Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
Vom Netzwerk:
Geisha. Die Augen aus Rubens Bildern gaben meinen Blick freundlich zurück, und ich dankte dem Schicksal oder dem Zufall dafür, dass er Mike und Ilka in unsere WG geführt hatte.
    » Wieso kochen wir nicht selbst?«, fragte Ilka. » Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht.«
    » Stimmt.« Merle hob den gestreckten Mittelfinger. » Und Scheiß auf die Typen da draußen. Sollen sie sich den Arsch abfrieren.«
    » Die tun doch im Grunde nur ihren Job«, sagte Ilka.
    » Du verteidigst die auch noch?« Merle schüttelte den Kopf. » Ich fass es nicht.«
    Ich erkundete den Kühlschrank und stellte fest, dass wieder mal Ebbe herrschte.
    » Also«, verkündete ich. » Es gibt folgende Möglichkeiten: Nudeln mit Tomatensoße oder Tomatensoße mit Nudeln.«
    Wir ignorierten das Klingeln, Klopfen und Rufen an der Haustür und das grelle Scheinwerferlicht vor den Fenstern. Das Telefon hatten wir stummgeschaltet, ebenso wie unsere Handys.
    Bald saßen wir um den Küchentisch und schlürften unsere Spaghetti auf eine geradezu kindische Weise, und als unsere Münder von Tomatensoße verschmiert waren, lachten wir wie irre.
    Es war ein Lachen, das tief innen drin wehtat, weil es etwas verdeckte, das wir uns nicht eingestehen mochten – die Furcht davor, einer Situation ausgeliefert zu sein, die wir nicht kontrollieren konnten.
    *
    Thorsten Uhland hatte die wichtigsten Presseleute in die alte Wachsfabrik eingeladen. Das Gebäude besaß Flair und genügend Platz, und es hatte den unschätzbaren Vorteil, einmal Wirkungsstätte von Ruben Helmbach gewesen zu sein.
    Er gratulierte sich zu dem Schachzug, als er merkte, wie gut das alte Gemäuer ankam und wie die Kameras jeden Winkel ins Visier nahmen.
    Besonders das Künstlercafé hatte es den Typen angetan. Wassily hatte sein Bestes gegeben, hatte die Öfen angeworfen, den Staub von den Möbeln gewischt und sogar geschmückte Tannensträußchen und Kerzen auf den Tischen verteilt. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und gab den Geheimnisvollen.
    Thorsten genoss die Situation. Er gestand sich ein, dass er sich in seiner neuen Rolle gefiel. Warum auch nicht? Lange genug hatte er für die Ehre geschuftet. Es war an der Zeit, das ganz große Geld einzufahren, und dafür war die Mitarbeit der Presse unverzichtbar.
    Er hatte kurz seine Absichten skizziert und dann geduldig die Fragen beantwortet.
    Besser hätte es nicht laufen können.
    Das Timing war genial. Am Morgen hatte die Kripo Köln eine viel beachtete Pressekonferenz abgehalten. Der Zusammenhang zwischen der Nachlasseröffnung und dem Mord an Bodo Breitner hatte sich in Windeseile verbreitet.
    » Wer, glauben Sie, steckt hinter der Tat?«
    Immer wieder dieselbe Frage.
    Thorsten hatte die Journalisten und Fotografen in sein Atelier geführt. Im Blitzlichtgewitter der Kameras hatte er von der gemeinsamen Zeit mit Ruben berichtet und weitere Fragen beantwortet, die sich sehr schnell auf Ilka fokussierten.
    » Wie geht es ihr heute?«
    » Hat sie die Entführung verkraftet?«
    » Welche Rolle spielt sie bei der Eröffnung des Nachlasses?«
    » Ist sie zu einem Interview bereit?«
    Thorsten hatte um Geduld gebeten. Um Verständnis für Ilkas Situation. Doch in ihm kochte es. Er selbst hatte die Geduld verloren. Und das Verständnis.
    Die ersten Transaktionen waren angeleiert. Er brauchte dringend einige Unterschriften von Ilka, sonst trat er auf der Stelle.
    Und hätte sie in einer solchen Situation nicht an seiner Seite sein sollen? Ihn unterstützen?
    Als Team wären sie unschlagbar.
    Es fuchste ihn, dass sie ihn ausbremste.
    Wegen nichts.
    Das bisschen Öffentlichkeit … Die Promis auf der ganzen Welt gestatteten doch Blicke durchs Schlüsselloch, um im Gespräch – und im Geschäft zu bleiben. Ilka sollte sich nicht so anstellen. War die Aussicht auf ein Vermögen nicht ein paar lächerliche Zugeständnisse wert?
    Er hatte schon einige Male versucht, sie anzurufen, doch ihr Handy war meistens ausgeschaltet. Ging der Ruf durch, nahm sie das Gespräch nicht an.
    Was, zum Teufel, bildete sie sich ein, ihn so zappeln zu lassen?
    Er hinterließ ihr die x-te Nachricht und bat sie um Rückruf.
    Dann machte er sich fertig, um noch einmal zum Anwesen der Ritters zu fahren. Er musste den Raum für den Besuch eines Fernsehteams herrichten.
    Als er endlich im Wagen saß und unterwegs war, entspannte er sich. Falls Ilka sich im Laufe des Tages nicht meldete, würde er eben heute oder morgen bei ihr aufkreuzen. Er würde schon

Weitere Kostenlose Bücher