Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
gefunden wurde. Und zwar bei Saarbrücken. Und in Berlin
die Leiche, das war vorher? Und wo? Das habe ich nicht mitbekommen.«
»In Mahlsdorf, um genau zu sein«, warf Volker ein.
Detering lachte auf: »Mahlsdorf? Da war ich nicht. Noch nie. Der
Immobilienmarkt im Osten Berlins ist für mich uninteressant.«
»Wo genau waren Sie denn?« übernahm Volker das Fragen. Er nannte
Detering die aufgrund der Sektionen vermuteten Todeszeitpunkte der Kinder und
bat ihn um Aufklärung über seine jeweiligen Aufenthaltsorte. Detering konnte in
allen drei Städten, die in Frage kamen, berufliche Termine angeben, die
allerdings alle mehrere Stunden vor den Tatzeiten lagen. Er zeigte sich sehr
offen, händigte Pete bereitwillig die Telefonnummern seiner Geschäftspartner
aus, gab die Hotels an, in denen er abgestiegen war, und sogar die
Mietwagenfirma.
»Schön, daß Sie so kooperativ sind. Aber was haben Sie
beispielsweise nach Ihrem mittäglichen Termin mit dem Bauunternehmer Meierding
in Berlin gemacht? Mich interessiert die Zeit zwischen 16 und 23 Uhr«, bohrte
Volker weiter.
Blei schaltete sich unwillig ein: »Sie werden verstehen, daß man in
einer Stadt wie Berlin oder auch München und Saarbrücken an einem beruflich
orientierten Wochenende die Zeit noch für andere Dinge nutzt. Ein Bar-,
Museums- oder Kinobesuch. Schlendern über den Flohmarkt, wer kann sich daran
nach Monaten schon noch minutiös erinnern? Geben Sie meinem Mandanten Zeit,
diese Fakten so lückenlos wie möglich zusammenzutragen. Aus dem Stegreif werden
Sie keine befriedigenden Antworten bekommen, vermute ich. Das ist doch so,
Karl, oder?«
»Mein Anwalt hat recht. Ich muß das erst checken«, sagte Detering.
»Tun Sie das«, meinte Pete leichthin. »Entschuldigen Sie mich, ich
werde uns mal einen Kaffee besorgen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er
hinaus.
Blei erhob sich: »Ich nehme an, wir können jetzt gehen?«
Volker hob abwehrend die Hände: »Sie werden uns doch einen Kaffee
nicht abschlagen? Mein Kollege ist sofort wieder da.«
Blei warf einen fragenden Blick zu Detering. Der nickte.
Kopfschüttelnd setzte sich Blei wieder hin.
Pete kam zu Christian und den anderen: »Läuft nicht gut.
Der ist aalglatt und bestens vorbereitet.«
Christian nickte: »Aber er ist neugierig. Er will wissen, was wir
gegen ihn in der Hand haben, sonst wäre er schon längst weg. Ich glaube, sein
Anwalt kocht schon, weil Detering seine Versuche, das Gespräch zu beenden,
torpediert.«
Eberhard, der mit Anna durch die Scheibe starrte, berichtete
grinsend: »Jetzt fängt Volker mit seinem Psychoterror an.«
Auch Pete und Christian quetschten sich vor die kleine Scheibe.
Volker hatte sich Detering gegenübergesetzt und starrte ihn stumm an. Detering
erging es wie fast allen Menschen in dieser Situation. Er begann sich
unbehaglich zu fühlen, was deutlich an seinen nervösen Positionswechseln
sichtbar wurde.
»Haben Sie Kinder?« fragte Volker plötzlich.
»Nein. Aber ich nehme an, das haben Sie schon recherchiert.«
Detering wirkte verärgert.
»Stimmt.« Volker schwieg eine Weile. »Aber Sie mögen Kinder.«
»Nein. Deswegen habe ich keine.«
»Den 15jährigen Jungen, der Sie 1992 des sexuellen Mißbrauchs
bezichtigt hat, den mochten Sie aber, oder?«
Es war deutlich sichtbar, wie Detering sich bemühte, locker und
souverän zu bleiben. Es gelang ihm nicht ganz.
»Die Anzeige wurde zurückgenommen«, ging Blei dazwischen.
»Wie schön für Sie«, spöttelte Volker, ohne den Blick von Deterings
nun sehr verschlossener Miene zu nehmen.
»Ich finde, das reicht«, sagte Blei, »wenn Sie noch etwas von
Substanz vorzutragen haben, melden Sie sich. Ansonsten, würde ich vorschlagen,
lassen Sie meinen Mandanten in Ruhe.« Der Anwalt erhob sich, und diesmal folgte
Detering seinem Beispiel.
Anna sah Christian hinter der Scheibe irritiert an: »Ihr könnt ihn
doch jetzt nicht gehen lassen!«
»Wir müssen. Wir haben nichts in der Hand. Noch nicht.«
»Laß mich mit ihm reden«, bat Anna. »Ich komme an ihn ran.«
Vehement schüttelte Christian den Kopf. Er hörte durch den
Lautsprecher, wie Volker Detering eine letzte Frage stellte.
»Sind Sie religiös? So wie Ihre Mutter es war?«
Blei wollte Detering zur Tür hinausschieben, doch der wandte sich
schleppend wieder zu Volker um, wie ein angeschossenes Tier, und funkelte ihn
bedrohlich an: »Meine Mutter war eine dumme Fotze, die in der Hölle brennt. Ich
sag Ihnen was: Die Hölle ist die einzig gute
Weitere Kostenlose Bücher