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Der Beutegaenger

Titel: Der Beutegaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sich.«
    »Kaum«, stimmte Verhoeven ihm zu. »Dr. Gutzkow ist der Ansicht, dass die Verletzungen dem Opfer mit einem schmalen, äußerst scharfen Messer beigebracht wurden. Die Klinge ist zwischen zehn und fünfzehn Zentimeter lang.«
    »Die Tatsache, dass der Täter ein solches Werkzeug mit sich führte, scheint mir ein sicherer Beweis für die Vorsätzlichkeit der Tat zu sein.« Hinnrichs schrieb etwas auf den Notizzettel vor sich und zündete sich eine Zigarette an, wobei er angriffslustig in die Runde blickte, als erwarte er, dass ihm jemand mit einer Verordnung zum Nichtraucherschutz kommen würde. Mit rauchfreien Zonen und der Rettung des Weltklimas. »Genau wie das Vorhandensein dieser Blume.«
    Als Nächstes erläuterte Lübke, was die Auswertung der Spuren am Tatort ergeben hatte: Susanne Leistner war von hinten angegriffen und erdrosselt worden, und zwar mit größter Wahrscheinlichkeit bereits auf dem Waldweg. Anschließend hatte der Mörder die Leiche bis zu der Mulde geschleift, indem er ihren Oberkörper von hinten umfasst hielt, sodass nur die Füße des Opfers den Boden berührten. »Im Unterholz und bei der Toten haben wir Abdrücke von Sportschuhen gefunden, die sich bislang keiner der übrigen Personen, die sich in der Nähe des Fundorts der Leiche aufgehalten haben, zuordnen ließen«, führte der oberste Spurensicherer weiter aus. »Es handelt sich um ein gängiges Modell der Marke Nike, Größe 41.«
    »Unser Täter ist also nicht besonders groß«, schloss Hinnrichs.
    »Solche Schuhe werden von Männern und Frauen gleichermaßen getragen«, bemerkte Lübke und hustete wieder seinen verschlackten Husten.
    Verhoeven sah ihn an. »Willst du damit sagen, dass auch eine Frau als Täterin in Betracht kommt?«
    Lübke überlegte einen Augenblick. »Rein vom Kraftaufwand her hätte meiner Ansicht nach auch eine gut austrainierte Frau die Tat begehen können«, sagte er dann. »Der Transport der Leiche würde ihr sicherlich nicht leichtgefallen sein, aber unmöglich wäre es keineswegs.«
    »Allerdings ließe mich die Psychologie dieses Verbrechens nicht unbedingt an eine Frau denken«, bemerkte Hinnrichs mit einem kurzen Seitenblick auf Verhoeven, der zustimmend nickte.
    Lübke zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Vergewaltigt worden ist sie jedenfalls nicht«, entgegnete er. »Der Täter trug Handschuhe. Er hat keine verwertbaren Spuren hinterlassen und, soweit wir feststellen konnten, auch nichts vom Tatort mitgenommen. Kein Kleidungsstück des Opfers etwa. Nicht die Papiere, Schlüssel oder Bargeld.«
    »Der Mann, den wir suchen, braucht keine Trophäen«, schaltete sich Winnie Heller ein. Irgendwann in der vergangenen Nacht, als sie wach gelegen und auf den Verkehrslärm gelauscht hatte, der ihr Apartment nahezu rund um die Uhr in einen Kokon beruhigender Belebtheit hüllte, hatte sie beschlossen, ihre Strategie zu ändern. Aktiv zu werden. Sich nicht länger mit der Rolle der Beobachterin zu begnügen. Zuschauen, lernen, gewisse Dinge im Hinterkopf behalten, um sie bei passender Gelegenheit wieder hervorzukramen, so liefen die Dinge nun mal nicht, wenn man mit Verhoeven zusammenarbeitete. So viel immerhin hatte sie inzwischenkapiert. Und Burkhard Hinnrichs schien ihr durchaus ein Vorgesetzter zu sein, der ein gewisses Maß an Eigeninitiative zu schätzen wusste. »Aber dafür hat er etwas dagelassen . . . «
    »Das ist richtig«, stimmte Lübke ihr mit einem geradezu mephistophelischen Grinsen in Verhoevens Richtung zu. »Wir haben diese Blume natürlich genau unter die Lupe genommen. Es handelt sich um eine Chrysanthemum indicum oder auch Dendrathema Grandiflorum . Zu deutsch: Goldblume. Sie war noch ziemlich frisch, hatte aber schon einige Zeit, bevor der Täter sie bei der Leiche zurückließ, nicht mehr im Wasser gestanden. Wir haben erhebliche Rückstände von Pestiziden gefunden, sodass davon auszugehen ist, dass die Blume aus dem Handel stammt und nicht etwa aus einem Privatgarten. «
    »Typische Totenblumen sind Chrysanthemen übrigens nur hier bei uns«, ergänzte Winnie Heller, ohne von ihrer Kaffeetasse aufzublicken. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sich ein Hauch von Verachtung in ihre Miene stahl. Tja, meine Herren, dachte sie, da staunt ihr! Aber es gibt tatsächlich Leute, die sich auf solche Besprechungen vorbereiten. Die ehrgeizig sind und nach Dienstschluss Besseres zu tun haben, als mit ihrer Tochter Lego zu spielen oder ihre Frau zu vögeln. »In ihrer Heimat

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