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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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entschlüsseln … wir vermuten, dass Mladic und Kastor Komplizen bei verschiedenen Verbrechen waren … bei Hermann Born tappen wir völlig im Dunkeln … es bleibt uns also nichts übrig, als alle Personen zu überprüfen, die mit Kastor und seinen Verbrechen zu tun gehabt haben, und zu hoffen, irgendwo einen Treffer zu landen …“
    „Ich glaube, dass ich Sie da enttäuschen muss …“, sagte Hofer nun wesentlich gefasster. „Seine Eltern sind tot … Geschwister gab es keine … über sein späteres soziales Umfeld kann ich Ihnen gar nichts sagen …“
    „Vorher haben Sie gemeint, dass Sie sich schuldig an Kastors Entwicklung gefühlt hätten …“
    „Ja … und?“
    „Hat Ihnen irgendwann noch wer anderer diese Schuld unterstellt?“
    „Weshalb? … Sie meinen … aber das ist doch absurd … dass sich jemand rächen will an mir, weil ich Paul damals nicht helfen habe können … fünfzehn Jahre nach seinem Selbstmord … also bitte …“
    „War nur eine Hypothese …“
    „Ja …“
    „Haben Sie vielleicht eine?“
    „Eine was?“
    „Eine Theorie, warum jemand Kastors Haare dort platziert hat?“
    „Nein … ich bin Mediziner, kein Kriminalist.“
    „Sie waren nicht der Einzige, der sich damals um Kastor gekümmert hat … ich habe das Protokoll eines Schulpsychologen gelesen …“
    „Welebil? … Wahrscheinlich, ja … Psychologe und Religionslehrer … nicht, dass diese Kombination grundsätzlich abzulehnen wäre, aber in seinem Fall … ein völliger Kretin, verzeihen Sie den Ausdruck …“
    „Wissen Sie, was er heute macht?“
    „Keine Ahnung … den Posten als Schulpsychologe hat er jedenfalls verloren, nachdem ich und einige Eltern interveniert haben …“
    Aus der Wohnung drang das Läuten eines Telefons. Hofer entschuldigte sich und ging hinein.
    „Ich muss Sie jetzt leider entlassen“, meinte er nach seiner Rückkehr, „der Preis des Ruhms … dass so viele mitnaschen wollen …“
    „Festspiele?“
    „Richtig … also dann, Herr Schäfer … lassen Sie mir doch Ihre Nummer hier, dann rufe ich Sie an, falls mir noch etwas einfällt …“
    „Gerne“, Schäfer nahm eine Visitenkarte aus seinem Portemonnaie und reichte sie Hofer. „Bevor ich’s vergesse: Könnten Sie mir ein Rezept ausstellen?“
    Hofer sah ihn überrascht an.
    „Für Sie?“
    „Ja, leider.“
    „Was brauchen Sie denn?“
    „Seroxat und Lamictal.“
    „Bipolar?“
    „Na ja, ein Burn-out letztes Jahr und …“
    „Bei wem sind Sie in Behandlung?“
    „Ähm, Doktor Breuer … in Wien …“
    „Ach … na, dem kann ich vertrauen … welche Dosierung hat er Ihnen verordnet?“ Hofer trat hinter seinen Schreibtisch, zog eine Schublade auf und holte einen Rezeptblock heraus.
    „Zwanzig Milligramm bei den Seroxat, aber da nehme ich jetzt dreißig, und …“
    „In Rücksprache mit Doktor Breuer?“, wollte Hofer wissen, der aus der Rolle des Befragten umgehend in die des strengen Arztes gewechselt hatte.
    „Nein, nicht wirklich“, antwortete Schäfer, worauf Hofer das Rezept schrieb und dabei leicht den Kopf schüttelte.
    „Seien Sie bitte vorsichtig mit dieser Art der Selbstmedikation … ich will Sie ja nicht belehren, aber so hilfreich diese Mittel sind, so schnell können sie einen Zustand verschlimmern, wenn sie falsch eingesetzt werden, das ist Ihnen bewusst, oder?“
    „Na ja … ja … ich werde mich daran halten.“
    „Ich vertraue Ihnen … wenn Ihnen etwas zustößt, will ich nicht daran schuld sein, nur weil ich Sie ohne Vorgespräch mit diesen Medikamenten versorgt habe …“
    „Schuld ist doch kein medizinischer Terminus“, versuchte Schäfer aus der Rolle des fahrlässigen Patienten zu schlüpfen.
    „Sie wissen schon, wie ich es meine“, entgegnete Hofer bestimmt, „wenn es Ihnen schlechter geht, kontaktieren Sie auf jeden Fall Doktor Breuer … oder auch mich, gut?“
    „Ja, danke.“ Schäfer zog Hofer das Rezept aus der Hand und verabschiedete sich.

28.
    Auf der Suche nach der nächsten Apotheke fiel Schäfer ein, dass er vergessen hatte, Hofer nach Bienenfeld zu fragen. Der war schließlich sein Mitarbeiter gewesen. Und bestimmt auch ein enger Vertrauter – nach der schaurigen Geschichte, die sie beide verband. Dessen Tod musste ihn doch ziemlich mitgenommen haben. Fröhlich hatte der Doktor ohnehin nicht gewirkt, gestand sich Schäfer ein. Bis zu jenem Zeitpunkt, als er ihn nach dem Rezept gefragt hatte, wäre er bei einem Psychiatrie-Schnelltest „Wer ist Patient,

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