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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Mönche, der sich im Erdgeschoss
befand, im Gebäude gleich neben der Brauerei.
    Er setzte
sich zu ihm und begann ein Gespräch. Reginald war zuerst freundlich, bis Niklas
das Thema auf Kräuter und Experimente mit diesen lenkte, da verstockte er zusehends.
    Niklas’
Absicht war, ihm so deutlich, wie es auf indirektem Wege ging, zu verstehen zu geben,
dass er von Reginalds Treiben Kenntnis hatte. Er wollte ihm die Möglichkeit geben,
die Sache zu beenden.
    Reginald
würde wahrscheinlich aus dem Kloster verbannt werden und somit vermutlich glimpflich
davonkommen, wenn er die Morde nicht als Morde, sondern als missglückte Experimente
zum Wohle der Menschen erklären würde. Sogar die Denunziation von Ludger könnte
er mit einer Mittäterschaft begründen.
    Das Gespräch
nahm jedoch eine ganz andere Richtung. Reginald begann, Niklas unverhüllt zu drohen.
Er werde ihn als Mörder bloßstellen, ihm die Kenntnisse der Alchimie nachweisen
und dafür sorgen, dass er peinlich verhört werde.
    »Seit
die Kirche die Heilige Inquisition offiziell eingesetzt hat, wartet sie nur auf
Leute wie dich.«
    Niklas
wusste mittlerweile genug über die Inquisition, um eine, im wahrsten Sinne des Wortes,
Höllenangst davor zu haben. Und auch, wenn er wusste, dass die Schuldfrage exakt
umgekehrt war, wie Reginald es darstellen würde, war er sich doch bewusst, dass
Unschuld in diesen Fällen nicht immer vor Verfolgung schützte.
     
    Reginald hatte auf seinen
zahlreichen Reisen, wie Niklas gehört hatte, nicht nur die Dominikanerklöster in
Bern, Basel, Zürich und Rottweil besucht.
    Sondern
auch Augsburg.
    Und dabei
sicher gute Kontakte geknüpft.
    Bessere,
als Niklas jemals zu haben hoffte.
    »Was glaubst
du, wer dafür gesorgt hat, dass Bernard von Dauerling das Verhör leitet? Er ist
jung, ehrgeizig und skrupellos. Das habe ich in Augsburg gelernt. Ich durfte ihm
in Augsburg einmal bei einem Verhör zusehen. Und er liebt den Erfolg mehr als die
Untersuchung. Wenn ich ihm deinen Namen nenne, wird er dich mit Freude verhören.«
    Derart
von Reginald in Grund und Boden geredet, machte er sich keine Illusionen, wer diesen
Kampf gewinnen würde.
    Schweren
Herzens sah er seinen nächsten Abschied bereits in aller Deutlichkeit vor sich.
    Er überzeugte
Reginald, dass er ihn nicht anzeigen würde, und Reginald sagte ebenfalls Stillschweigen
zu. Er wollte ja weitermachen mit seinen Experimenten, und eine Anzeige von Niklas
hätte bei ihm ebenfalls zu Untersuchungen geführt.
    Niklas
benötigte noch ein paar Wochen, um seinem Aufbruch keinen Anschein von Hast zu geben.
    Dann sprach
er mit dem Abt und mit Notker und bat um Entbindung von seinem Ordensschwur. Er
erklärte, er wolle sich in Zukunft nur noch dem Bierbrauen widmen und da ermangele
es ihm an Begeisterung und Disziplin für die strengen Klosterregeln.
    Der Abt
entließ ihn aus seinem Gelübde und Notker ließ ihn widerstrebend gehen. Niklas konnte
nicht widerstehen und machte noch eine Bemerkung über Reginald, die jedoch von Notker
wieder einmal nicht verstanden wurde, aber die nächsten Jahre wie eine Gewitterwolke
über Niklas’ Leben hängen sollte.
    Der Abschied
von David und Dieto war lang und bewegend. Viele Krüge Cervisa melitta wurden geleert,
viele nahrhafte Trinksprüche ausgebracht, bis alle drei traurig und betrunken auf
der Bank hockten und sich gegenseitig alles Gute für die Zukunft wünschten.
    Notker
hatte ihm zum Dank für seine gute Arbeit in der Brauerei vom Prior eine Börse mit
Geld aushändigen lassen; genug, um einige Monate über die Runden zu kommen. Vom
Kellermeister bekam er einen prall gefüllten Sack mit köstlichem Käse, getrockneter
Wurst, Brot und einem Beutel Wein für die Reise. Niklas’ Klosterzeit war vorbei.
     
    Notker wiederholte bei nächster
Gelegenheit Reginald gegenüber Niklas’ letzte Bemerkung, weil er dachte, es hätte
sich um einen Scherz gehandelt.
    Reginald
schrieb daraufhin heimlich einen Brief an Bernard, in dem er Niklas als wahren Mörder
denunzierte. Er habe Ludger nur genannt, weil Niklas ihn erpresst habe. Jetzt, nachdem
Niklas geflohen sei, – brauchte es einen klareren Beweis für seine Schuld? – sei
er, Reginald, nicht mehr an die Erpressung gebunden und könne jetzt, endlich, die
Wahrheit ans Licht bringen.
     
    Zum Glück hatte Niklas beim
Abschied in St. Gallen niemandem gesagt, wohin er sich wenden wollte. Das rettete
ihm einstweilen das Leben.
     

DES BUCHES DRITTER TEIL

Der Bier-Magus oder
›Stadtluft macht

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