Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
Lassen sich Personifizierungsaspekte feststellen?
Ja. Die Kinder werden erdrosselt. Keine sichtbaren Spuren von Mißbrauch. Tatort
und Fundort sind definitiv in zwei Fällen nicht identisch. Der Täter muß gerade
bei seiner hohen Frequenz besondere Vorsicht walten lassen. Er handelt nicht im
Affekt, sondern planvoll. Den Fundort hat er schon vor der Tatausführung
ausgesucht, denn der ist Bestandteil seines Rituals, der Bestattung. Was er mit
den Jungen anstellt, wissen wir nicht. Wie lange läßt er sie am Leben, bevor er
sie tötet? Nur bei der vierten Leiche wissen wir, daß er das Kind maximal vier
Tage in seiner Gewalt hatte. Was tut er mit seinen Opfern? Es gibt keine
Anzeichen äußerer Gewalteinwirkung. Quält er sie psychisch? Nimmt er sexuelle
Handlungen vor, die wir nicht nachweisen können? Wie tickt er? Welches Ritual
vollführt er am noch lebenden Opfer? Das einzige, was ich bislang mit
Sicherheit sagen kann, ist, daß es ihm hinterher leid tut.«
    Pete trank einen Schluck Wasser. Karens Handy klingelte. Sie erhob
sich schnell und ging hinaus.
    »Wegen der inszenierten Bestattungen?« warf Eberhard ein.
    Pete nickte und wies auf das Foto der ersten Kinderleiche an der
Pinnwand: »Kein Leichentuch. Das Kind ist schmutzig im Gesicht, vom feuchten
Waldboden. Die Würgemale am Hals sind deutlich zu sehen. Zweites und drittes
Kind: Waschungen, das Leichentuch kommt dazu. Abdecken der Würgemale, die
Rachepsalmen werden sorgsam getippt und in einen sauberen Umschlag gesteckt,
die Ablageorte werden zunehmend ästhetischer, das Ganze macht einen friedlichen
Eindruck. Wir nennen das ›undoing‹. Er versucht, die Tat im Nachhinein
ungeschehen zu machen. Ganz so, als wäre nichts Schlimmes passiert.«
    »Wie passen die Psalmen ins Bild?« fragte Christian.
    Karen kam wieder herein und setzte sich. Sie schob Christian einen
Zettel zu.
    »Damit überantwortet er vermutlich seine eigene sündige Seele Gottes
Jüngstem Gericht. Er weiß, daß er für seine Taten büßen muß, aber die einzige
Strafinstanz, die er anerkennt, ist Gott. Wir, die Gesetze, die Gesellschaft
scheren ihn einen Dreck.«
    Pete blickte einen nach dem anderen ernst an: »Wir suchen einen
zwanzig bis achtunddreißig Jahre alten Mann, weiß, Deutscher. Einzelgänger, unauffällig,
aber kontaktarm, emotional und sozial verpuppt. Vermutlich mit Kontakten in die
Pädophilenszene. Eventuell schon früh aktenkundig geworden wegen sexueller
Vergehen ohne Gewalteinwirkung, vielleicht Exhibitionismus. Er ist nicht
verheiratet, hat keinerlei sexuelle Kontakte zu Frauen. Er ist Katholik.
Wahrscheinlich ist er nicht arbeitslos, denn viel Reisen kostet Geld. Eventuell
reist er beruflich. Allein. Er hat genügend Freizeit, die er mit der Planung
seines nächsten Mordes verbringt. Sein nächster Mord wird bald geschehen. Sehr
bald.«
    »Es sei denn, Perlmann war doch unser Bestatter«, gab Volker wenig
überzeugt zu bedenken.
    »Seine Alibis für die ersten beiden Morde waren wasserdicht«, warf
Pete ein.
    »Man hat schon Pferde kotzen sehen«, erwiderte Volker und wandte
sich an Daniel und Christian, »und wenn ihr noch eine einzige Kippe raucht in
dieser stickigen Luft, dann kotze ich auch.«
    Daniel warf einen bedauernden Blick auf seine frisch angezündete
Zigarette, erhob sich leise brummelnd und stellte sich ans geöffnete Fenster.
Natürlich zog der Qualm nach innen.
    Christian ergriff das Wort: »Wir alle glauben nicht, daß Perlmann es
war.« Er sah auf den Zettel, den Karen ihm zugeschoben hatte: »Neues aus
Saarbrücken. Das Sperma im Körper des toten Jungen war von Perlmann. Wer hat
Perlmann umgebracht und warum? Daniel?«
    Daniel schnippte seine Kippe aus dem Fenster, setzte sich an den
Tisch und klickte in seinem Laptop herum: »Ich habe mich heute intensiv mit
durchgeschnittenen Kehlen und abgetrennten Fingern beschäftigt. Ein schmutziger
Job, aber einer muß ihn tun.«
    Daniel Meyer-Grüne, 31 Jahre alt und ehemaliger Kleinkrimineller aus
der Hacker-Szene, war erst seit acht Monaten bei Christians Truppe, wo er
offiziell als Berater fungierte. Seiner eigenen Aussage nach war er nur bei
Christian, weil er dort straffrei hacken konnte. Aber inzwischen fand er,
obwohl er es nicht zugab, eine gewisse Befriedigung darin, seine Kenntnisse
nicht mehr nur zum Spaß einzusetzen, sondern etwas zu bewirken, auch wenn er dabei
keinerlei reale Berührung mit der Welt der Verbrechen wünschte. Er blieb stets
in Hamburg, fokussiert auf seinen

Weitere Kostenlose Bücher