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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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geworden. Wenige Sekunden, nachdem der Trainingsleiter ihm eine Fünfzigtausend-Volt-Ladung in den Rücken gejagt und angefangen hatte, die Wirkungen des Schocks zu erklären, rappelte Hardie sich mit einem Husten wieder auf. Das konnte nicht sein. Nicht so schnell. Fassungslos kniff der Trainingsleiter die Augen zusammen und unterbrach seine Erklärung. Er druckste ein wenig herum und meinte, das Gerät sei defekt oder nicht ganz geladen. Dann fragte er Hardie, ob er bereit sei, sich in ein paar Minuten erneut einem Stromstoß auszusetzen. Worauf dieser meinte, wenn er sich ihm noch einmal mit diesem Ding nähere, würde er es ihm so tief in den Arsch rammen, dass er es als Herzschrittmacher benutzen könne.
    Natürlich machte die Geschichte sofort die Runde, die Cops nannten Hardie »schocksicher« und versuchten ihn zu einem weiteren Durchgang anzustacheln, ja, sie schlossen sogar Wetten ab, wie lange er brauchte, um sich wieder aufzurappeln  – fünf Sekunden? Acht? Oder nur drei? Doch Hardie meinte, sie könnten ihn mal. Er hatte nicht das Gefühl
gehabt, dass er schnell aufgestanden war. Es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen, und er hatte währenddessen heftige, unerträgliche Schmerzen gehabt.
    So wie jetzt.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er hier schon lag.
    Aber in jenem Sekundenbruchteil, als die Lähmungserscheinungen nachließen, vollführte Hardie etwas, das man als eine Art Breakdance-Bewegung bezeichnen konnte  – etwas, an das er sich vage aus seiner Kindheit in den frühen Achtzigern erinnerte. Allerdings ging es ihm nicht darum, eine gute Figur zu machen; er versuchte nur, möglichst schnell vom Boden aufzustehen.
     
    Allerdings hatte die Bewegung den Nebeneffekt, dass er gegen O’Neals Hand stieß, in der dieser die Spritze mit dem Herzinfarkt-Serum hielt, und –
    TSCHACK
    – diesem in den Oberschenkel rammte.
    Scheiße!
    Scheiße, Scheiße, Scheiße …
    Es dauerte drei, vier Sekunden, bis das Zeug aufgenommen wurde, und O’Neal zog den Autoinjektor nach einer, vielleicht zwei Sekunden … eher nach einer … wieder heraus, doch es war genug von der Ladung in seinen Organismus geraten. Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße . Vielleicht hatte er sogar eine Vene getroffen, das wäre echt übel. O’Neal ließ die Spritze fallen und krabbelte im Krebsgang Richtung Terrassentür. Scheiße, Fuck, Scheiße, Fuck, Scheiße . Es gab nur eins, das er jetzt tun konnte. Sich raus zum Lieferwagen schleppen. Und dabei den Zangengriff
in seiner Brust zu ignorieren, die stechenden Schmerzen in seinem Arm, die plötzliche Gewissheit Scheiße, tut das weh, ich werde sterben  …
     
    Hardie seinerseits hatte keine Ahnung, was zum Henker gerade passiert war. Er hustete  – es tat weh  – und drehte sich um, gerade noch rechtzeitig, um jemanden zu sehen, der wie ein Kleinkind auf Crack ins Haus und weiter durchs Wohnzimmer krabbelte. Hatte er mit seinem Bein überhaupt irgendwas berührt?
    Egal.
    Steh auf.
    Wahrscheinlich sind im Haus noch mehr von diesen verrückten Arschlöchern.
    Steh auf und such sie.
    Rette die Schauspielerin.
    Rette deine Familie.
     
    O’Neal hatte keine Ahnung, wie oft er auf dem kurzen Weg von der Haustür zum Lieferwagen hinfiel. Doch das war ihm völlig egal. Er ballte immer wieder die Fäuste, versuchte, das Blut im Fluss zu halten, und schlug sich hin und wieder gegen die Brust. Er war jung, achtete auf seine Gesundheit  – Scheiße, er war vor nicht allzu langer Zeit zum Nordpol marschiert, denn das entsprach seiner Vorstellung von erholsamen Ferien –, doch das war dem Gift in seinem Brustkorb offensichtlich egal. Es wollte ihn tot sehen. Und zwar schnell. Genau das war seine Aufgabe.
    Das Einzige, was das Gift aufhalten konnte, befand sich im Lieferwagen, in einer Spritze.

    Es war jetzt ganz einfach:
    Wenn er es zum Wagen schaffte, würde er weiterleben.
    Wenn nicht …
     
    A. D. hustete. Die beißende Kotze brannte im Rachen. In den Beinen hatte er unvorstellbare Schmerzen. Und sein Magen fühlte sich an, als hätte er sich zu einem Knoten zusammengezogen. Aber er war am Leben. Das war alles, was zählte, oder? Er war aus dem obersten Stock eines Hauses gefallen und hatte es irgendwie überlebt, und am liebsten hätte er aus vollem Hals geschrien: Fick dich, Arschloch.
     
    Mann stand wieder auf. Und öffnete versuchsweise die Augen. Sie konnte immer noch etwas erkennen. Sie war also nicht völlig blind. Gut so. Die Sache war noch nicht zu

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