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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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und komme umgehend mit der Polizei wieder.«
    Ein müdes Grinsen kräuselte seinen Mund. »Zurückkommen, eh? Aber doch nicht mit dem Polizisten, der hier ab und zu während der Dienstzeit einen Schluck erstklassigen Whisky trinkt und ein Nümmerchen schiebt? Oder etwa dem
    Polizisten, der hier gern ein Spielchen macht, meist verliert und auch schon mal seine Dienstwaffe als Pfand hinterlegen musste?«
    »Ich dachte an Rafa Torres, der eng mit dem BKA
    zusammenarbeitet.«
    Den Namen hatte ich mir ausgedacht. Bluff, nichts als Bluff, genau wie seine Worte. Doch die Anspielung aufs
    Bundeskriminalamt hatte ihn nachdenklich gemacht. Plötzlich wurde es ganz still. Es war sowieso schon sehr ruhig hier draußen, aber jetzt hörten sogar die Zikaden mit ihrem nervtötenden Zirpen auf. Es war also so still, dass ich deutlich ein schleifendes Geräusch vernahm, dem ein feines Quieken folgte.
    Während mein Gastgeber wieder grinste, ging eine Welle der Anspannung durch den Hundekörper, der Rottweiler knurrte verhalten, es klang wie das Rollen von Kieselsteinen in einem Gebirgsbach.
    Ein Mann bog um die Ecke. Er war groß und dünn, in der einen Hand hielt er einen Schwimmreifen, bedruckt mit Figuren aus der Trickfilmserie Die Simpsons, in der anderen eine Falle aus Maschendraht. In der Falle hockten Ratten. Der Rottweiler wollte aufspringen, doch ein Fingerschnippen seines Herrn hielt ihn zurück.
    »Tja«, sagte der dünne Mann, »sind mir wieder ein paar in die Falle gegangen. Sollen wir sie streicheln, Gerry?«
    24.
    Der dünne Mann stellte die Falle mit den Ratten ab, legte den Schwimmreifen auf einen der Eisenstühle, nickte mir zu und erklärte, indem er sich niederließ: »Sitzt sich bequemer, wegen meiner Hämorrhoiden.« Er rückte den Reifen zurecht, wies auf die Ratten. »Ganz schön schlau, die Alten schicken zuerst die Jungen rein, um den Köder auf Gift zu überprüfen, dann folgen sie selbst, prächtige Exemplare, nicht wahr?«
    Da hatte er Recht. Zwei der Ratten waren fast so groß wie Kaninchen, hatten braunes, struppiges Fell und die gewohnten kahlen, etwas schorfigen Schwänze. »Was haben Sie damit vor?«
    »Streicheln, hat Terry doch schon gesagt«, übernahm mein Gastgeber das Wort. »Man kann sie totschlagen oder ins Wasser tauchen, man kann sie mit Sprit übergießen und laufen lassen – alles recht rüde Methoden. Wir sind nett zu diesen Nagern.«
    Gerry kraulte dem Hund, den er zuvor angekettet hatte, die Ohren. »Schlömm, Sie gucken so ungläubig. Ich will es Ihnen erklären: Wir stecken uns eine Ratte in die Hose und binden die Hosenbeine zu. Und weil ich eine Latzhose trage, schnalle ich mir vorher noch einen Leibriemen um, damit die Süßen oben nicht raushüpfen. Und Sie?«
    »Ich wollte mir die Folkloretänze im Innenhof der Kirche von San Miguel anschauen.« Ich sah auf meine Uhr. »Die Vorführung beginnt um sechs. Ist noch ein bisschen Zeit, aber…«
    »Tja dann.« Gerry rekelte sich etwas umständlich aus dem Autositz hoch und streckte mir, während der dünne Mann sich von seinem Schwimmring erhob, die Hand entgegen. Ich wusste, dass es ein Trick war, um mich abzulenken, deshalb wollte ich nach dem Messer in meinem Stiefel greifen, doch da spürte ich schon, wie der Reifen über meine Schultern glitt und mir die Oberarme fest an den Leib presste.
    Ich trat mit dem Stiefelabsatz nach hinten, erwischte den dünnen Terry, erhielt aber von dem Latzhosenträger einen Faustschlag gegen die Brust, der mich rückwärts stolpernd auf den Eisenstuhl warf. Der Dünne hielt mich dort fest und kurz darauf war ich mit einem Seil rund um Brust und Bauch an dem stabilen Möbelstück gefesselt.
    »Heh, Sie wollen doch kein Spielverderber sein«, tadelte Latzhose. »Terry und ich, wir wetten jetzt, wie lange Sie es aushalten; ich meine, bevor Sie zu winseln anfangen. Der Rekord steht bei acht Minuten.«
    Sein Partner machte sich an der Rattenfalle zu schaffen, die an einem Ende eine runde, verschließbare Öffnung hatte. In diese Öffnung steckte er ein Stück Plastikrohr. Die Ratten hockten zusammengepresst in einer Ecke. Erst als Terry die Falle schüttelte, stoben sie fiepend auseinander. Besinnungslos vor Angst rasten sie an den Drahtwänden entlang; es war nur eine Frage der Zeit, bis sie den Ausgang, der zu meinem Hosenbein führte, gefunden hatten.
    Eine der alten Ratten verschwand in der Röhre. Ich versuchte die Panik in meiner Stimme zu unterdrücken, sagte: »Macht keinen Sche-heiß!« Dieses

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