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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Heilkraft von Pflanzen, Tieren und Steinen.
Ihre Bücher ›Physica‹ und ›Causae et Curae‹ sind in jedem Kloster vorhanden. Zum
Fasten hatte sie eine gänzlich andere Einstellung als einige unserer Brüder; obwohl
sie gelegentlich gerne Bier trank, schätzte sie das Fasten, weil es ›Türen nach
innen öffnet‹.
    Was für
uns Brauer interessant ist, ist die Tatsache, dass sie als eine der Ersten über
diese Hopphopflanze geschrieben hat, der sie diesen Namen gegeben hat. Sie starb
nach einem großen Leben im Jahre 1179, also vor 82 Jahren. So, das sollte reichen.
Mehr weiß ich im Moment nicht. Wenn du mehr wissen willst, schau in unserer Bibliothek
nach.«
    Niklas
nahm sich das fest vor, kam allerdings in den nächsten Wochen nicht mehr dazu. Das
Thema Hopfen beschäftigte ihn nicht weiter; der Gebrauch dieser Pflanze wurde zur
Selbstverständlichkeit. Dies sollte noch einige Jahre so bleiben, zumindest, solange
er in Urbrach war.

4
     
    Die neue Regelmäßigkeit beim
Brauen erlaubte es Niklas, weit schneller und weit mehr, als bis dahin für einen
Lehrjungen üblich, zu lernen. Die wiederkehrenden Abläufe des Schrotens mit dem
Mörser und des Maischens erledigte er bald schon mit einer Routine, die Bruder Thomas
staunen ließ.
    Und eines
Tages nahm er Niklas mit auf den geheimnisvollen Getreideboden.
    Dort angekommen,
forderte er Niklas auf:
    »Beschreibe
mir einmal, was du hier siehst!«
    Niklas
erkannte einen großen Haufen frischer Gerste, daneben einen zweiten mit der etwas
anderen, dunkleren Gerste. Außerdem stand auf dem Boden ein großer Waschzuber und
in einer anderen Ecke lag eine Fuhre nasser Gerste, deren etwas modriger und erdiger
Duft in seine Nase stieg.
    Im Nebenraum
sah Niklas einen großen Verschlag, der ein wenig wie ein Ofen aussah und auch ein
wenig rauchig, brenzlig roch, jedoch größer war. Auf diesem Ofen befand sich eine
Art Plattform. All das teilte Niklas seinem Lehrmeister mit und fragte erstaunt:
    »Was geht
hier vor, Bruder Thomas?«
    Dieser
zeigte auf die frische Gerste und meinte:
    »Ich nehme
hier nur vorweg, was du früher mit deiner Mutter beim Brotbacken mit der Gerste
getan hast. Ich weiche die Gerste in Wasser ein und lege sie hier auf den Boden,
der auch Tenne genannt wird; daraufhin fangen die Körner an zu leben und zu wachsen.
Das Korn wird weich, genau wie beim Backen. Man muss die nasse Gerste nur regelmäßig
durch und durch wenden, so wie jetzt«, er nahm eine große Schaufel und wendete die
Gerste einmal kräftig von unten nach oben, »sonst wird sie schlecht.«
    Danach
fuhr er fort: »Nach ein paar Tagen wird die nasse, belebte Gerste auf diesem Ofen
getrocknet, den wir Darre nennen. Dadurch wird die Gerste wieder haltbar und ist
zum Bierbrauen bestens geeignet. Hier, koste mal davon.«
    Er reichte
seinem Lehrjungen einige Körner und der erkannte sofort, dass sie süßer schmeckten
als normale Gerste.
    »Die Körner
werden beim Backen süßer und dunkler, dem Bier ähnlich. Und das Gleiche passiert
hier, wir können jedoch alles Getreide verwenden und müssen nichts erst außen anbrennen
lassen, um das Innere zu nutzen. Außerdem werden die Körner erheblich haltbarer.
Ich kann sie noch nach Monaten verwenden!«
    Niklas
erkannte gleich die große Bedeutung dessen, was Thomas ihm hier gezeigt hatte.
     
    Im zweiten Jahr, als Niklas
in Urbrach war, beschlossen die Brüder, eine neue Mühle zu bauen. Die alte Mühle
war eine Reibmühle mit zwei runden Steinen. Einer der Brüder hatte auf einer Wallfahrt
einen neuen Mühlentyp gesehen und sich Notizen darüber gemacht. Nach dieser Vorlage
sollte jetzt gebaut werden. Es dauerte einige Wochen, den mächtigen Ständer mit
seinen Kreuzstreben und Kreuzschwellen zu errichten. Die großen Windflügel waren
danach aber schon von Weitem zu sehen. Nach Abschluss der Bauarbeiten durfte auch
Niklas die neue Mühle besichtigen. Thomas führte ihn herum.
    »Hier
siehst du den Bodenstein mit dem Zapfen, der daraus hervorschaut. Auf diesem Zapfen
hängt jetzt der Läuferstein. Der kann nun frei pendeln und dadurch viel besser mahlen.
Man nennt diesen neuen Typus Schwenkmühle. Aber die größte Neuerung ist, dass der
ganze Raum, in dem wir stehen, dieser Mühlenkasten, sich im Wind mitdreht. Dadurch
kann unser Molinarius die Mühle immer in den Wind stellen und ist nicht länger auf
die Windrichtung angewiesen.«
    Auch hier
dachte sich Niklas, dass diese Neuerung ihm in Zukunft in der Brauerei behilflich
sein

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