Der Bierzauberer
könnte.
Drei Jahre gingen vorbei.
Niklas war immer noch mit Leib und Seele Bierbrauer. Die klösterlichen Pflichten
verrichtete er mehr schlecht als recht, gerade so, um nicht aufzufallen, er zeigte
aber keine übermäßige Begeisterung.
Im Jahre
1264 beschloss Abt Kilian, die Brauerei zu vergrößern und teilweise neu zu bauen.
Bei dieser Gelegenheit bat er die Brüder Thomas und Niklas zum Gespräch.
»Ich bin
sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie ihr beide die Brauerei betreibt. Aber
vergesst ihr nicht manchmal die Dinge der Kirche und des Glaubens? Etwas mehr Freude,
Demut und Gottesfurcht hierbei stünde auch euch beiden gut zu Gesicht!«
Die Angesprochenen
blickten betroffen zu Boden, entschuldigten sich und versprachen Besserung. Sie
wussten, dass ihre Arbeit für das Kloster unabdingbar war und Kilian sie unmöglich
aus der Brauerei versetzen konnte. Die Gelegenheit, die Brauerei nach ihren Vorstellungen
zu erweitern, musste genutzt werden.
Kilian
fragte die Brüder nach ihren Ideen und besonders Niklas vergaß alle Demut und sprudelte
nur so über:
Er würde
die großen Maischbottiche einen über den anderen stellen, aber trotzdem nebeneinander.
»So, dass
wir den oberen noch leichter über einen Hebel umkippen könnten zum Ausleeren in
den niedrigeren. Vielleicht finden wir auch einen Weg, um das Abseihen der Maische
mit den Weidenkörben zu erleichtern.«
Außerdem
würde er einen festen, gemauerten Ofen unter dem niedrigeren Bottich bauen, »damit
man gleich gut einheizen kann und nicht immer mit heißem Wasser aufgießen muss«.
Daraufhin
staunte Kilian nur und sagte:
»Und wie
willst du den Boden machen, wenn auf der unteren Seite das Feuer ist und darüber
unsere Maische? Es gibt noch keine Methode, so große Töpfe aus Eisen zu bauen, wie
wir sie hier benötigen. Zumindest keine Töpfe, die dicht sind. Wie wir das Abseihen
erleichtern wollen, das könnt ihr euch ja in nächster Zeit überlegen. Deine Vorschläge
sind gut, aber zu viele Neuerungen erwecken Misstrauen bei unseren Mitbrüdern. Lasst
uns daher nur die wichtigsten umsetzen.«
Und so
wurde die neue Brauerei nur mit teilweisen Verbesserungen gebaut.
Jedoch besonders die neue
Anordnung der Maischbottiche zeigte große Vorteile. Bei den Mengen, die sie mittlerweile
produzierten, wäre es nicht mehr so leicht gewesen, einen Bottich in den nächsten
umzufüllen, wenn die beiden auf gleicher Ebene gestanden hätten. So aber war es
recht einfach.
Nur das
Zubrühen mit kochend heißem Wasser war nach wie vor mühsam. Da hatten sie trotz
vieler Überlegungen noch keinen anderen Weg gefunden.
Niklas
machte sich weiterhin Gedanken, wie man die festen und flüssigen Bestandteile voneinander
trennen könnte. Sie und eigentlich alle anderen Brauer fischten mit Körben die festen
Bestandteile der Körner aus der heißen Flüssigkeit heraus. Das war nicht nur mühsam,
sondern ließ immer viel zu viele Körner in dem Sud zurück.
Als sie
mit dem Maischen wieder einmal so weit fertig waren, dass der Bottich praktisch
leer war und nur die letzten Reste der festen Bestandteile darin lagen, lehnte sich
Niklas wie immer ganz tief in den Bottich, in der Hand einen kleinen Abseihkorb.
Während
er mit dem Korb hantierte, blieb sein Blick plötzlich an einem Zeichen hängen, das
in den Bottichboden eingebrannt war. Es war ihm vorher noch niemals aufgefallen.
Er hielt das Zeichen zuerst für den Stempel des Tischlers, der den Bottich gezimmert
hatte.
Aber dann müsste er es schon
des Öfteren gesehen haben, da alle Tische, Stühle und Schränke vom gleichen Tischler
gemacht waren. Das seltsame Zeichen bestand aus zwei Dreiecken, die so ineinander
gelegt waren, dass sie einen sechszackigen Stern bildeten.
Niklas
erinnerte sich plötzlich, dass er dieses Zeichen bereits zweimal gesehen hatte.
Einmal zu Hause in Hahnfurt, dort hatte seine Mutter eines Tages einen derartigen
Stern, aus Holz geschnitzt, über die Tür gehängt. Zum zweiten Mal war ihm dieses
Symbol aufgefallen, als er mit seinem Vater nach Urbrach unterwegs gewesen war.
Sein Vater hatte auf das Schild gezeigt und gemurmelt: »Dort wohnt ein Geldverleiher,
ein Jude, ein Christusmörder.«
Wie kam
dieses Zeichen hierher in die Brauerei? Wie passte es zu seiner Mutter? Und wieso
deutete es auf einen jüdischen Geldverleiher?
Niklas’
Gedanken schwirrten umher, er wollte nach Antworten suchen.
Aber wo?
Der ›Pyrprew Herrtel‹ aus der Chronik von Konrad
Mendel
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