Der beste Karlsson der Welt
mit Karlsson aus und vorbei. Fille und Rulle hatten sein Häuschen auf dem Dach gefunden, ja, nun war alles aus!
Lillebror biß an seinen Fingerknöcheln und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Als er das aber fast nicht länger konnte, sagte Rulle:
«Ja, ich hab’ ihn da auch mehrmals hinfliegen sehen — es ist dieselbe Wohnung, wo wir mal im Sommer waren. Drei Treppen hoch in Nummer zwölf, an der Tür steht Svantesson, ich habe es mir gemerkt.»
Lillebrors Augen wurden rund vor Staunen. Hatte er richtig gehört? Dachten Fille und Rulle wirklich, er wohnte bei Svantessons? Das war ja Dusel! Das konnte nichts anderes bedeuten, als daß Karlsson sich auf jeden Fall in seinem eigenen Haus verstecken und dort einigermaßen in Sicherheit sein konnte. Fille und Rulle hatten es nicht gefunden, was für ’n Dusel! Es war übrigens nicht so verwunderlich. Weder Fille noch Rulle noch irgend jemand anderes als nur der Schornsteinfeger kletterten jemals oben auf dem Dach herum.
Wenn aber Rulle und Fille auch nichts von dem Haus wußten, so war es natürlich trotzdem übel genug. Armer Karlsson, wenn sie ernstlich Jagd auf ihn machten! Dieser Dummkopf hatte ja nicht Verstand genug, sich zu verstecken!
Fille und Rulle schwiegen wieder, aber auf einmal sagte Rulle mit so leiser Stimme, daß Lillebror es kaum verstehen konnte:
«Vielleicht heute nacht?»
Da mit einemmal schien Fille zu bemerken, daß noch jemand auf der Bank saß. Er glotzte Lillebror an und räusperte sich laut.
«Ja, heute nacht sollte man vielleicht losziehen und Regenwürmer suchen, ja, ja», sagte er.
Lillebror kroch aber nicht so leicht auf diesen Leim. Er hatte genau verstanden, was Fille und Rulle heute nacht zu tun gedachten. Sie hatten vor, Karlsson einzufangen, wenn er schlief, und sie dachten, er schliefe zu Hause bei den Svantessons. Ich muß diese Sache mit Karlsson besprechen, sagte sich Lillebror. So schnell wie möglich muß ich mit ihm sprechen!
Karlsson erschien aber erst kurz vor dem Mittagessen wieder. Er flog diesmal nicht, sondern klingelte an der Wohnungstür, wie es sich gehörte. Lillebror machte auf.
«Oh, wie gut, daß du gekommen bist», begann Lillebror, aber Karlsson hörte nicht zu. Er stürzte geradewegs zu Fräulein Bock in die Küche.
«Was machst du heute für einen Kuddelmuddel?» fragte er. «Ist es was Zähes wie gewöhnlich, oder kann man es mit normalen Hauern essen?»
Fräulein Bock stand am Herd und backte Pfannkuchen, damit Onkel Julius etwas hätte, was leichter zu kauen war als das Hähnchen, und als sie Karlssons Stimme hinter sich hörte, fuhr sie so zusammen, daß sie eine ganze Kelle Pfannkuchenteig auf dem Herd verschüttete. Sie drehte sich wütend um.
«Du!» schrie sie. «Du... du hast auch keine Scham im Leibe! Traust du dich wirklich, hier anzukommen und mir ins Gesicht zu sehen, du unausstehlicher Weckendieb, du?»
Karlsson schlug die beiden kurzen dicken Hände vors Gesicht und guckte schelmisch durch eine Ritze zwischen den Fingern hindurch.
«Doch, doch, es geht, wenn man ein bißchen vorsichtig ist», sagte er. «Du bist nicht gerade die Schönste der Welt, aber man gewöhnt sich an alles, es geht also schon. Die Hauptsache ist, daß du nett bist. Gib mir Pfannkuchen!»
Fräulein Bock starrte ihn an, außer sich vor Wut, und dann wandte sie sich zu Lillebror um.
«Sag mal, hat deine Mutter gesagt, daß wir diesen greulichen Bengel in Kost haben sollen? War es wirklich so gemeint, daß er hier essen soll?»
Lillebror stotterte wie gewöhnlich.
«Mama meint jedenfalls... daß Karlsson...»
«Antworte mir, ja oder nein», sagte Fräulein Bock. «Hat deine Mutter etwas davon gesagt, daß Karlsson hier essen soll?»
«Sie möchte auf jeden Fall, daß er...» setzte Lillebror von neuem an, aber Fräulein Bock schnitt ihm mit ihrer eisigsten Stimme das Wort ab:
«Antworte mir, ja oder nein, habe ich gesagt! Es kann doch wohl nicht so schwer sein, auf eine einfache Frage mit ja oder nein zu antworten!»
«Das denkst du!» mischte sich Karlsson ein. «Ich werde dir eine einfache Frage stellen, dann wirst du selbst sehen. Hör zu: Hast du aufgehört, vormittags Kognak zu trinken, ja oder nein?»
Fräulein Bock blieb die Luft weg, sie schien beinahe zu ersticken. Sie wollte etwas sagen, konnte aber nicht.
«Na, wie ist es damit?» sagte Karlsson. «Hast du aufgehört, vormittags Kognak zu trinken?»
«Natürlich hat sie das», sagte Lillebror eifrig. Er wollte Fräulein Bock so gern
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