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Der Besuch

Der Besuch

Titel: Der Besuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.G. Wells
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Gelächter aus.
    Ein zweiter ahmte den ersten nach, „Oh!“, und traf den Engel. Sein Erstaunen war wirklich köstlich. Nun riefen alle „Oh!“ und warfen Bucheckerschalen. Eine traf die Hand des Engels, eine andere traf ihn hart am Ohr. Der Engel machte unbeholfene Bewegungen auf die Jungen zu. Er sprudelte einige Proteste hervor und ging auf den Straßendamm zu. Die kleinen Jungen waren über seine Niederlage und Feigheit verblüfft und empört. Ein solch einfältiges Verhalten konnte nicht toleriert werden. Der Bucheckerschalenhagel wurde dichter. Sie können sich vielleicht solche grellen Momente vorstellen: Verwegene kleine Jungen laufen nahe heran und bringen ihre Schüsse an, die etwas schüchternen Jungen stürmen hintendrein und geben schnelle Salven ab. Milton Screevers Promenadenmischung wurde bei diesem Anblick zu ekstatischem Kläffen getrieben und näherte sich (voll wilder Vorstellungen) den Beinen des Engels.
    „Hi, hi!“ sagte eine kräftige Stimme. „Das habe ich nie getan! Wo ist Mr. Jarvis? Manieren, Manieren, ihr kleinen Bengel!“ Die Jungen zerstreuten sich links und rechts, einige flüchteten über die Mauer auf den Spielplatz, einige eilten die Straße hinunter.
    „Diese Jungen werden eine schreckliche Plage!“ sagte Crump, während er näherkam. „Es tut mir leid, daß sie Sie belästigt haben.“ Der Engel schien ganz außer Fassung. „Ich verstehe das nicht“, sagte er. „Diese menschliche Art ...“

    „Ja, natürlich. Ungewohnt für Sie. Wie geht es Ihrem Auswuchs?“
    „Meinem was?“ sagte der Engel.
    „Gespaltene Gliedmaßen, verstehen Sie? Wie geht es ihm. Weil Sie schon da sind, kommen Sie herein. Kommen Sie herein und lassen Sie mich noch einmal einen Blick darauf werfen.
    Ihr kleinen Lümmel! Und in der Zwischenzeit werden sich unsere kleinen Strolche nach Hause verdrücken. Sie sind alle gleich in diesen Dörfern. Können nichts verstehen, was ungewöhnlich ist. Erblicken einen seltsamen Fremdling. Werfen einen Stein. Ihr Vorstellungsvermögen reicht über die Gemeinde nicht hinaus ... (Ich werde euch die richtige Medizin geben, wenn ich euch noch einmal dabei erwische, wie ihr Fremde belästigt.) ... Das sollte man eigentlich erwarten können ... Kommen Sie hier entlang.“
    So wurde der Engel, der immer noch schrecklich verwirrt war, nun eilig in die Arztpraxis geführt, wo seine Verletzung in Ordnung gebracht werden sollte.

28
    Haus Siddermorton steht im Siddermorton Park. Hier lebt die alte Lady Hammergallow, hauptsächlich von Burgunder und den kleinen Skandalen des Dorfes, eine liebe alte Frau mit dünnem Hals, rotem Gesicht und gelegentlichen krampfartigen Wutanfällen, die jeden Ärger unter ihren Untergebenen mit drei Gegenmitteln heilt: einer Flasche Gin, zwei Wolldecken als Wohltätigkeitsakt, oder einem neuen Fünfschillingstück. Das Haus liegt eineinhalb Meilen außerhalb von Siddermorton.
    Beinahe das ganze Dorf gehört ihr, mit Ausnahme eines Streifens im Süden, der Sir John Gotch gehört, und ihre Herrschaft über das Dorf ist unumschränkt, was in einer Zeit, in der die Regierungsgeschäfte aufgeteilt werden, besonders erfrischend ist. Sie ordnet Vermählungen an und verbietet sie, treibt unangenehme Leute mit dem einfachen Mittel einer Pachtzinserhöhung aus dem Dorf, entläßt Arbeiter, zwingt Ketzer in die Kirche zu gehen, und veranlaßte Annie Dangett, die ihr kleines Mädchen „Euphemia“ nennen wollte, dazu, den Säugling „Mary-Anne“ zu taufen. Sie ist eine aufrechte liberale Protestantin und mißbilligt das Kahlwerden des Vikars, das einer Tonsur ähnelt. Sie ist Mitglied des Gemeinderates, der unterwürfig über den Berg und das Moor zu ihr hinpilgert, und der (da sie etwas taub ist) alle seine Reden in ihr Hörrohr anstatt auf einer Rednerbühne hält. Sie interessiert sich jetzt nicht mehr für Politik, aber bis zum vorigen Jahr war sie eine aktive Gegnerin
    „jenes Gladstone“. Sie hat Stubenmädchen anstelle von Lakaien für ihre Bedienung, und zwar wegen Hockley, dem amerikanischen Börsenmakler, und dessen vier Titanen in Plüsch.
    Sie übt beinahe eine Faszination auf das Dorf aus. Wenn in der Schankstube des ,Cat’ oder
    ‚Cornucopia’ jemand Gott fluchen würde, so wäre niemand darüber empört, aber würde man Lady Hammergallow fluchen, wäre die Empörung wahrscheinlich so groß, daß sie einen aus dem Zimmer werfen würden. Wenn sie durch Siddermorton fährt, besucht sie immer Bessy Flump, die Postmeisterin, um

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