Der Bierzauberer
er
nicht wieder aufstehen könnte,
doch er
rief: ›Ihr tut unrecht!
Ich bin
Gefolgsmann des Herzogs von Brabant,
der es
nicht verdient, hier von euch,
dass Ihr
seine Freunde und seine Mannen niederschlagt.‹
Da riefen
sie alle zurück:
›Seid
Ihr von Brabant, freimütig rufet:
Ruhmreiches
Berg!
Und wir
helfen Euch allen sofort.
Geht voran
und führet uns schnell dorthin,
wo wir
Feinde finden können.
Wir sollen
wohl alsbald den Kampf beenden,
wenn wir
sie wohl herausfinden können.‹
Der Gefolgsmann
rief nach ihrer Rede:
›Brabant!
Ruhmreiches Berg!
Folgt
mir, wohin ich vorgehe.
Ich werde
euch augenblicklich dorthin bringen,
wo ihr
Feinde finden könnt.‹
So führte
er sie dann von hinten
an die
Feinde heran.
Die Kölner
mit ihren Truppen folgten ihnen
und umzingelten
ihre Feinde in einem ganzen Ring:
Das war
eine erbärmliche Sache,
den großen
Jammer zu sehen;
denn sie
schlugen von hinten tot,
manchen
Mann ohne Gegenwehr.
Da war
in ihres Feindes Heer niemand,
war er
auch noch so tapfer,
der nicht
abgewehrt wurde,
denn durch
die Schwerter der Brabanter
fielen
sie ohne Umschweife,
wenn sie
vorwärts drängen wollten,
und wenn
sie umkehren wollten,
fanden
sie die Kölner oder die Bauern von Berg,
wenn sie
sich noch näher dahin zurückzogen.
Als die
Sache sich solchermaßen verhielt,
fühlte
sich mancher Ritter,
mancher
Gefolgsmann höchst unbehaglich,
die sich
gerne ergeben hätten,
wenn sie
nur gewusst hätten,
wie sie
es anstellen sollten,
wie ich
hiernach noch kundtun werde.‹
Die Bauern von Berg wüteten
furchtbar, aber auch die Kölner mit dem Brauertrupp schlugen sich mehr als tapfer.
Die Schlacht dauerte den ganzen Tag, dann stand der Sieger fest: Johann I. von Brabant,
Adolf von Berg, die Kölner Bürger und Brauer hatten gewonnen; der Kölner Erzbischof
stand auf der Seite der Besiegten und verlor die Stadtherrschaft über Köln.
An diesem
Tag starben ungefähr 2000 Menschen, darunter zwei Kölner Brauerburschen.
Das prominenteste
Todesopfer war Graf Heinrich VI. von Worringen, Graf von Luxemburg und Sohn Heinrichs
des Blonden – des Mannes, der Bitburg einst die Stadtrechte verliehen hatte. Er
starb mit vielen seiner Ritter. Sie hatten auf der falschen Seite gekämpft.
Niklas
hatte bis auf ein paar Schrammen keine Verletzungen aufzuweisen, Emma und Margarete
hatten dennoch genug zu tun. Greve war durch ein Schwert an der Hüfte verletzt worden,
Ezelin durch eine Armbrust am Arm. Beide zum Glück nicht tödlich.
Das Geschrei
der Verwundeten und die ebenso schmerzhaften Behandlungen sorgten für einen Lärm,
der fast noch größer war als der Schlachtlärm. Niklas fühlte sich an das Erdbeben
in Weihenstephan erinnert. Am Ende des Gemetzels half er, obwohl völlig erschöpft,
beim Verbinden der Wunden und beim Kauterisieren. Nur beim Töten der unrettbar Schwerverletzten
half er nicht mit, das war ihm doch zu viel.
Siegfried von Westerburg wurde
von Herzog Johann gefangen genommen und an den Grafen Adolf V. von Berg übergeben.
Nachdem er zuerst eine Nacht im Monheimer Schelmenturm eingesperrt worden war, wurde
er anschließend nach Schloss Burg gebracht. Er kam am sechsten Juli 1289 wieder
frei, erkrankte aber in der Zeit seiner Gefangenschaft schwer.
Zuvor
hatte er am 19. Mai 1289 Friedensverträge mit den Siegern von Worringen schließen
müssen; er musste 12.000 Mark, etwa drei Tonnen Silber, an Reparationen an den Grafen
von Berg zahlen sowie zahlreiche Gebiete abtreten: unter anderem Lünen mit allen
bischöflichen Rechten, Westhofen, Brackel, Werl, Menden, Isenberg und Raffenberg.
Graf Eberhard von der Mark, der somit am meisten vom Sieg bei Worringen profitierte,
erhielt die Vogtei Essen.
Weiterhin
musste Siegfried einige Burgen verpfänden, andere Burgen wie Worringen, Zons und
Volmarstein wurden geschleift.
Das Herzogtum
Limburg besetzte Herzog Johann I. von Brabant.
Als Folge
seiner Niederlage musste Siegfried von Westerburg am 18. Juni 1288 in einem Vertrag
mit der Stadt die Souveränität Kölns anerkennen.
Ab sofort
übernahmen die Patrizier und Großkaufleute endgültig die Herrschaft und lenkten
die Geschicke der Stadt.
Köln war
endlich und wahrhaftig eine ›Freie Stadt‹!
Die Kölner feierten sich,
ihre Stadt und ihre Kriegshelden mit ausgelassenen Festen. Die Brauer mussten die
letzten Vorräte aus den Kellern holen, um der Nachfrage Herr zu werden. Dieses Fest
war das letzte der Saison und ein würdiger Abschluss eines
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