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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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untersagt ist.
Solltest du also einmal Geld brauchen, was Gott verhüten möge, musst du lediglich
nach diesem Stern suchen.«
    Niklas
stand die Ungeduld ins Gesicht geschrieben.
    »Warte,
gleich bin ich so weit«, sagte Thomas. »Das Hexagramm wird ebenfalls seit langer
Zeit als Symbol gegen böse Dämonen verwendet. Dies ist natürlich genauso Aberglauben,
aber immerhin keine schwarze Magie. Und damit wären wir am Ende der ersten Lektion.
Die diente eigentlich nur dazu, dir zu zeigen, was das Hexagramm in der Brauerei 
n i c h t  ist. Verstehst du?«
    Niklas
schüttelte enttäuscht den Kopf. Er verstand überhaupt nichts. Nicht mit einem Wort
hatte Bruder Thomas ihm erklärt, wie das Zeichen in den Bottich gekommen war, und
nichts von dieser Lektion hatte nach einem Geheimnis geklungen.
    Thomas
lachte und sagte:
    »Sei nicht
unglücklich, wir sind ja noch nicht fertig. Jetzt kommt der spannende Teil:
    Vor etwa
400 Jahren wurde in den ersten Klöstern zum ersten Male Bier gebraut. Was diese
Brüder ›Bier brauen‹ nannten, unterschied sich stark von allem, was bis dato als
Bier bekannt war.
    Und natürlich
gab es auch damals schon gute und schlechte Brauer. Ebenso gab es Brauer, die ihr
Wissen aus eigenem Antrieb erweiterten, und Brauer, die ihr Wissen lieber von anderen
stahlen. Innerhalb weniger Jahre entstand ein Zirkel von Klosterbrauern, die untereinander
neue Erkenntnisse, Erfahrungen und Erfindungen austauschten und die sich mit einem
Eid vor dem allmächtigen Gott verpflichtet hatten, immer nur das bestmögliche Bier
zu brauen und niemals Bier mit neuen Kräutern oder Wurzeln zu versetzen, ohne dass
man sie vorher an der eigenen Person ausprobiert hatte.
    Auf diese
Weise wollte man sich von denen absondern, die Bier als vulgäres, billiges Gesöff
betrachteten oder deren Bier so schlecht war, dass die Brauer eine Gefahr für die
Menschen darstellten.
    Und damit
man erkannte, wer zum Zirkel dieser ›Reinen Brauer‹ gehört, brauchte es ein geheimes
Zeichen. Aus irgendeinem Grund, frag mich bitte nicht warum, fiel die Wahl auf das
Hexagramm.
    Ich habe
sagen hören, der Stern stehe für unsere wichtigen Brau-Elemente: Die Erde, auf der
wir beim Brauen stehen, das Wasser, welches ein wichtiger Teil des Bieres ist, die
Luft, die das Bier gären macht und das Feuer, das uns die Würze kocht. Die beiden
anderen Zacken symbolisieren angeblich unsere beiden Rohstoffe:
    Das Korn,
aus dem die Essenz des Bieres kommt, und die Kräuter, beziehungsweise heute der
Hopfen, der dem Bier die Würze gibt.
    Ich weiß
nicht, ob es stimmt. Aber an diesem Stern kannst du erkennen, ob ein Brauer unserem
Ethos verpflichtet ist.
    Solltest
du später in deinem Leben einmal andere Brauhäuser besuchen, schau im Maischbottich
nach, ob du das Hexagramm findest.«
    Dann sah
er Niklas mit feierlicher Miene an und nahm ihm das Gelöbnis ab, zu den ›Reinen
Brauern‹ zu gehören.
    »Dieser
Eid bindet dich ein Leben lang.«
    Niklas
versprach, immer fest zu dieser Verpflichtung zu stehen, obwohl er nicht ahnen konnte,
auf wie viele Proben diese Standfestigkeit in seinem weiteren Leben noch gestellt
werden würde.

6
     
    An einem Morgen Anfang März
1265 verzögerte sich das Maischen um eine Weile. In der Regel teilten sie die Arbeit
so ein, dass sie beide während des Brauens eine Pause einlegen konnten, um zu Tisch
zu gehen. Während Niklas noch mit dem Mörser hantierte, hatte Thomas seinen Teil
der Arbeit schon erledigt.
    »Ich gehe
zu Tisch«, sagte er, »du kommst dann nach.«
    Bis Niklas
zum Essen erschien, hatten die anderen ihre Mahlzeit bereits beendet und Thomas
kehrte ins Brauhaus zurück. Niklas aß allein, ging dann wieder ins Brauhaus, konnte
aber Bruder Thomas nicht finden.
    Niklas
rief nach ihm und lief umher, um ihn zu suchen. Noch nie hatte er seine Arbeit mittendrin
verlassen; das heiße Wasser hätte längst aufgegossen werden sollen! Schließlich
lief er zum Maischbottich, da erblickte er ihn. Es sah aus wie ein Bild aus der
Hölle!
    Thomas
war anscheinend auf dem Podest gestolpert und mit dem heißen Kessel in den Händen
in den Bottich gefallen.
    Seine
Augen starrten leblos aus dem roten, verbrühten Gesicht. Von den Knien an aufwärts
lag er im Bottich mit der heißen Maische, nur seine Füße ragten über den Rand. Kein
Zweifel, er war tot!
    Der verdrehte
Oberkörper und die am Bottichrand festgekrallten Hände zeigten Niklas, dass sein
tapferer Lehrmeister noch um sein Leben gekämpft hatte, bevor die

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