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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Mit jedem meiner Bilder.
    Dafür verlange ich nur eines: deine Liebe.
    Rubens Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. Seine Ohren hörten jedes Geräusch, das sie machte. Er versprach ihr die Welt.
    Immer noch. Auf jedem dieser auf dem Boden ausgebreiteten Fotos.
    Es hatte keinen Zweck, sich zu wehren. Gegen Ruben kam sie nicht an.
    Er hatte wieder Macht über sie gewonnen. Macht, die Ilka ihm, mit Laras Hilfe, Stück für Stück mühevoll entwunden hatte.
    Er beherrschte ihr Denken. Ihr Fühlen.
    Kontrollierte ihre Wahrnehmung.
    Immer noch. Immer noch.
    Wie hatte sie glauben können, er sei tot?
    Tränen tropften auf die Papiere am Boden, verwischten Wahrheit und Lüge. Weinend stolperte Ilka zum Fenster. Doch was sie sah, war verschwommen. Wie unter Wasser.
    *
    Bert stand unter Strom. Nach dem Gespräch mit Rick hatte er Birger angerufen, anschließend rasch zwei Brötchen hinuntergeschlungen und sich wieder auf den Weg zu Rubens Haus gemacht.
    Wie Ruben Helmbach über seinen Tod hinaus das Leben der Menschen im Griff hatte, die ihm verbunden waren. Selbst Gebäude trugen seinen Namen, und jeder verwendete ihn, als wäre das selbstverständlich.
    Sogar ich, dachte Bert.
    Ihm war nicht wohl dabei.
    Birger hatte Bert bei ihrem Telefongespräch zu seiner Entdeckung gratuliert und dann frustriert von den Befragungen in Thorsten Uhlands Umkreis berichtet.
    » Der Mann hat es sich mit jedem zweiten Kollegen verdorben. Er hat etlichen Galeristen im trunkenen Zustand Schläge angeboten, weil sie seine Bilder nicht wollten. Die Frauen, die bei ihm auf der Strecke geblieben sind, kann man nicht zählen. Sein Leben war ein nicht enden wollender Egotrip. Er hat die Menschen ausgesaugt wie ein Vampir und sie fallen lassen, sobald sie ihm nicht länger von Nutzen waren.«
    » Hört sich mies an.«
    » Das kann man wohl sagen. Ich begreife jetzt, warum nicht mal seine Mutter ein gutes Haar an ihm gelassen hat. Weißt du noch, wie du ihn mir heute Morgen als loyalen, zuverlässigen Freund beschrieben hast?«
    Birger wartete Berts Antwort nicht ab.
    » Das ist er tatsächlich auch gewesen. Aber nur einem einzigen Menschen gegenüber: Ruben Helmbach. Nach allem, was ich inzwischen über Thorsten Uhland erfahren habe, kann ich mir das jedoch absolut nicht erklären.«
    » In einer Hinsicht waren die beiden einander sehr ähnlich«, sagte Bert. » Auch Ruben Helmbachs Leben kreiste einzig und allein um seine Kunst. Er hat ihr alles und jeden geopfert. Nur hat der Erfolg ihn, anders als Thorsten Uhland, geschützt. Die Menschen haben ihn gehasst, beneidet – und vergöttert.«
    » Eine stattliche Reihe erklärter Feinde«, schloss Birger seufzend. » Das bedeutet jede Menge Arbeit für uns.«
    Während er über das Telefongespräch nachgedacht hatte, war Bert beim Anwesen der Ritters angekommen. Er stellte seinen Wagen ab und stand schon vor der Tür zu Rubens Haus, als er, einem Impuls gehorchend, seinen Plan änderte und bei den Ritters klingelte.
    Dora Morgenroth öffnete ihm und führte ihn in das Wohnzimmer, wo er in einem Sessel versank, der ihn mit seiner weichen Nachgiebigkeit aufnahm, als wollte er ihn nie wieder loslassen.
    Das Ticken der Wanduhr irritierte ihn, anders als bei der Befragung der Schwestern in der Nacht. Erst nach einer Weile wurde ihm bewusst, dass es sich mit dem Ticken einer zweiten Uhr überlagerte, die einen geringfügig anderen Rhythmus hatte. Er schaute sich um, konnte sie jedoch nicht entdecken.
    Das unmerklich versetzte Ticke-tick-ticke-di-tick der Uhren schien seinen Gleichgewichtssinn zu beeinträchtigen. Bert hatte mit einem Mal das Gefühl, im Sitzen zu schwanken. Er war froh, als die alten Damen hereinkamen und ihn ablenkten.
    Sie erschienen in einem kurzen zeitlichen Abstand, als wollten sie es ihren Uhren gleichtun. Zuerst Hortense, die sich schwer auf ihren schwarzen Stock stützte, dann Emilia, die mit Tippelschritten zu ihrem Sessel eilte.
    » Wir haben nichts gesehen«, sagte Emilia. » Und nichts gehört. Nicht wahr, Hortense?«
    Hortense ließ sich steif auf der Kante des Sofas nieder. Sie gab sich Mühe, ihre Schmerzen nicht zu zeigen, doch ihr angespanntes Gesicht verriet sie.
    » Was gibt es denn noch, Herr Kommissar?«, fragte sie.
    » Sie haben Hortense beim Schreiben gestört«, verriet Emilia. » Das mag sie gar nicht.«
    Bert hätte wetten können, ein boshaftes Glitzern in ihren Augen gesehen zu haben. Doch es verschwand so schnell, wie es aufgeblitzt war.
    Hortense strafte ihre

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