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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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mehr bekommen hatten. Die wenigen übrig gebliebenen Bröckchen hatten sich bereits dunkel verfärbt und in Stein verwandelt.
    Ich füllte die Schälchen mit Fleisch und Trockenfutter, ging zu Mikes Werkstatt hinüber und klopfte an. Als keine Antwort kam, öffnete ich leise die Tür.
    Mike beizte eine schmale Kommode ab. Er trug einen Mundschutz und Kopfhörer, über die er Musik hörte. Ich ging in einigem Abstand um ihn herum, damit er nicht erschrak, und machte ihn mit einem Winken auf mich aufmerksam.
    Er fuhr trotzdem zusammen. Nahm die Kopfhörer ab und zog den Mundschutz runter.
    » Mann«, sagte er. » Deinetwegen kriege ich noch einen Herzinfarkt.«
    » Dazu bist du zu jung«, behauptete ich und küsste ihn auf die Wange. » Wieso trägst du eigentlich Kopfhörer, wenn du allein zu Hause bist?«
    » Gewohnheit«, brummte er verlegen.
    » Hat Merle sich gemeldet?«
    Er checkte sein Handy und schüttelte den Kopf. » Warum fragst du?«
    » Sie wollte zu Claudio.«
    Er stieß einen überraschten Pfiff aus und legte Kopfhörer und Mundschutz weg.
    » Machst du hier Schluss?«, fragte ich.
    Er nickte. » Ich muss was essen. Hab den ganzen Tag nicht daran gedacht.«
    Ich betete ihm nicht vor, dass er zumindest den Katzen etwas hätte geben können. Mike lief vollkommen neben der Spur. Er war im Augenblick nicht verantwortlich für das, was er tat oder nicht tat.
    » Hat der Typ aus Gerolstein das Vertiko bezahlt?«, fragte ich. Es kam nämlich vor, dass Leute Mike lange auf sein Geld warten ließen. Andere bezahlten überhaupt nicht. Jeder Auftrag war ein Risiko.
    » Drei Riesen …« Mike grinste von einem Ohr zum andern. » Am ersten Wochenende, an dem wir alle zusammen sind, führe ich euch zum Essen aus.«
    So war er. Kaum hatte er ein bisschen Geld verdient, warf er es mit vollen Händen zum Fenster raus.
    Wir waren gerade in der Küche angekommen, als wir Merles Fahrrad über das vom Schnee befreite Stück Kopfsteinpflaster im Hof scheppern hörten. Keine Minute später stürmte sie in die Küche. Sie riss sich die Mütze vom Kopf, pfefferte Jacke und Tasche auf einen Stuhl und ließ sich aufs Sofa fallen.
    Ihre Haare hatten sich aufgeladen und standen ihr vom Kopf ab, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Beinah meinte man, sie knistern zu hören.
    Mike und ich starrten sie an.
    Und warteten.
    Merle streckte die Beine aus. Die Schuhe hatte sie schon im Flur ausgezogen. Sie trug ihre liebsten Ringelsocken, die regenbogenfarbenen. Smoky ließ sich vollgefressen und zufrieden neben ihr nieder und begann sich zu putzen.
    » Ach, du …«, sagte sie zu ihm und war den Tränen nahe.
    Mike und ich warteten immer noch.
    Endlich sah sie uns an.
    » Habt ihr einen Kaffee für mich?«
    Mike beeilte sich, ihr einen zu machen. Ich holte eine Packung Orangenkekse aus dem Schrank.
    Merle stand auf und kam langsam zu uns an den Tisch. Sie setzte sich und wärmte die Hände an der heißen Tasse.
    » Paulina«, sagte sie erstaunt. » Es gibt sie wirklich, und sie ist viel zu schade für so einen wie Claudio.«
    Sie trank zu schnell, verbrühte sich die Lippen und fluchte.
    » Also«, sagte ich, um sie zum Erzählen zu bewegen und zwar von Anfang an. » Du kamst rein …«
    Gehorsam ging sie darauf ein.
    » Ich kam rein und sah Claudio, der im Kühlschrank kramte. Er drehte sich zu mir um und kriegte einen fürchterlichen Schreck. Er wollte mich aus der Tür drängen, und dabei hat er sich immerzu umgeguckt und so leise geflüstert, dass ich ihn kaum verstehen konnte.«
    » Aber du hast dich nicht wegschicken lassen«, vermutete Mike.
    » Worauf du dich verlassen kannst.« Grimmig schaufelte Merle einen Berg Zucker in ihre Tasse. » Er fing an zu schwitzen vor Angst. ›Ich hab heute meinen freien Tag, da helf ich dir doch gern ein bisschen‹, hab ich gesäuselt. Und plötzlich kam Paulina hereinspaziert.«
    Mike und ich beugten uns unwillkürlich vor.
    » Sie blieb stehen und sah mich an und sagte: ›Du bist bestimmt Merle .‹ Könnt ihr euch das vorstellen?«
    Wir schüttelten den Kopf.
    » Und dann hielt sie mir die Hand hin und sagte: ›Ich bin Paulina .‹ Und Claudio stand da und schnappte nach Luft.«
    Ich bewunderte meine tapfere Freundin, und Paulina mochte ich schon jetzt.
    » Sie sieht tatsächlich so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe: dunkel und sanft, mit schönen, runden Bewegungen, so ziemlich das Gegenteil von mir. Und Claudios Blicke schossen zwischen ihr und mir hin und her. Ich glaube, er hat

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