie mir sagen, wie weit Sie über den Fall informiert worden sind?“
    „Walter ist ein alter Freund von mir“, parierte Schranz Schäfers Zaghaftigkeit, „offiziell sind Sie unser Laufbursche, inoffiziell machen Sie, was Sie wollen, solange Sie mir nicht ins Gehege kommen.“
    „Natürlich … also fürs Erste wäre ein Wagen gut … das habe ich mit einem Ihrer Untergebenen bereits besprochen …“
    „Steht auf dem Parkplatz … der weiße Renault … für Verfolgungsjagden nicht mehr der Beste, aber ansonsten gut in Schuss …“
    „Danke … und weil Sie sich mit den Ämtern hier sicher besser auskennen als ich … vielleicht brauche ich ein paar Tipps, wie ich bei der Krankenhausverwaltung und dergleichen schneller reinkomme …“
    „Einfach sagen … ich habe auf Wunsch von Oberst Kamp zwei Beamte abgestellt, die

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