Der Bierzauberer
Führung von Walter Doddes machten sich bereit zum Kampf.
Alle Kölner
Bürger wurden aufgerufen, sich zu stellen.
Waffen
und Rüstzeug musste jeder für sich mitbringen. Wer nicht wollte oder konnte, hatte
die Möglichkeit, sich freizukaufen. Nach offizieller Lesart war das ›wichtige finanzielle
Kriegsunterstützung‹. Viele wohlhabende Kölner wollten nicht kämpfen und trotzdem
nicht als Feiglinge gelten.
Die Kölner
Brauer sahen hier eine gute Gelegenheit gekommen, etwas für ihren Einfluss in der
Stadt zu tun. Zwar war die Brausaison offiziell beendet, jetzt wurden nur abschließend
die Keller leer getrunken. Und obwohl diese noch recht voll waren – durch langen
Frost und einen kalten Frühling war bis in den Mai hinein gebraut worden – hatten
die Brauer immerhin jetzt mehr Zeit als im Winter.
Unter
der Führung des Medebierbrauers Greve, der als ältester und erfahrenster unter den
kämpfenden Brauern dieses Recht beanspruchte, formierte sich die Brauerlegion.
Auch die
beiden anderen Medebierbrauer hatten je einen Brauer entsandt. Der junge Ezelin
und Heinrich von der ›Krähe‹ kamen persönlich. Ein junger Brauerbursche kam vom
›Hohen Durpel‹, der ›Britzele am Apfelmarkt‹ schickte sogar zwei. Je einer kam vom
›Hirschen‹ und aus ›Em Salzrunp‹. Niklas von Hahnfurt ließ es sich nicht nehmen,
persönlich zu erscheinen.
Helperich
Roemer, Johann van Rile und der Schildergassen-Bodo hatten sich mit größeren Summen
freigekauft.
Emma und
Margarete hatten sich freiwillig gemeldet, um sich um die Verpflegung und die Versorgung
Verwundeter zu kümmern.
Die Brauerarmee
bestand nun aus elf Kämpfern und zwei Sanitätern.
Greve,
der einzige Schlachterprobte unter ihnen, erklärte, um was es ging, wie man sich
geschickt verteidigte und den Feind am besten in Bedrängnis brachte.
»Elf ist
eine heroische Zahl! Wir wollen aber keine toten Helden werden, sondern gut für
unsere Stadt kämpfen und lebendig zurückkehren.«
Außerdem
erzählte er, dass der Domhof für das gegnerische Lager zwei Brauer gestellt habe.
»Wenn
die so schlecht kämpfen, wie sie Bier machen, dann wird es leicht!«, lachte er.
Die Brauer
waren finanziell besser gestellt als die Angehörigen der meisten anderen Berufe,
dadurch konnten sie sich einen guten, weniger gefährlichen Platz in der Schlachtordnung
erkaufen.
»Wir treffen
uns auf der Frühlingsheide bei Worringen!«, entließ Greve seine Truppe.
Bis zum
Vorabend des fünften Juni trafen die Truppen nach und nach in Worringen ein.
Niklas
hatte noch organisiert, dass alle Brauhäuser ihren Kämpfern ein oder zwei Fässer
Bier mitgaben. Diese waren an den Tagen zuvor eingesammelt worden. Als die Bierkarren
auf der Frühlingswiese eintrafen, wurden sie freudig begrüßt.
Er hatte zu diesem Anlass
ausnahmsweise noch einmal ein Bier mit Kräutern gebraut.
Seit Jahren
sammelte Maria im Wald regelmäßig Heilkräuter, darunter auch das Maikraut, welches
auch Waldmeister genannt wird. Der Duft verhalf ihnen seither zu einem guten Schlaf,
da Maria die getrockneten Pflanzen in kleinen Säcklein ins Bett legte. Da Niklas
die beruhigende Wirkung bekannt war, dachte er:
Bier zum
Befeuern des Kampfgeistes gepaart mit Waldmeisterkraut, damit wir beim Kampf den
Verstand nicht verlieren, das scheint mir ein guter Gedanke zu sein.
Und so
versetzte er sein Schlachtenbier mit getrockneten Waldmeisterkräutern. Und alle,
die davon tranken, lobten später seine Wirkung auf Tapferkeit und Mut, aber gegen
den Übermut. Und seinen besonderen Geschmack ebensfalls.
Im Heerlager stellte sich
schnell heraus, dass die drei Brauerzelte zu den beliebtesten gehörten. Es ging
hoch her und so mancher trank sich Mut an für das kommende Gemetzel. Viele wahre
und unwahre Geschichten wurden erzählt und mancher erlag der Versuchung der ebenfalls
mitgereisten ›Kuniberts Gänse‹; morgen könnte man ja tot sein, also lieber vorher
noch einmal alles auskosten.
Der Morgen
des fünften Juni 1288 brach an. Niklas und seine Mitstreiter tranken ein jeder noch
zwei Krüge Bier, dann reihten sie sich in die Formation ein. Ein Fass Bier nahmen
sie mit aufs Schlachtfeld, für alle Fälle.
Niklas
trug einen Helm, einen Schild und eine leichte Rüstung aus Leder, die mit Metallplatten
besetzt war. Alles hatte er sich anfertigen lassen, als er in Bitburg die Bürgerrechte
erhalten hatte.
Er war
nicht erfahren im Kampf und hatte keinen vorderen Platz, also hoffte er, damit
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