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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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rauskriegen, wo sie sich gerade aufhielt.
    Er machte das Radio an und seine Gedanken breiteten die Flügel aus und eroberten die Welt.
    *
    » So geht das nicht weiter«, sagte Ilka nach dem Essen. Sie wies nach draußen. » Das da ist erst der Anfang. Das wird sich noch steigern.«
    » Und was willst du dagegen unternehmen?«, fragte Mike. » Du kannst ja nicht mal das Haus verlassen, ohne ihnen direkt vor die Linsen zu laufen.«
    » Den Kommissar anrufen?«, schlug Jette vor. » Vielleicht gibt es ja rechtlich eine Möglichkeit, sie auf Abstand zu halten.«
    Ilka bezweifelte das, und wenn, dann würde es viel zu lange dauern, so etwas durchzusetzen. Sie schüttelte den Kopf.
    » Wir könnten sie mit einer erfundenen Geschichte abspeisen.« Merle grinste vergnügt. » Mit ein bisschen Fantasie kein Problem.«
    » Und du meinst, die ziehen dann wirklich ab?« Jette machte ein skeptisches Gesicht. » Die da draußen sehen wild entschlossen aus und erschreckend professionell. Die führt man nicht so leicht hinters Licht.«
    » Ich könnte noch einmal mit Thorsten sprechen «, schlug Ilka vor. » Ihm einen Deal anbieten.«
    » Einen Deal?«, echoten Merle und Mike.
    » Wir … müssen irgendwie einen Kompromiss finden.«
    » Er pfeift die Pressefritzen zurück und du akzeptierst im Gegenzug einige seiner Vorschläge?«, fragte Mike.
    » Die Presse kannst du nicht zurückpfeifen«, widersprach Merle, die sich nicht nur von ihrer Arbeit im Tierheim her bestens damit auskannte. Vor allem als militante Tierschützerin hatte sie zu ihrem Leidwesen oft genug mit Reportern zu tun, die auf der Suche nach der ultimativen Sensation waren. » Wenn sich der Prozess verselbstständigt hat, kannst du nur abwarten, bis der Rummel sich von selber legt. Meistens kühlen die heißen Themen rasch ab. Die Leute wollen immer nur die brandaktuellen Storys. Mit Schnee von gestern lockst du keinen Hund hinterm Ofen hervor.«
    » Zu welchem Kompromiss wärst du denn bereit?«, fragte Jette.
    Sie hatte den Finger genau auf den heiklen Punkt gelegt. Im Grunde wollte Ilka ja gar keinen Kompromiss. Sie wollte sich nicht mit Thorsten arrangieren. Sie wollte einen endgültigen Strich unter ihre Vergangenheit ziehen und endlich zur Ruhe kommen.
    » Wir könnten uns auf eine Liste von Galeristen einigen, denen er Rubens Bilder anvertraut«, antwortete sie zögernd. » Anständige Geschäftsleute, denen es um die Kunst geht und nicht darum, Rubens und mein Leben ins Scheinwerferlicht zu zerren.«
    » Das wär ein Anfang.« Jette sah sich in der Runde um. » Ein fairer Vorschlag, findet ihr nicht?«
    » Und ein rechtschaffener Mensch würde auch darauf eingehen«, sagte Mike.
    Keiner von ihnen hielt Rechtschaffenheit für Thorsten Uhlands hervorstechendsten Charakterzug.
    » Er war Rubens Freund«, sagte Ilka. » Da haben doch Gefühle eine Rolle gespielt. Wenn ich ihn an die Zeit erinnere, in der er mit Ruben gemeinsam in diesem ersten Atelier gearbeitet hat, könnte das vielleicht eine Veränderung in seinem Verhalten bewirken.«
    » Du meinst, er wird dann feinfühlig und ehrenhaft?«, fragte Merle ironisch.
    » Womöglich ist er das sogar.« Ilka gab sich große Mühe, ihre Abneigung Thorsten gegenüber zu verdrängen. » Ich glaube, er unterliegt einfach der Verführung, durch Ruben reich und berühmt zu werden.«
    » Ruhm aus zweiter Hand«, sagte Merle geringschätzig.
    » Niemand wird später danach fragen, wie er zu seinem Geld gekommen ist. So was ist schnell vergessen. Letztlich zählt nur, was du besitzt, und keiner schert sich darum, wer oder was es dir verschafft hat.«
    Ilka hörte sich selbst zu wie einer Fremden. Sie klopfte ihre Worte ab und prüfte sie. Wenn das stimmte, was sie da sagte, dann hatte sie für eine Verhandlung mit Thorsten keinen einzigen mageren Trumpf in der Hand.
    Ratlos saßen sie da.
    » Lass es besser bleiben«, riet Mike ihr schließlich.
    » Geh wenigstens nicht allein zu ihm«, bat Merle.
    Ilka suchte Jettes Blick.
    » Sei einfach du«, sagte Jette.
    Ilka stand auf und trug ihr Geschirr zur Spülmaschine. Sie räumte es ein und ging in ihr Zimmer. Nach einer Viertelstunde kam sie in Jacke und Stiefeln in die Küche zurück, die Mütze in der Hand.
    » Kann ich dein Auto haben?«, fragte sie Jette.
    Jette nickte.
    » Wo hast du es abgestellt?«
    » Vor Sümmers Hof.«
    » Perfekt.«
    » Sei vorsichtig, Ilka.«
    » Ja, Mama.«
    Ihr Scherz kam nicht an. Nicht einmal sie selbst konnte darüber lachen. Die Stille, die

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