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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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könne.
    »Welche Linie?«
    »Flamingo-Jet- Charter.«
    »Welches Datum?«
    Ich nannte ihm den Tag, den ich aus dem Zeitungsartikel über den Zwischenfall kannte. Er sagte nicht ja und nicht nein, gab nicht einmal zu erkennen, dass er meine Bitte verstanden hatte.
    Er fragte: »Sind Sie immer noch so verrückt auf das Eis aus dem kleinen Laden in Kaiserswerth?«
    »Ja, Vanille, Schokolade und saure Sahne. Morgen
    Nachmittag?«
    »Übermorgen!«
    Ich ging in den Nudelgarten, aß eine Portion Lasagne und machte mich wieder auf den Heimweg.
    Seit ich per Fax zu erreichen war, ging mein erster Blick, sobald ich mein Büro betrat, automatisch immer zu dem Gerät; und zwar mit einer optimistischen Spannung, obwohl Faxmitteilungen natürlich auch schlechte Nachrichten enthalten können.
    Ich beugte mich über das abgerollte Blatt und sah viele Namen. Die Passagierliste des Flamingo -Flugs nach Ibiza erschien mir auf den ersten Blick nicht viel aufregender als die Seite aus einem Telefonbuch. Unbekannte Namen, bis auf einen, der es allerdings in sich hatte. Entweder war der Mann noch immer Staatssekretär oder inzwischen schon Minister.
    Oder gar nach Berlin umgezogen? So ganz war ich nicht auf dem Laufenden.
    Ich kramte noch immer in meinem Gedächtnis, als ich im Anhang den Namen meiner Exfrau entdeckte. Das war keine große Überraschung, Kristine hatte es mir ja bereits gesagt. Im Stillen hatte ich jedoch gehofft, dass es anders wäre. Nun hatte ich es schwarz auf weiß.
    Mein kluges, kühles Exweib war tatsächlich an jenem bewussten Tag nach Ibiza geflogen, zusammen mit Dora und Kristine und einem Spitzengenossen im Passagiersitz der Flamingo -Maschine.
    Roskothen hatte prompt reagiert, das Treffen aber nicht abgesagt.
    »Was liegt an?«, begrüßte mich Kurt in seinem Garten, er saß da in einer Hollywood-Schaukel und paffte an seiner Pfeife.
    »Kurt, das ist das hässlichste Möbelstück, das ich seit langem gesehen habe.«
    »Andere finden es schön.«
    »Andere lügen. Ich bin ein Freund – wenn ich nicht ehrlich bin, wer dann?«
    »Du meinst also, Freundschaft sei eine Lizenz, um geliebte Menschen zu kränken? Ach, komm setz dich an meine Seite und erzähl mir was von Ibiza.«
    Ich hockte mich auf den Rasen.
    »Eine der ältesten Metropolen im Mittelmeerraum, im Jahre 654 vor Christi von den Karthagern gegründet…«
    »Ach, ich will nichts von alten Karthagern, sondern was von jungen Nixen hören, Elmar!«
    Ich erzählte ihm, was er hören wollte: »Hübsche Mädchen, wohin du blickst, an den Stränden, in den Straßencafés, und wenn du nicht aufpasst, fällt dir nachts eine beschickerte Sekretärin auf den Schoß. Ich bin froh, dass ich wieder hier bin.«
    »Ungerechte Welt! Ich, ein braver Hauptkommissar, muss mir so eine alberne Schaukel kaufen, um einen Hauch von Hollywood zu spüren, und du, ein verdammter Schnüffler, genießt das Leben in vollen Zügen.«
    »Ich trinke nicht, ich rauche nicht und den Rest gebe ich auch bald auf.«
    »Was ist los, unglücklich verliebt?«
    Ich hob die Arme. »Vorbei, ehe es richtig begonnen hatte.«
    Kurt schien mit der Antwort zufrieden zu sein; er brachte die Schaukel in Schwung und griff sich von dem Tischchen vor ihm ein Glas, das eine grüne Flüssigkeit mit Zitronenscheibe und Strohhalm enthielt.
    Ich fragte Kurt erneut, wie die Sache um den so genannten
    ›Taubenmörder‹ stand, und erfuhr, dass Rene Laflör demnächst dem Haftrichter vorgeführt wurde. »Es sieht nicht gut aus für ihn. Wie ich gehört habe, bleibt der Hauptzeuge Jürgen Kallmeyer bei seiner Aussage.«
    Das war es, was ich hatte wissen wollen. Wir spekulierten noch ein wenig über den Fall, dann kam ich zu dem anderen Grund meines Besuchs.
    »Kurt, nehmen wir mal an, ich könnte nachweisen, dass ein hoher Politiker in eine Sexaffäre verwickelt ist…«
    Er nuckelte an dem Strohhalm. »Vergiss es, interessiert keinen, wir sind doch nicht in Amerika.«
    »Und wenn Kokain im Spiel wäre?«
    »Dann wäre er politisch tot. Aber du«, er sah mich streng, fast väterlich an, obwohl er gar nicht viel älter als ich war,
    »aber du, Privatdetektiv Elmar Mogge, hättest anschließend ein schweres Leben vor dir.« Er stellte das Glas wieder weg.
    »Ein hohes Tier also?«
    Ich nickte.
    »Klemm dich lieber hinter Ladendiebe oder Ehebrecher.«
    »Du meinst wohl, Freundschaft bedeutet, dass man das Recht hat, den befreundeten Menschen runterzuputzen.«
    »Ach, mach doch, was du willst, Elmar!« Kurt lehnte

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