Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
Ups.
»Ketchup. Spätes Mittagessen.«
Der Bulle beugte sich vor und lächelte wie eine Kanone mit Schlitzmündung. »Du bist ein widerwärtiger kleiner Scheißer, Shaper, weißt du das?«
»Wenn Sie das sagen.«
»Tu ich. Wir alle hier wissen über dich Bescheid, mach dir da mal keine Sorgen.«
»Mach ich nicht.«
»Rings um dich ist ’ne Menge hässliche Scheiße passiert. Vor einiger Zeit.«
Shaper nickte höflich. Jabbas Cousin schwenkte unbekümmert eine Hand.
»Ich schätze, wenn uns danach wäre, ein wenig rumzustochern, würden wir die eine oder andere Zeugenaussage bekommen. Alte Opfer. Alte Feinde.«
»Schon möglich.«
»Natürlich nichts Gravierendes.«
»Natürlich nicht.«
»Dafür bist du zu clever.«
»Danke.«
»Keine Kleinigkeit unberücksichtigt lassen, was? Immer schön die Spuren verwischen.«
»Ist ein sehr kluger Rat.«
»Aber ja, vielleicht die eine oder andere Zeugenaussage. Genug, um’s schwierig für dich zu machen, würde ich sagen. Vielleicht sogar ein, zwei Jährchen im Bau.«
Shaper zuckte nur mit den Schultern.
»Natürlich würde mehrfacher Mord deine Weste wohl ziemlich übel besudeln. Damit könnten dir nicht mal mehr deine Freunde bei der SOCA helfen, was?«
»Wie bitte?«
»Die ›Touristen‹-Sache.«
»Was ist damit?«
»Du steckst bis zur Muschi drin, Herzchen.«
Shaper spielte den Unschuldigen und zeigte sich abrupt gelangweilt. »Ich fürchte, da verwechseln Sie mich mit jemandem. Eigentlich habe ich die letzte halbe Stunde damit verbracht, alles zu erklären, oder? Überrascht mich, dass Sie es nicht mitbekommen haben, wo Sie doch gleich da drüben standen.« Theatralisch ließ Shaper den Blick durch den Raum wandern. »Apropos, mir fällt gerade auf, dass mein Anwalt nicht zugegen ist, und ich denke, da ich nun meine Bürgerpflicht erfüllt und der Polizei bei ihren Ermittlungen geholfen habe, werde ich mich wohl verpissen.«
Er begann aufzustehen. Jabbas Cousin fasste in seine Jacke, knurrte »Hinsetzen!« – und holte einen kompakten MP3-Player hervor, wobei er so höhnisch grinste, dass seine Backen wackelten. Shaper sank zurück auf seinen Sitz, als der Bulle die Wiedergabetaste drückte. Ein mulmiges Gefühl nistete sich blubbernd in seiner Magengrube ein.
»… ruf nur an, weil ich sagen wollt’« , erklärte eine blecherne Stimme, die lausig einen lächerlichen Akzent nachahmte, »dass ich ’ne Leich’ g’funden hab …«
Es handelte sich unverkennbar um Shapers Stimme.
Scheiße.
Die Leiche des Arztes. Die erste verfickte Nacht. Das Telefon im Park, die über die Straße verschmierte Taube, die zu vielen Pillen.
Scheiße.
»Und wer war das wohl?«, fragte Jabbas Cousin mit orgiastischem Vergnügen in der Stimme.
»K-klingt wie jemand aus Birmingham«, erwiderte Shaper heiser. »Und jetzt sollte ich wirklich gehen.«
Ein wenig schneller als beabsichtigt eilte er zur Tür.
»Wir sehen uns bald wieder, Herzchen«, rief der Fettkloß hinter ihm her.
Er rannte den Korridor förmlich entlang und plante bereits seinen nächsten chemischen Mix, als Canton aus einem Nebenzimmer trat und ihn schwungvoll in einen Quergang lenkte.
»Alles klar, Dan?«
»Ich nehme an, du hast alles gesehen, richtig?«
Canton nickte, fuhr mit einer Ausweiskarte durch ein elektronisches Türschloss und versäumte es, Shapers Zögern zu bemerken. Sich noch tiefer in den Hort des Drachen vorzuwagen war keine Überlebensstrategie, die ihm behagte.
»Das ist echt Kacke, Mann«, zischte er, während gesichtslose blaue Gestalten an ihnen vorbeiliefen. »Wenn der Fettsack einen Stimmexperten einschaltet, der bestätigt, dass ich das war …«
»Dann ist das immer noch nicht genug für eine Verhaftung. Entspann dich.«
»Aber …«
»Pass auf, Vehrman weiß genauso gut wie ich, dass du tiefer drinsteckst, als du zugibst. Der Unterschied ist: Er möchte beider Vorstellung, seine Ermittlungen auf deinen Informationen aufzubauen, am liebsten Blut kotzen.«
»Aber du nicht?«
»Na ja, zumindest kein Blut.«
»Sehr komisch.«
»Der springende Punkt ist: Er wird alles tun, um es aus dir rauszupressen. Er will alles fein säuberlich auf Papier haben, verstehst du?« Die beiden stiegen eine Treppe hinab. Ein ausdrucksloses Weiß ringsum dämpfte ihre Schritte. »Jedenfalls bist du ausschließlich selber dran schuld. Du kannst nicht rumlaufen und Polizeiarbeit machen, ohne der Polizei Bescheid zu sagen.«
»Ich hab dir Bescheid gesagt.«
Canton warf ihm
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