Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
Vom Netzwerk:
alles Gute. Solltest du einmal nach Regensburg kommen, bist du immer
eingeladen, unser Gast zu sein.«
    Maria
zeigte ihre Traurigkeit über die Trennung offener als Niklas.
    Die Schüchternheit
der ersten Tage war einer Natürlichkeit gewichen, die Niklas völlig überrumpelte.
Sie zerdrückte ein paar Tränen, dann fiel sie ihm um den Hals und zur Krönung schmatzte
sie zwei dicke Küsse auf seine Backen.
    »Komm
uns bitte bald besuchen!«, bat sie fast flehentlich.

2
     
    Niklas versprach es und ging
seines Weges, in weitem Bogen an Nürnberg vorbei. Je näher er dahin kam, wo er Hahnfurt
vermutete, desto düsterer wurden die Anzeichen, dass etwas Furchtbares geschehen
war.
    Die Mementi
Mori wurden zahlreicher, die Flagellanten auch. Der Geruch des Todes wurde unerträglich,
dauernder Brechreiz legte sich auf seinen Gaumen.
    Als er
Hahnfurt erreichte, sah er ein totes Dorf.
    Die Pest
hatte ganze Arbeit geleistet.
    Hahnfurt
hatte nur etwa 200 Bewohner gehabt, davon lebte jetzt niemand mehr.
    Das Dorf
sah genauso aus, wie ihm von anderen Dörfern aus der Donauwörther Gegend berichtet
worden war.
    Auch hier
lagen halb verweste Tote auf der Straße, ein entsetzlicher Gestank nach verbranntem
Fleisch hing in der Luft.
    Daneben
der Geruch von Essig, Rauch, Schwefel und Parfum. Man hatte alles unternommen, um
sich vor der Krankheit zu schützen, vergebens.
    Offenbar
hatten die letzten Menschen, bevor sie den Ort verließen, versucht, alles zu verbrennen.
    Mit Tränen
in den Augen suchte Niklas sein Elternhaus und fand es unbeschädigt vor.
    Im Haus
allerdings lag seine Mutter, tot und schwarz von der Pest. Neben ihr lag ein Brief.
Ein diktierter Brief, denn soweit Niklas wusste, hatte seine Mutter weder lesen
noch schreiben können. In Pestzeiten zogen Schreiber durch die Lande und schrieben
für teures Geld den letzten Willen der von Tod Gezeichneten auf.
    »Ich bin
die Letzte unserer Familie hier in Hahnfurt. Und der Schwarze Tod wird auch mich
holen. Mein Mann, Michael, ist vor drei Wochen von mir gegangen, ebenso Matthias,
Ruth und Adelheid. Lediglich Niklas und Elisabeth sind noch am Leben. Niklas ist
als Brauer im Kloster, er sollte in St. Gallen zu finden sein. Elisabeth ist verheiratet
mit dem Bauern Thomas in Velburg. Wenn jemand diesen Brief findet, meldet es bitte
unseren Kindern. Wir haben nichts, was wir ihnen vermachen können, außer unserem
Segen. Der wird auch an den Überbringer erteilt. Vielen Dank, Gott segne Euch.«
    Voller
Trauer schossen ihm die Tränen in die Augen. Seine Familie war ausgerottet von dieser
Geißel Gottes, er hatte keine Sippe mehr, einzig ihn und Elisabeth gab es noch.
Elisabeth, zu der er niemals ein richtiges Geschwisterverhältnis gehabt hatte, zu
früh hatte er das Elternhaus verlassen.
    Er überlegte
kurz, dann stand seine Entscheidung fest. Er beerdigte seine Mutter und sprach ein
paar Gebete für seine toten Eltern und Geschwister.
    Er verbrannte
alle Habseligkeiten seiner Sippe und machte sich auf den Weg nach Regensburg. Jetzt
hatte er keine Familie mehr, also war es an der Zeit, eine eigene zu gründen.
    Und so
sah er nach nur knapp drei Wochen Trennung Maria wieder.
     
    Diesmal reiste er ganz allein,
niemandem konnte er von seinem neuen Reiseziel erzählen. Als Bernard ein paar Tage
nach Niklas Hahnfurt erreichte, erkannte er sofort, dass seine Verfolgung hier vorläufig
am Ende war. Er wusste nicht, wo Niklas gewohnt hatte, sah aber all die Toten und
kehrte schnell nach Augsburg zurück.
    Dort nahm
er seine Studien wieder auf und wartete wie ein Zeck darauf, durch eine neue Nachricht
über Niklas die Verfolgung wieder aufnehmen zu können. Zur Not würde er jahrelang
warten. Er war geduldig.
     
    Niklas wurde in Regensburg
empfangen wie ein alter Freund. Seine traurige Geschichte konnten Maria und Joachim
leicht nachempfinden, und aus dem Gast aus Notwendigkeit wurde zuerst ein Dauergast,
dann quasi ein Familienmitglied.
    Joachim
hatte bereits sein neues Geschäft begonnen, die Zeichen standen gut, und er schätzte
den jungen, tüchtigen Pierpreu, sogar wenn dieser noch keine Arbeit gefunden hatte
und von seinen Ersparnissen aus St. Gallen lebte.
    Er achtete
sehr darauf, dass alles im Rahmen von Zucht und Anstand vor sich ging, und Niklas
hielt sich daran. Zu wichtig war ihm die Freundschaft von Joachim, zu wertvoll die
junge Liebe, die sich beide mittlerweile voll entgegenbrachten.
    Niklas
spielte mit dem Gedanken, sich bei der Regensburger Spitalbrauerei als Brauer

Weitere Kostenlose Bücher