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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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seinen Unterlagen. Im Konferenzraum herrschte Stille.
Pete spürte, wie alle sich auf ihn konzentrierten. Kein Hohn, kein Spott. Er
war nicht so naiv anzunehmen, daß sie ihn plötzlich als einen der ihren
akzeptierten. Aber sie nahmen die gemeinsame Arbeit ernst.
    »Wie sucht er seine Opfer aus?« Pete blickte fragend in die Runde.
    »Die Jungs sind alle schon häufig mißbraucht worden, der zweite und
der dritte waren mit Drogen vollgepumpt, sie sind aus der Szene«, begann
Eberhard.
    »Wir können also davon ausgehen, daß er sich in Pädophilenkreisen
auskennt. Er bekommt die Kinder von einer Organisation zugeschanzt oder
schnappt sich Stricher, die auf der Straße leben«, fügte Volker hinzu.
    »Vielleicht sind ein oder zwei, vielleicht sogar alle drei ersten
Opfer Ausländer gewesen.«
    »Der erste war eindeutig Asiate. Und die Zahnbefunde bei der ersten
und dritten Leiche würden diese Theorie unterstützen, nicht wahr?« wandte sich
Pete an Karen.
    Sie nickte: »Die hatten Amalgam-Füllungen im Mund, wie sie bei uns
kaum noch gemacht werden. Dennoch sind diese Kinder doch viel zu jung für den
Straßenstrich.« Es hörte sich an, als bitte sie die anderen um Bestätigung.
    Daniel mischte sich ein: »Ich will dir nicht deine Illusionen
rauben, Karen, aber Hilfsorganisationen wie der Rote Halbmond und das Rote
Kreuz prangern immer wieder an, daß aus Krisengebieten systematisch Kinder
entführt und nicht selten an Pädophile verkauft werden. So war es im
Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien, und ähnlich lief es nach der Todesflut in
Asien.«
    Daniel öffnete ein Dokument in seinem Computer und las vor: »Vom 5.
Januar 2005: Ein UNO-Mitarbeiter in Kuala Lumpur erhielt eine SMS,
in der die Beschaffung von Kindern angeboten wurde, berichtete die
Organisation. In dem Text heißt es nach Angaben von UNICEF-Sprecher John
Budd: ›300 Waisenkinder zwischen drei und zehn Jahren aus Aceh zur Adoption.
Papiere werden erledigt. Keine Gebühr. Bitte machen Sie Angaben über Alter und
Geschlecht der benötigten Kinder.‹ Zwar werde in der Nachricht ausdrücklich
keine Gebühr verlangt, sagte Budd. Aber wenn Sie die Nachricht lesen, und wenn
sie wahr ist, dann haben sie entweder 300 Waisenkinder zu verkaufen, oder sie
haben die Möglichkeiten, Kinder entsprechend der Zahl der Bestellungen zu
entführen.« Daniel schloß das Dokument: »Zitat Ende.«
    Karen blieb stumm, während Christian sich eine Zigarette aus Daniels
Schachtel fingerte.
    »Seit wann rauchst du wieder?« fragte Volker überrascht.
    »Seit jetzt«, knurrte Christian.
    Anna stand im unteren Badezimmer, das neben ihrem
Sprechzimmer lag, befeuchtete ein kleines Gästehandtuch und wischte damit den
Schweiß ab – im Nacken, unter den Achseln und dem Busen. Kurz entschlossen zog
sie den BH aus. In dieser Hitze war ein Bügel-BH die Pest. Sie sah auf die
Uhr. Noch ein paar Minuten bis zur nächsten Sitzung. Hoffentlich war ihr neuer
Patient etwas amüsanter als die depressive Singlefrau, die ihr die letzte
Stunde die Ohren über emotional impotente Männer vollgejammert hatte. Sie ging
in ihr Büro rüber, als es klingelte.
    Ein recht gutaussehender, dunkelhaariger Mittdreißiger betrat die
Praxis, mittelgroß, unauffällig, aber gut gekleidet, mit betont selbstsicherem
Auftritt, und stellte sich als Carlos Dante vor. Carlos Dante, um Himmels
willen, dachte Anna belustigt.
    Sie bot ihm einen Stuhl an, setzte sich ihm gegenüber und wartete
darauf, daß er zu sprechen begann. Er schwieg. Nach fünf Minuten sah sie auf
die Uhr: »Glücklicherweise sehen Sie aus, als könnten Sie sich das Schweigen
leisten. Dennoch. Woanders ist das billiger.«
    Er blieb ernst: »Ich bin zum ersten Mal in einer solchen Situation.«
    Anna wartete ab.
    »Bei einem Therapeuten, meine ich.«
    Anna mußte unwillkürlich lächeln: »Ich habe nicht angenommen, daß
Sie zum ersten Mal mit einer Frau in einem Zimmer sitzen.«
    Carlos schwieg.
    »Was glauben Sie denn, was ich für Sie tun kann?«
    »Ich brauche jemanden, der zuhört.«
    »Haben Sie keine Freunde?«, fragte Anna bewußt teilnahmslos.
    Carlos verneinte: »Keine, die zuhören können.«
    »Was haben Sie denn zu erzählen?«
    »Das wird sich zeigen.« Carlos verfiel wieder in Schweigen.
    »Warum kommen Sie zu mir?« bohrte Anna, inzwischen betont
gelangweilt, nach. Sie wollte wissen, wie Herr Dante mit Mißbilligung
zurechtkam.
    Carlos sah ihr zum ersten Mal in die Augen. Etwas Fremdes,
Forschendes lag darin, und Annas

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