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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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keine Freude bereitet.
    Du verfickter Lügner.
    Der fette Kerl stand mit finsterer Miene in einer Ecke, die hübsche Frau las ihm die Aussage vor.
    » … war ich etwa zehn Minuten gejoggt« , sagte sie, während ihr Blick der eigenen gekritzelten Kugelschreibermitschrift folgte, »als ich zum Verschnaufen anhielt. Ich fahre gerne zum Laufen zu den Docks, weil die Luft dort sauberer ist. Außerdem sind dort weniger Leute, die sich über Jogginganzüge lustig machen. Jedenfalls bemerkte ich, dass in der Nähe eine Tür offen stand, und als anständiger Bürger   …«
    »Können Sie das bitte unterstreichen?«, warf Shaper ein, der auf einem Stuhl lümmelte. »Anständiger Bürger. Zur Betonung, verstehen Sie?«
    Sitze in Verhörräumen waren immer so verdammt unbequem.
    Die Polizistin griff nach dem Kugelschreiber und nahm seufzend die gewünschte Änderung an der Seite vor. Der fette Kerl in der Ecke – der hässlichere, schmierigere Cousin von Jabba, dem Hutten – schaute nur weiter mürrisch vor sich hin.
    »… als anständiger Bürger« , fuhr die Frau fort, »beschloss ich, nachzusehen. Ich stand am Eingang und rief: ›Hallo.‹ Niemand antwortete mir. Ich versuchte es mehrmals. Nach einer Weile trat ich ein, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Es sah wie eine Kunstgalerie aus.«
    Sie hatte hübsche Augen, fand Shaper, aber Männerhände. Und sie blinzelte zu viel.
    »Da sah ich den Körper. Es handelte sich um einen Schwarzen, den ich nicht kannte. Er sah aus, als wäre er tot, und überall war Blut. Ich ging nicht näher hin, um seinen Puls zu überprüfen, denn ich habe eine Blutphobie. Großer Gott, ich flippte völlig aus und rannte davon. Es war eine vollkommen instinktive Reaktion. Ohne nachzudenken. Es war unheimlich. Oh Scheiße, ja.«
    Abermals seufzte die Polizistin. Shaper hatte dafür gesorgt, dass sie seinen Wortlaut möglichst genau wiedergab. »Erst einige Zeit   – vielleicht zwanzig Minuten   – später, bekam ich mich wieder in den Griff. Ich wollte nicht die offizielle Notrufnummer verwenden, da ich fürchtete, vielleicht Ärger zu bekommen, weil ich nicht eher angerufen hatte. Also rief ich diesen Burschen an, den ich aus der Kneipe kenne und der ein anständiger Kerl, aber auch Polizist ist. Sein Name ist Polizeiinspektor Canton. Er sagte, er würde es unverzüglich an die Zentrale weiterleiten und es sei alles in Ordnung.«
    Der fette Kerl brummelte etwas bei sich.
    »Hiermit bestätige ich, dass diese Aussage wahr und zutreffend ist, und ich gebe sie in dem Wissen ab, dass eine Person, die unter den gegebenen Umständen falsche Aussagen tätigt, wegen Meineids bestraft werden kann.« Die Polizistin bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
    »Perfekt«, sagte Shaper.
    »Unterschreiben Sie hier.« Sie reichte ihm das Papier und beobachtete, wie er unterzeichnete, anschließend faltete sie das Dokument wortlos zusammen und ging zur Tür, die wie ein Donnerschlag hinter ihr zufiel.
    »Was für ein Haufen gequirlte Scheiße«, befand Jabbas Cousin, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    Shaper legte die Füße auf den Tisch und grinste. Er persönlich fand, dass es ein einfallsreicher Bericht geworden war. An einer Stelle war er sogar durch den Raum gejoggt, nur um zu veranschaulichen, dass er es konnte. Ungeachtet seines Schnaufens hatte die Polizistin danach zutiefst beeindruckt gewirkt.
    »Und Sie sind?«, erkundigte er sich.
    »Vehrman«, erwiderte Jabbas Cousin mürrisch, löste sich von der Wand und baute sich Shaper gegenüber auf.
    »Haben Sie einen Ausweis? Es heißt ja immer, man sollte nie darauf vertrauen, dass …«
    »Nur weiter so, Dan.« Seine Stimme klang wie Eis in einem Mixer.
    »Danke, mach ich. Angeblich gibt es ja eine Nummer, die ich anrufen kann, oder? Wenn ich also nun Ihren Ausweis sehen dürfte, werde ich …«
    »Halt die Klappe.«
    »Aber Sie haben doch gesagt …«
    »Maul halten!«
    Shaper heuchelte Entrüstung und hatte unheimlichen Spaß. »Also, ich kann nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn Sie mir erst sagen, ich soll etwas tun, und wenn ich’s dann tue …«
    » Halt endlich die Klappe! « Das Gesicht des Beamten rötete sich. Shaper vermutete fröhlich, dass dies nicht in seinem Drehbuch gestanden hatte.
    »Blutphobie …«, spie Jabbas Cousin hervor und beruhigte sich sichtlich. »Ist das wahr?«
    »Kann das Zeug nicht ausstehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich.«
    »Du hast welches im Gesicht.«
    Pimmelbirne.

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