Der beste Karlsson der Welt
freundlich.
Da stieß Fräulein Bock ein grimmiges Gelächter aus.
«Du kennst die Frieda nicht, mein Junge!»
Lillebror hatte eigentlich keinerlei Interesse für Frieda. Aber Fräulein Bock wollte anscheinend gern von ihr reden, und daher fragte er: «Mit wem ist Frieda verlobt?»
«Mit einem Halunken», sagte Fräulein Bock mit Nachdruck. «Doch, ich weiß, daß er ein Halunke ist, denn er luchst ihr alles Geld ab, das habe ich immerhin durchschaut.»
Fräulein Bock knirschte mit den Zähnen, wenn sie nur daran dachte, und nun begann sie auszupacken. Die Arme, sicher hatte sie nicht allzu viele Menschen, mit denen sie sich unterhalten konnte, dachte Lillebror, so daß selbst ein Junge wie er ihr genügte, wenn sie von Frieda erzählen wollte. Und erzählen wollte sie. Lillebror mußte sitzen bleiben und sich alles über Frieda und ihren Philipp anhören und was für einen Rappel die Frieda bekommen habe, nachdem Philipp ihr eingeredet hatte, sie habe so schöne Augen und eine so entzückend anheimelnde Nase, so eine, auf die man sich bei jedem Wetter verlassen könnte, hatte Philipp gesagt.
«Entzückende Nase», sagte Fräulein Bock mit einem Schnauben, «ja, das ist ja klar, wenn man der Meinung ist, eine mittelgroße Kartoffel mitten im Gesicht hat was Anheimelndes.»
«Wie sieht denn der Philipp selbst aus?» fragte Lillebror, um seine Anteilnahme zu zeigen.
«Das ahne ich zum Glück nicht», sagte Fräulein Bock. «Du mußt doch nicht denken, daß Frieda ihn mir zeigt!»
Was Philipp für einen Beruf hatte, wußte Fräulein Bock auch nicht. Aber er habe einen Arbeitskollegen, der Rudolf hieß, hatte Frieda erzählt.
«Und der könnte gerade zu mir passen, sagt Frieda, aber der würde mich natürlich nie haben wollen, denn ich seh’ ja nicht groß nach was aus, sagt sie — nee, keine anheimelnde Nase oder sonst was», sagte Fräulein Bock und schnaubte von neuem. Dann erhob sie sich aber plötzlich und ging in den Flur hinaus, um etwas zu holen.
Kaum hatte sie die Küche verlassen, da kam Karlsson durch das Fenster angeflogen. Lillebror wurde richtig böse.
«Nein, Karlsson, ich habe dich doch so gebeten, du solltest nicht fliegen, wenn Fräulein Bock oder Onkel Julius es sehen...»
«Und deshalb fliege ich auch nicht, wenn Fräulein Bock oder Onkel Julius es sehen», sagte Karlsson. «Im Grunde bin ich ja auch kein kleinstes bißchen zu sehen», fügte er hinzu und kroch unter den Küchentisch. Und hier saß er dann, unter dem herabhängenden Tischtuch wohl verborgen, als Fräulein Bock mit der Wolljacke zurückkam, die sie geholt hatte.
Sie schenkte sich jetzt noch eine Tasse Kaffee ein und nahm sich noch einen Wecken, und dann fuhr sie im Reden fort.
«Wie gesagt, mit einer entzückenden, anheimelnden Kartoffelnase kann ich ja nicht gerade prahlen.»
Jetzt hörte man eine Stimme, eine seltsame Stimme, so wie Bauchredner sie haben und von der man nie weiß, woher sie kommt, und diese Stimme sagte: «Nee, du hast eher so was wie ’ne Gurke mit Warzen drauf.»
Fräulein Bock zuckte zusammen, so daß der Kaffee in der Tasse schwappte, und sie warf Lillebror einen mißtrauischen Blick zu.
«Sitzt du etwa da und nimmst dir Unverschämtheiten heraus?»
Lillebror wurde rot und wußte nicht, was er antworten sollte.
«Nee», stotterte er, «ich glaube, die haben im Radio ein Programm über Gemüse, über Tomaten und Gurken und so.»
Das hatte er schlau ausgedacht, denn man hörte in Svantessons Küche tatsächlich das Radio von den Nachbarn, und Fräulein Bock hatte das selbst gemerkt und sich früher schon darüber beklagt.
Sie brummte ein bißchen, dann aber hatte sie anderes zu tun, denn jetzt kam Onkel Julius in die Küche und wollte ebenfalls Kaffee haben. Er ging mit unsicheren Schritten mehrmals um den Tisch herum und stöhnte bei jeder Bewegung.
«Was für eine Nacht», sagte er, «heiliger Jeremias, was für eine Nacht! Ich war allerdings ohnehin steif an allen Gliedern, aber dieses Bett und wie es gemacht war, oje, oje!»
Er ließ sich schwerfällig am Tisch nieder und brütete vor sich hin, als ob er über etwas Bestimmtes nachdächte. Er war nicht so wie sonst, stellte Lillebror fest.
«Trotzdem bin ich froh und dankbar für diese Nacht», sagte Onkel Julius zuletzt. «Sie hat einen neuen Menschen aus mir gemacht.»
«Das ist schön, denn es war nötig, daß der alte endlich ausgewechselt wurde.»
Da war von neuem diese merkwürdige Stimme, und abermals zuckte Fräulein Bock
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