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Der Besuch

Der Besuch

Titel: Der Besuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.G. Wells
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alles zu erfahren, was sich ereignet hat, und dann auch noch Miss Finch, die Schneiderin, um wiederum die Berichte von Bessy Flump zu überprüfen. Manchmal besucht sie den Vikar, manchmal Mrs. Mendham, die sie zurechtweist, und manchmal besucht sie sogar Crump.

    Ihr herrliches Grauschimmelgespann hätte fast den Engel niedergestoßen, als er hinunter ins Dorf ging.
    „Das also ist der Geist!“ sagte Lady Hammergallow, drehte sich um und betrachtete ihn durch die goldumrandete Stielbrille, die sie immer in ihrer runzligen, zittrigen Hand hielt.
    „In der Tat, ein Narr! Das arme Geschöpf hat ein ziemlich hübsches Gesicht. Es tut mir leid, daß ich ihn verpaßt habe.“
    Aber nichtsdestoweniger fuhr sie weiter in Richtung Pfarrhaus und verlangte Information über alles. Die widersprüchlichen Berichte von Miss Flump, Miss Finch, Mrs. Mendham, Crump und Mrs. Jehoram hatten sie ungeheuer verwirrt. Der Vikar, schwer bedrängt, tat alles in seiner Macht stehende, um das in ihr Hörrohr zu sagen, was wirklich geschehen war. Die Flügel und die safrangelbe Robe untertrieb er etwas. Dennoch spürte er, daß die Sache hoffnungslos war. Er nannte seinen Schützling „Mr.“ Engel. Er richtete leidenschaftliche Nebenbemerkungen an den Eisvogel. Die alte Dame bemerkte seine Verwirrung.
    Ihr seltsamer alter Kopf schnellte vor und zurück, bald hielt sie ihm das Hörrohr ins Gesicht, wenn er nichts zu sagen hatte, dann wieder spähte sie ihn aus eingefallenen Augenhöhlen an, ohne die Erklärungen zu vernehmen, die über seine Lippen kamen. Eine ganze Menge Ohs! und Ahs! Aber sicherlich fing sie einige Bruchstücke auf.
    „Sie haben ihn eingeladen, hierzubleiben –
    auf unbestimmte Zeit?“ sagte Lady Hammergallow, während sich in ihrem Geist rasch ein großer Gedanke formte.
    „Ich habe – wahrscheinlich aus Versehen –
    eine solche ...“
    „Und Sie wissen nicht, woher er kommt?“ sagte Lady Hammergallow.
    „Nein“, sagte der Vikar.
    „Auch nicht, wer sein Vater ist, oder?“ fragte Lady Hammergallow geheimnisvoll.
    „Nein“, antwortete der Vikar.
    ,,Nun!“ sagte Lady Hammergallow schelmisch, hielt die Brille an die Augen und stieß plötzlich mit ihrem Hörrohr gegen seine Rippen.
    „Liebe Lady Hammergallow!“
    „Das dachte ich mir. Glauben Sie nicht, daß ich Sie tadeln möchte, Mr. Hillyer.“ Sie stieß ein böses Lachen hervor und ergötzte sich.
    „Die Welt ist die Welt, und Menschen sind Menschen. Und der arme Junge ist ein Krüppel, eh? Eine Art göttliches Strafgericht. In Trauer, wie ich bemerkte. Es erinnert mich an den ,Scarlet Letter’. Die Mutter ist tot, vermute ich. Es ist gut so. Wirklich – ich bin keine engherzige Frau – ich schätze das hoch ein, daß Sie ihn bei sich aufgenommen haben. Wirklich.“
    „Aber Lady Hammergallow!“
    „Machen Sie es nicht schlecht, indem Sie es verleugnen. Einer Frau von Welt gibt das keine Rätsel auf. Diese Mrs. Mendham! Sie macht mir Spaß mit ihren Verdächtigungen. Solch sonderbare Gedanken! Und das bei der Frau eines Kuraten. Ich hoffe, es ist nicht geschehen, während Sie ihren Pflichten als Priester nachgingen.“
    ,,Lady Hammergallow, dagegen verwahre ich mich. Auf mein Wort.“
    „Mr. Hillyer, ich verwahre mich dagegen. Ich weiß. Sie können nichts mehr sagen, was meine Meinung auch nur um eine Spur ändern würde. Versuchen Sie es nicht. Ich hätte nie vermutet, daß Sie auch nur ein annähernd so interessanter Mann sind.“
    „Aber diese Vermutung ist unerträglich!“
    „Wir werden ihm beide helfen, Mr. Hillyer.
    Sie können sich auf mich verlassen. Es ist äu
    ßerst romantisch.“ Sie strahlte Wohlwollen aus. „Aber Lady Hammergallow, ich muß reden!“ Entschlossen packte sie ihr Hörrohr, hielt es vor sich hin und schüttelte den Kopf.
    „Wie ich höre, hat er eine beachtliche musikalische Begabung?“
    „Ich kann Ihnen feierlichst versichern ...“
    „Das dachte ich mir. Und da er ein Krüppel ist
    ...“
    „Sie erliegen einem ganz gewaltigen ...“
    „Wenn seine Begabung wirklich so groß ist, wie diese Frau Jehoram sagt ...“
    „Ein ungerechtfertigter Verdacht, wenn je ein Mensch ...“
    „Ich gebe natürlich nicht viel auf ihr Urteil.“
    „Denken Sie an meine Position. Habe ich mir denn keinen guten Ruf erworben?“
    „Vielleicht könnte man ihn irgendwo als Geigenspieler unterbringen.“
    „Habe ich ... (Zum Teufel! Es hat keinen Sinn!)“
    „Und deshalb, lieber Vikar, schlage ich vor, ihm die Gelegenheit zu

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