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Der Besuch

Der Besuch

Titel: Der Besuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.G. Wells
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dauernd, seinen Hut so aufzuheben –
    und verfehlt ihn?“
    „Warum!“ sagte der Kesselflicker. „Das muß eine verdammt unschuldige Gegend sein!
    Warum! Weil er blind is’! Was sonst? (Komm –
    verdammt!) Weil er so voll is’, daß nichts mehr in ihn reingeht. Deswegen!“
    Der Engel, der den Unterton in der Stimme des Kesselflickers gewahrte, hielt es für klüger, nicht weiter in ihn zu dringen. Aber er stand beim Schleifstein und fuhr fort, die geheimnisvollen Entwicklungen auf der Brücke zu beobachten.
    „Komm weiter jetzt! Ich glaub’, ich muß hingehn und den Hut aufheben ... Er ist immer voll. Ich hab’ noch nie so einen verfluchten Partner gehabt. Immer voll, das is’ er.“ Der Mann mit dem Karren stellte Betrachtungen an. „Tut, wie der feine Herr, der es nicht nötig hat, Geld zu verdienen. Und so’n gedankenloser Narr, wenn er etwas trinkt. Stänkert jeden an, den er trifft. (Da komm her!) Der stänkert auch noch die Heilsarmee an. Keinen Verstand. (Jetzt, komm endlich! Komm endlich!) Jetzt muß ich wieder den verdammten Hut aufheben. Dem ist es ganz egal, was für Ärger er macht.“ Der Engel beobachtete den zweiten Kesselflicker, wie er zurückging und dem ersten mit kräftigen Flüchen Jacke und Hut verpaßte.
    Dann machte er sich völlig verblüfft wieder in Richtung Dorf auf.

27
    Nach diesem Zwischenfall ging der Engel an der Mühle vorbei und hinten um die Kirche herum, um die Grabsteine auf dem Friedhof zu besichtigen.
    „Das scheint der Ort zu sein, wo sie die zerfallenen Überreste hingeben“, sagte der Engel –
    und las die Inschriften. „Komisches Wort –
    Witwe! Resurgam! Dann ist es also noch nicht ganz aus mit ihnen. Was für riesige Haufen man braucht, um sie unten zu halten ... Es ist mutig von ihr.“
    „Hawkins?“ sagte der Engel sanft, ...
    „Hawkins? Der Name ist mir fremd ... Er ist also nicht gestorben ... Ganz klar. – Hat sich am 17. Mai 1863 den Engelsscharen angeschlossen. Er muß sich hier herunten genauso fehl am Platze vorgekommen sein wie ich. Aber ich würde gerne wissen, warum man dieses Ding, das wie ein Topf aussieht, oben auf das Denkmal stellt. Merkwürdig! Es gibt da noch einige andere, kleine Steintöpfe mit einem Dekor aus hartem, steinernem Stoff darüber.“ Gerade zur selben Zeit strömten die Jungen aus der National School, zuerst einer, dann mehrere, blieben stehen und gafften auf die gekrümmte schwarze Gestalt des Engels zwischen den weißen Grabsteinen. „Hat der einen Rücken!“ stellte ein Kritiker fest.
    „Haare wie ein Mädchen!“ sagte ein anderer.
    Der Engel wandte sich zu ihnen um. Die durchdringenden Blicke der seltsamen kleinen Köpfe, die über die flechtenbewachsene Mauer ragten, trafen ihn. Er lächelte matt in ihre gaffenden Gesichter und drehte sich dann um, um sich über das Eisengeländer zu wundern, das das Grabmahl der Fitz-Jarvis umschloß.
    „Schaut nach einer seltsamen Unsicherheit aus“, sagte er. „Steinplatten, Steinpfähle, diese Geländer ... Fürchten sie sich? ... Versuchen diese ,Toten’ etwa wieder aufzustehen? Es liegt so etwas von Unterdrückung über dem Ganzen
    – von meiner Verschwörung.“
    „Laß dir die Haare schneiden, laß dir die Haare schneiden“, sangen drei kleine Jungen im Chor.
    „Komisch sind diese Menschen!“ sagte der Engel. „Dieser Mann gestern wollte meine Flügel abschneiden, jetzt wollen diese kleinen Geschöpfe, daß ich meine Haare abschneide! Und der Mann auf der Brücke wollte mir den Putz herunternehmen. Bald wird nichts mehr von mir übrig sein.“

    „Wo hast du denn den Hut her?“ sang ein anderer kleiner Junge. „Wo hast du denn die Kleider her?“
    „Sie stellen dauend Fragen, auf die sie offenbar keine Antwort bekommen wollen“, sagte der Engel. „Am Tonfall kann ich das erkennen.“ Er blickte nachdenklich zu den kleinen Jungen. „Ich weiß einfach nicht, wie die Menschen miteinander verkehren. Vielleicht sind das freundschaftliche Annäherungsversuche, eine Art Ritual. Aber ich kenne die entsprechende Erwiderung nicht. Ich werde jetzt wohl zu dem kleinen dicken Mann mit den schwarzen Kleidern und der goldenen Uhrkette um den Bauch zurückgehen und ihn bitten, mir das zu erklären. Es ist schwierig.“
    Er wandte sich dem Friedhofstor zu. „Oh!“ rief einer der drei kleinen Jungen mit einer schrillen Fistelstimme und warf eine Bucheckerschale. Sie kollerte über den Friedhofspfad. Der Engel blieb überrascht stehen.
    Alle drei Jungen brachen in

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