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Der Besucher - Roman

Der Besucher - Roman

Titel: Der Besucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Waters
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verbissen von einer Stelle zur nächsten weiter, löschten erst mit Wasser und stocherten dann mit Schürhaken und Feuerzangen herum und schlugen systematisch Glut und Funken aus. Der Rauch ließ alle drei keuchend atmen, verursachte ihnen Übelkeit, und die Augen tränten ihnen und hinterließen bleiche Rinnsale auf ihren rußverschmierten Gesichtern. Bald zitterten sie, teils als Reaktion auf die Anstrengung und Aufregung, teils schlichtweg von der Kälte, die in dem heißen Zimmer verheerend schnell aufzukommen schien, kaum dass die letzte Flamme gelöscht war.
    Roderick blieb offenbar währenddessen am geöffneten Fenster stehen und hielt sich am Türrahmen fest. Er war immer noch sehr betrunken, doch zudem schien ihn der Anblick von Flammen und Rauch regelrecht zu lähmen, was vermutlich kaum überraschend war, wenn man berücksichtigte, was er im Krieg erlebt hatte. Jedenfalls schaute er mit weit aufgerissenen Augen nutzlos zu, wie seine Mutter und seine Schwester den Brand bekämpften. Er ließ sich von ihnen nach drinnen helfen und in die Küche hinunterbringen. Doch erst nachdem sie ihn in eine warme Decke gehüllt an den Tisch gesetzt hatten, wurde ihm allmählich klar, wie knapp sie alle einer Katastrophe entgangen waren.
    Er umklammerte die Hand seiner Schwester und rief: »Hast du gesehen, was passiert ist, Caro? Hast du gesehen, was es will? Mein Gott, es ist noch viel gerissener, als ich dachte! Wenn ihr nicht aufgewacht wärt …! Wenn ihr nicht gekommen wärt …!«
    »Was redet er denn da?«, fragte Mrs. Ayres irritiert und erschüttert von Rodericks Verhalten. »Caroline, was meint er denn?«
    »Gar nichts meint er«, erwiderte Caroline, die nur zu gut wusste, worauf Roderick hinauswollte, ihre Mutter jedoch schützen wollte. »Er ist immer noch betrunken. Roddie, bitte reiß dich zusammen.«
    Doch nun, so sagte sie, habe er sich plötzlich »wie ein Verrückter« benommen. Er presste sich die Handballen vor die Augen und raufte sich die Haare. Dann betrachtete er entsetzt seine Finger, denn das Frisieröl auf seinen Haaren hatte sich mit Rauch und Ruß verbunden und in eine Art grobkörnigen Teer verwandelt. Er wischte sich die Hände wie zwanghaft an seinem rußgeschwärzten Hemd ab. Dann musste er husten und rang nach Atem, und die Atemnot rief eine seiner Panikattacken hervor. Er hielt sich an Caroline fest und rief wieder und wieder: »Es tut mir leid!« Sein Atem ging stoßweise und roch immer noch nach Alkohol, die Augen leuchteten blutunterlaufen aus seinem rußigen Gesicht, sein Hemd war klitschnass. Mit zitternden Händen klammerte er sich an seine Mutter und jammerte: »Mutter, es tut mir leid!«
    Nach der Tortur in dem brennenden Zimmer war sein Verhalten einfach zu viel für die beiden Frauen. Mrs. Ayres starrte ihn einen Moment lang voller Abscheu an, dann schrie sie: »Sei still! Mein Gott, sei endlich still!«, wobei ihre Stimme sich fast überschlug. Und als er immer noch weinend vor sich hin brabbelte, holte Caroline aus und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Sie sagte, sie habe den Schmerz in ihrer Hand gespürt, noch bevor ihr eigentlich klar war, was sie getan hatte; dann schlug sie entsetzt die Hände vors Gesicht, beinahe so erschreckt, als wäre sie selbst geschlagen worden. Rod verstummte augenblicklich und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Mrs. Ayres starrte ihn an und rang nach Luft. »Ich glaube, wir sind im Moment alle nicht ganz zurechnungsfähig«, sagte Caroline mit unsicherer Stimme. »Wir sind wohl alle ein bisschen durchgedreht … Betty, bist du noch da?«
    Das Mädchen trat mit weit aufgerissenen Augen vor. Ihr Gesicht war bleich und hatte schwarze Rußstreifen. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Caroline.
    Betty nickte.
    »Keine Verbrennungen?«
    »Nein, Miss.«
    Auch wenn Betty nur flüsterte, hatte der Klang ihrer Stimme dennoch eine beruhigende Wirkung auf Caroline.
    »Braves Mädchen! Du hast dich sehr tapfer verhalten, ganz prima! Kümmere dich nicht um das Gerede meines Bruders. Er ist … Er ist nicht er selbst. Wir stehen alle etwas neben uns. Haben wir noch heißes Wasser? Bitte mach doch den Kessel an und stell ein paar Töpfe auf den Herd, für Tee und ein paar Schüsseln Wasser. Dann können wir hier schon mal den gröbsten Dreck abwaschen, bevor wir nach oben ins Badezimmer gehen. Mutter, du solltest dich besser hinsetzen.«
    Mrs. Ayres starrte verwirrt vor sich hin. Caroline ging um den Küchentisch, half ihr auf einen Stuhl und

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