Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
gewöhnt, auf Dächern herumzulaufen, aber er strampelte hinter Karlsson her, so schnell er konnte.

    «Diebsstrolche sind was Abscheuliches», sagte Karlsson, während er lief. «Wenn ich mir was grapsche, dann bezahle ich es sofort mit fünf Öre, denn ich bin der Ehrlichste der Welt. Jetzt sind meine Fünförestücke aber bald zu Ende, und ich habe keine Ahnung, wie ich neue kriegen soll.»
    Bei Fille und Rulle stand das Fenster offen, aber die Vorhänge waren vorgezogen, und dahinter konnte man sie aus vollem Halse lachen und kreischen hören.
    «Wir wollen jetzt mal sehen, was da so spaßig ist», sagte Karlsson und schob die Vorhänge einen kleinen Spalt auseinander, so daß er hindurchgucken konnte. Lillebror durfte auch spähen, und er sah Fille und Rulle da drinnen in ihrem schmuddeligen Zimmer bäuchlings auf dem Fußboden liegen, eine Zeitung vor sich ausgebreitet, und was sie darin lasen, schien sie zu erheitern.
    «Zehntausend Kronen, nee du, das haut mich um!» schrie Rulle.
    «Und er fliegt hier im Vasaviertel rum, nee, so ’n Dusel, was? So ’n Dusel!» schrie Fille, und er quietschte geradezu vor Lachen.
    «Mensch, Fille», sagte Rulle, «ich weiß einen, der sich jetzt bald zehntausend Kronen verdient, hahaha!»
    «Mensch, Rulle», sagte Fille, «so einen weiß ich auch, einen, der bald einen kleinen, unheimlichen Spion gefangen hat, hohoho!»
    Als Lillebror sie so reden hörte, bekam er einen solchen Schrecken, daß er blaß wurde, aber Karlsson lachte sich ins Fäustchen.
    «Und ich weiß einen, der jetzt gleich einen kleinen Schabernack macht», sagte er, und dann feuerte er die Pistole ab. Es gab einen Knall, daß es weithin über die Dächer hallte, und Karlsson schnauzte:
    «Aufmachen, Polizei!»
    Fille und Rulle in ihrer Dachkammer fuhren hoch, als hätten sie plötzlich Feuer im Hosenboden.
    «Hülle, rau ab!» kreischte Fille.
    Er meinte «Rulle, hau ab», aber wenn Fille es mit der Angst bekam, dann verhedderte er sich immer mit den Buchstaben.
    «Rasch, rein in den Randschwank», kreischte er, und dann polterten sie beide, Fille und Rulle, in den Wandschrank und knallten die Tür hinter sich zu und waren nicht mehr zu sehen. Man konnte aber hören, wie Fille von drinnen ängstlich rief:
    «Rille und Fülle sind nicht zu Hause, soll ich bestellen, nee, die sind nicht zu Hause, die sind ausgegangen!»

    Später, als Karlsson und Lillebror wieder zu ihrem Treppenvorplatz zurückgekehrt waren, saß Lillebror da und ließ den Kopf hängen und war gar nicht vergnügt. Ihm war klar, was für eine schwierige Zeit er vor sich hatte, wenn er über Karlsson wachen sollte, der so unvorsichtig war. Und dann noch solche Leute wie Rulle und Fille gleich um die Ecke! Und außerdem noch Fräulein Bock und Onkel Julius — oh, er hatte ja vergessen, Karlsson davon zu erzählen.
    «Du, hör mal, Karlsson», begann Lillebror. Aber Karlsson hörte nicht hin. Er hatte seinen Weckenschmaus wieder aufgenommen, und eben gerade schlürfte er Saft aus einem kleinen, blauen Becher, der einmal Lillebror gehört hatte und den Lillebror ihm zu seinem vorigen Geburtstag vor drei Monaten geschenkt hatte. Er hielt den Becher mit beiden Händen fest, so, wie kleine Kinder es machen, aber eh’ er sich’s versah, fiel ihm der Becher trotzdem hin, genauso, wie es kleinen Kindern ergeht.
    «O weh», sagte Lillebror, denn es war ein hübscher kleiner blauer Becher, der nicht kaputtgehen sollte. Das tat er auch nicht. Als der Becher gerade bis zu seinen Füßen geflogen war, fing Karlsson ihn geschickt mit den beiden großen Zehen auf. Er war nämlich in Socken, und die großen Zehen staken aus den Löchern seiner rotgeringelten Strümpfe hervor wie zwei schwarze Würstchen.
    «Die besten großen Zehen der Welt, rate, wer die hat», sagte Karlsson.
    Er betrachtete liebevoll die schwarzen Würstchen und vergnügte sich eine ganze Weile damit, sie abwechselnd hervorzustrecken und wieder in den Strümpfen verschwinden zu lassen, indem er die Zehen krümmte und wieder ausstreckte.
    «Du, hör mal, Karlsson...» begann Lillebror von neuem, aber Karlsson unterbrach ihn.
    «Du kannst doch rechnen», sagte er. «Wenn ich von oben bis unten zehntausend Kronen wert bin, was meinst du, wie viele Fünförestücke ich dann für meine beiden großen Zehen kriegen kann?»
    Lillebror lachte.
    «Das weiß ich nicht. Hast du die Absicht, sie zu verkaufen?»
    «Ja», sagte Karlsson. «Und zwar an dich. Du kriegst sie ziemlich billig, weil sie

Weitere Kostenlose Bücher