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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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sich in das Kissen zurück, sodass sein großer, fast kahler Schädel jetzt von stilisierten Palmen und tropischen Blumen umrankt wurde.
    Mit geschlossenen Augen genoss er die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. »Aber vorher kannst du mir in der Küche noch so einen Limonendrink wie diesen mixen und Gisela und die Kinder begrüßen.«
    46.
    Als ich bei dem Literaturklub in Oberkassel eintraf, schritt Verena gerade durch die Drehtür des alten Backsteingebäudes, dem man einen postmodernen Glasvorbau verpasst hatte. Sie trug ein schwarzes Kleid mit rotem Gürtel und dazu ein durchgeistigtes Lächeln zur Schau, als ginge sie Seite an Seite mit einem Kandidaten für den Literaturnobelpreis. In Wahrheit bestand ihre Begleitung aus drei Matronen mit klobigem Schuhwerk und einem Mann in schwarzer Lederjacke, allem Anschein nach der Autor.
    Der Typ schaute Verena schmachtend an: »Vielleicht könnten wir ja noch gemeinsam auf ein Glas Wein, Sie und die Damen…«
    »Tun Sie das«, sagte ich, indem ich mich zu der Gruppe gesellte. »Aber gefälligst allein, denn meine Frau hat keine Zeit, sie muss noch zwei Körbe Wäsche bügeln.«
    »Das ist Elmar Mogge, er schreibt an einem Pennerroman und recherchiert gerade im Milieu«, stellte Verena mich vor.
    »Wie interessant. Dann könnte der Herr Erich Mokka doch mal bei uns im Literaturkreis lesen«, bemerkte eine der Damen, die meinen Namen nicht richtig verstanden hatte und auch sonst wohl nicht alles mitkriegte.
    »Aber sicher, aber sicher«, sagte Verena lächelnd.
    Als wir außer Hörweite der Gruppe waren, verschwand ihr Lächeln.
    »Das war mal wieder so ein Moment, in dem ich mich glücklich schätze, nicht mehr deine Frau zu sein.« Sie stieß meine Hand von ihrem Ellbogen, blieb aber an meiner Seite.
    Während wir den Weg zur Rheinuferpromenade einschlugen, legte ich los, der richtige Zeitpunkt war gekommen. »Und ich bin glücklich, den hübschen Auftrag von dir überstanden zu haben. Angeblich sollte er mir ja lediglich etwas Geld und ein paar schöne Tage in der Sonne bringen. Dann aber hat man mir auf wenig sensible Weise klargemacht, dass ich auf der Insel unerwünscht bin.«
    »Das verstehe ich nicht, Elmar.«
    »Zum besseren Verständnis könnte ich dir hier unter der Laterne meinen Penis zeigen, an dem langsam die Narben abheilen.«
    »Elmar, du überraschst mich. Ich finde dich richtig sexy, wenn du zornig bist.«
    Wir setzten uns auf eine Bank und schauten auf den träge fließenden Strom und hinüber zur Altstadt.
    »Also, Elmar, man hat dir übel mitgespielt auf Ibiza, warum, wieso, was bringt dich so hoch?«
    »Sexspielchen über den Wolken, Kungeln unter Palmen, ein hoher Genosse mit der Nase im Koks, mittendrin meine Exfrau und über allem eine Decke des Schweigens!«
    »Du kommst mir doch jetzt nicht moralisch, oder? Bademode vom griechischen Designer Vassilios Kostetsos wurde schon auf einem Flug zwischen Athen und der Insel Kos vorgeführt, und alles andere, was du da erwähnst, ist auch nicht so neu.
    Hätte ich dir von Anfang an erzählt, warum mir daran gelegen ist, Dora zu finden, du hättest den Auftrag nie angenommen.«
    »Dann sag es mir jetzt!«
    Sie zog einen ihrer geflochtenen Schuhe aus und massierte ihren Fuß. Dann erzählte sie Folgendes:
    Nach unserer Trennung hatte sie wieder angefangen, in ihrem früheren Beruf als Stewardess zu arbeiten, zunächst bei der Lufthansa, dann bei der Flamingo -Chartergesellschaft. Auf einem Flug nach Ibiza hatte sie Harro Bongarts kennen gelernt.
    Er gehörte zu dem bereits erwähnten Mittelmeerausschuss und hatte sich auf dem Gebiet der Solartechnik und
    Meerwasserentsalzung kundig gemacht. Mit diesem Wissen und der Kenntnis, wie man für solche Projekte in Brüssel bis zu achtzig Prozent EU-Beihilfen erlangen konnte, brachte er Leute aus der Industrie mit Genossen von der PSOE, dem spanischen Gegenstück zur SPD, zusammen.
    »Und weil er so wunderbar über Sonnenenergie und
    Meerwasser referieren konnte, bist du mit ihm ins Bett gegangen.«
    »Nein, Elmar, weil er gute Manieren hat und sich für Kunst interessiert, weil er mit mir über Arnold Schönberg und Arno Schmidt redet und im Übrigen wunderschöne blaue Augen hat.«
    »Dein blauäugiger wunderbarer Mann war an jenem
    bewussten Tag jedoch nicht in der Maschine.«
    »Stimmt, er nicht, aber sein Vorgesetzter, Staatssekretär Alfons Schneider. Du kennst ihn?«
    »Nur aus dem Fernsehen, aufgekrempelte Ärmel, ›wir tun was für unser

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