Der beste Karlsson der Welt
in den Mantel. Er machte einen richtig erschöpften Eindruck, der arme Onkel Julius, da war es sicherlich ganz gut, wenn er jetzt zum Arzt ging, dachte Lillebror und streichelte scheu Onkel Julius’ Hand. Fräulein Bock schien ebenfalls besorgt zu sein, denn sie fragte unruhig:
«Wie fühlen Sie sich, Herr Jansson? Wie geht es Ihnen eigentlich?»
«Wie soll ich das denn wissen, ich bin ja noch nicht beim Arzt gewesen», sagte Onkel Julius grob. Doch, allerdings, ein bißchen war von dem alten Onkel Julius noch übrig, dachte Lillebror, und wenn die Märchenwelt sich ihm auch noch so sehr offenbart hatte.
Als Onkel Julius aus dem Haus war, gingen Lillebror und Fräulein Bock in die Küche zurück.
«Jetzt möchte ich noch ein bißchen Kaffee haben und Wecken und auch etwas Ruhe und Frieden», sagte Fräulein Bock. Aber da schrie sie plötzlich auf. Denn auf den Backblechen war nicht der kleinste Wecken mehr zu sehen. Nur eine große Papiertüte lag da, auf die einer mit scheußlichen, ungelenken Buchstaben geschrieben hatte:
HABE NOCH MER WEKEN GEMAUST MUSTE JA DIE GANSE MERCHENWELD EINLADN.
DER SANTMAN.
Fräulein Bock las es und runzelte zornig die Augenbrauen.
«Keiner kann mich davon überzeugen, daß der Sandmann Wecken stiehlt, falls es ihn wirklich gibt. Der ist viel zu gütig und fein, um so etwas zu tun. Nee, ich weiß schon, wer das gemacht hat!»
«Wer denn?» fragte Lillebror.
«Dieser widerliche, dicke kleine Bengel natürlich, Karlsson oder wie er heißt. Sieh mal, die Küchentür steht offen! Er hat draußen gestanden und gehorcht, und dann ist er reingehuscht, während wir auf dem Flur waren.»
Sie schüttelte zornig den Kopf.
«Der Sandmann! O ja, das ist mir einer! Anderen alles in die Schuhe schieben und dann nicht einmal richtig buchstabieren können!»
Lillebror wollte sich auf keinerlei Unterhaltung über Karlsson einlassen, er sagte daher nur:
«Ich glaube aber doch, daß es der Sandmann war! Komm, Bimbo!»
Lillebror und Bimbo gingen jeden Morgen im Vasapark spazieren, und Bimbo fand, es sei das Schönste vom ganzen Tag. Da gab es nämlich so viele nette Hunde, an denen man schnuppern und mit denen man sich unterhalten konnte.
Lillebror spielte immer mit Krister und Gunilla, aber heute waren sie nirgends zu sehen. Wahrscheinlich waren sie schon in die Ferien gefahren, dachte Lillebror. Nun ja, das machte auch eigentlich nichts, solange er nur Karlsson hatte — und natürlich Bimbo.
Da kam ein großer Hund und wollte sich mit Bimbo raufen, und darauf war Bimbo ebenfalls mächtig scharf. Er wollte diesem dummen Köter gerne zeigen, was er von ihm dachte. Aber Lillebror erlaubte es nicht.
«Laß das, du», sagte Lillebror. «Du bist viel zu klein, um dich mit so einem großen Hund zu prügeln.»
Er nahm Bimbo auf den Arm und sah sich nach einer freien Bank um, wo er sich hinsetzen konnte, bis Bimbo sich wieder beruhigt hatte. Aber überall saßen Leute und sonnten sich bei dem schönen Wetter. Erst als Lillebror weit weg in eine abgelegene Ecke des Parks ging, fand er einen freien Platz, auf dem er sich niederlassen konnte. Allerdings saßen schon zwei Leute auf der Bank, es waren zwei Männer, jeder mit einer Flasche Bier in der Faust. Die beiden erkannte er wieder! Wahrhaftig, es waren Fille und Rulle, die dort saßen. Zuerst bekam Lillebror es mit der Angst und wollte weglaufen. Gleichzeitig aber zog diese Bank ihn an. Er wollte zu gern wissen, ob Fille und Rulle noch immer hinter Karlsson her waren, und hier konnte er das vielleicht erfahren. Weshalb sollte er im übrigen Angst haben? Fille und Rulle hatten ihn ja nie gesehen und konnten ihn daher nicht erkennen. Wie schön, wie prächtig! Er konnte dort neben ihnen sitzen, soviel er wollte. So machten es die Leute in den Abenteuergeschichten, wenn sie etwas herauskriegen wollten, saßen nur ganz still da und horchten.
Lillebror setzte sich daher auf die Bank und sperrte die Ohren auf, aber gleichzeitig schwatzte er ununterbrochen mit Bimbo, damit Fille und Rulle nicht merkten, daß er horchte.
Es hatte nicht den Anschein, als ob er gar so viel erfahren würde. Fille und Rulle tranken nur Bier und schwiegen. Lange saßen sie stumm da. Zuletzt aber rülpste Fille laut und hörbar und sagte dann:
«Doch, klar können wir ihn erwischen, wir wissen ja, wo er wohnt. Ich hab’ ihn x-mal dorthin fliegen sehen.»
Lillebror bekam einen solchen Schrecken, daß er kaum atmen konnte, und er geriet ganz außer sich. Jetzt war es
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