Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
Vom Netzwerk:
ein Kotzbrocken sein – er machte sie glücklich.
    Ich rief Mike, und wir setzten uns vor den Fernseher, verputzten sämtliche Kostbarkeiten und guckten uns zum hunderttausendsten Mal Goldfinger an, ein Ohr immer auf den Flur gerichtet, in der Erwartung, Ilkas Schritte zu hören.
    *
    Ilka trat auf die Bremse und kam mitten auf der Kreuzung zum Stehen. Ein Hupkonzert machte ihr klar, dass sie bei Rot über die Ampel gefahren sein musste. Sie setzte zurück und hob entschuldigend die Hände. Dennoch gestikulierten die Fahrer, die ihr im letzten Moment ausgewichen waren, wütend in ihre Richtung, bevor sie die Fahrt wieder aufnahmen.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und als die Ampel auf Grün schaltete, überquerte sie langsam die Kreuzung und fuhr bei der ersten Gelegenheit rechts ran.
    Das war ihr noch nie passiert.
    Ein heftiges Zittern erfasste sie. Ihre Zähne schlugen aufeinander, die Kiefer verkrampften. Entsetzt starrte sie geradeaus, ohne irgendetwas wahrzunehmen.
    Sie machte das Licht aus.
    Saß einfach da.
    So empfindlich? So prüde? Mit einem Mal?
    Seine Lippen hatten nach Rauch geschmeckt. Sie waren feucht gewesen und Ekel war in Ilka hochgeschwappt. Sie hatte den Kopf so weit zurückgebogen, wie es ihr möglich gewesen war, doch Thorsten hatte ihr die Hand in den Nacken gelegt und ihren Kopf brutal wieder zu sich gezogen.
    » Zier dich nicht. Du hast es doch sogar mit deinem Bruder getan.«
    Seine Stimme war voller Verachtung gewesen, ebenso wie seine Berührungen.
    Ilka hatte sich gewunden. Sie hatte versucht, ihn wegzustoßen, ohne Erfolg. Thorsten hatte seinen Griff bloß verstärkt.
    Schließlich rammte sie ihm das Knie zwischen die Beine.
    Abrupt ließ er sie los und krümmte sich stöhnend.
    Ilka schnappte sich das Handy und rannte zur Tür. In dem kleinen Vorraum zerrte sie ihre Jacke vom Haken und warf einen Blick über die Schulter.
    Thorsten starrte sie an, das Gesicht schmerzverzerrt. Er versuchte einen Schritt und taumelte.
    Ilka umfasste die Klinke. Wenn sie nur erst das Auto erreichte, war alles gut.
    Sie hörte Thorsten fluchen. Hörte ein Scheppern. Wahrscheinlich war er gegen ein Möbelstück gestoßen.
    Sie drückte die Klinke nach unten.
    Die Tür ging nicht auf.
    Ein sonderbarer Laut kam aus ihrem Mund.
    Sie ging nicht auf!
    Hinter sich hörte sie Thorsten brüllen.
    Sie rüttelte, zerrte und zog an der Klinke. Sah sich hektisch nach einem Schlüssel um. Fahrig wühlte sie in den Taschen von Thorstens Jacke, die an einem zweiten Haken hing.
    Nichts!
    Sie fuhr herum, den Rücken gegen die Tür gepresst.
    » Dafür wirst du bezahlen, du Schlampe!«
    Seine Stimme klang gepresst. Die rechte Hand im Schritt, mit der linken an der Wand Halt suchend, torkelte Thorsten wie ein Betrunkener auf sie zu.
    Hier war kein Weg nach draußen. Ilka scannte die räumlichen Gegebenheiten mit einem raschen Blick, dann schätzte sie die Entfernungen ab und die Chance, mit einem überraschenden Spurt an Thorsten vorbei zu einem der Fenster zu gelangen.
    Und wenn es nicht klappte?
    Thorsten blieb stehen. Es gelang ihm, sich aufzurichten. Er griff in die Hosentasche und hob die Hand, ein triumphierendes Grinsen auf dem Gesicht.
    Zwischen Daumen und Zeigefinger baumelte ein kleiner silberner Schlüssel an einem dunklen Lederband.
    » Suchst du den hier?«
    Lauernd beobachtete er sie, versuchte zu erraten, was sie als Nächstes tun würde.
    Wartete.
    » Na komm. Hol ihn dir.«
    Ihr blieb nichts anderes übrig. Sie atmete tief ein und ging langsam auf ihn zu.
    Als sie keinen Meter mehr von ihm entfernt war, sprintete sie los.
    Er reagierte blitzschnell, streckte den Arm aus, und sie prallte dagegen.
    Seine Muskeln waren wie aus Stein. Sie japste und hielt sich den Magen. Für einen Moment bekam sie keine Luft. Ihre Tasche platschte mit einem lächerlichen Geräusch auf den Boden.
    » Hab ich dich!«
    Er sagte das im Singsang eines Kinderreims. Auf eine beängstigende Weise heiter. Wie beim Versteckspielen früher, wenn Ruben sie im Garten oder in einem schattigen Winkel des Hauses gefunden hatte.
    Und seine Augen dunkler wurden.
    Thorsten griff ihr ins Haar und zog ihren Kopf zurück. Doch für eine Sekunde hatte sie in seine Augen gesehen.
    Sie legte ihre ganze Kraft in den einen Stoß.
    Thorsten ließ los.
    Ruderte mit den Armen.
    Fiel.
    Und blieb liegen.
    *
    » Okay.« Merle warf uns ihren Killerblick zu. » Ich mach’s ja.«
    Mike und ich hatten ihr zugesetzt, schließlich hatte auch Claudio auf sie

Weitere Kostenlose Bücher