Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
Vom Netzwerk:
neigte sich noch weiter.
    Die Flinte tauchte neben seinem Kopf auf und zielte daran vorbei in die Eingeweide der Efeudecke.
    Die unablässig pulsierte.
    Shaper versuchte, sein Herz zu ignorieren – eine schmerzliche Maschine, eine Apparatur, die rotes Öl pumpte – und hakte die Finger in die höchste Schicht der Schlingpflanzen. Die Blätter fühlten sich kalt, glatt wie Wachs und nass über krümeligen Stielen an. Er begann zu ziehen. Ein Hohlraum tat sich auf, eine Kluft in der blättrigen Decke, durchsetzt von schattigem Mondlicht und Regenspritzern. Mit zusammengekniffenen Augen streckte er sich nach vorn.
    Ist das   …
    Und hinter ihm explodierte etwas.
    Vince heulte auf. Geborstenes Glas schoss über Shapers Schultern, und als er sich instinktiv zurück nach drinnen zog, wehrte er die Scherben mit einem Arm ab, der sich knochenlos anfühlte.
    Das andere Fenster! , dachte er zu spät. Das Fenster auf der verdammten rechten Seite!
    Etwas Schwarzes schwärte dort. Etwas Abscheuliches, das sich aus einer Galaxie aus Eis hervorstreckte, ein halber Ziegelstein in der behandschuhten Klaue.
    Der Ziegel traf Vince heftig am Arm.
    Die Flinte fiel aus dem Griff des großen Kerls in den Regen, und noch während Vince zur Seite kippte, brüllte die Waffe tief unten nutzlos auf, als sie beim Aufprall losging. Shaper löste sich vom Fenstersims und erblickte Vince, der sich am Boden den Ellbogen hielt. Über seinem Kopf wurden die gezackten Überreste der Fensterscheibe mit raschen, effizienten Hieben herausgetreten.
    Und etwas …
    ES!
    … kroch fließend nach innen wie eine riesige Spinne.
    Es knurrte geräuschlos, schillernd vor Rot und Gold und kantiger, polierter Pracht. Hinter Shapers Augen gingen Lichter aus,und ob ihn das Monster – nur ein Mensch, nur ein Mensch, nur ein Mensch  – nun stieß oder schlug oder ob es ihn überhaupt berührte oder nicht; er spürte nur, wie er zurückstolperte, gegen den Rahmen der Laibung prallte und auf die Knie sank, als ihn sein Körper im Stich ließ.
    Oh Gott, oh Gott  …
    Vince hatte sich wieder aufgerappelt. Irgendwo blitzte in der Dunkelheit wie ein panischer Fisch ein Messer auf, und der muskelbepackte ehemalige Soldat duckte sich grunzend und setzte mit der Linken zu einem ungezielten Schlag an. Es wurde ein unbeholfener Treffer, der Shaper durch das Chaos seiner Sinne mitfühlend zusammenzucken ließ, doch die Wucht dahinter genügte, um den Killer taumeln und laut aufschreien zu lassen. Ein wortloses, körperloses Geheul.
    Vince stöhnte. Sein Schussarm war nutzlos, und als Shaper den Kopf schüttelte, um die Nebelflecken aus Geistern und Ungeheuern zu lichten, griff das Monster erneut an, ließ die Klinge durch die Luft sausen.
    Das ist mein verficktes Messer , schoss es Shaper durch den rationalen Teil seines Verstandes.
    Vince wich zu langsam aus. Er brüllte, als sich die Klinge in das weiche Fleisch seines Hinterns grub – vermutlich ebenso sehr vor Wut wie vor Schmerz, und er schlug mit dem rechten Arm um sich, ohne auf den Schaden zu achten, den dieser bereits erlitten hatte. Er traf die Maske mit einem herrlichen Knack und zertrümmerte die knurrende Fassade. Während er schrie, sich jäh wegdrehte und nach seiner Arschbacke und dem immer noch darin steckenden Messer tastete, brach ein blaues Bruchstück aus der Maske. Darunter kamen die Wange und das Kinn des Mörders zum Vorschein.
    Blass, rosa.
    Menschlich .
    Und Shaper wurde klar im Kopf.
    Es war, als stellten die Raserei der Kreatur und ihre grässlicheFratze ihre eigentlichen und gefährlichsten Waffen dar. Als hätte schon das schreckliche Antlitz – jene geschwungenen Brauen und grausam grinsenden Lippen – genügt, um Shaper zu lähmen. Als wäre die Fratze nun, da sie als bloße Membran enttarnt worden war, ihrer Macht beraubt.
    Shaper stand auf und spürte, wie sich die Welt rings um ihn setzte. Und er stieß hervor: »Fossey, du unaussprechlicher kleiner Wichser.«
    Den Killer durchlief ein Ruck, als habe ihm jemand einen Stromschlag verpasst. Er geriet in Panik, als habe ihn sein eigener Name entwaffnet, stolperte rücklings, warf einen Seitenblick zu Vince, der auf den Knien immer noch vor sich hin fluchte.
    Dann drehte sich das Monster um und floh.
    »He!«, schrie Shaper voller Empörung, überzeugt davon, dass die große Konfrontation nicht so ablaufen sollte. Der schwarze Schatten hechtete aus dem Fenster, bevor sich Shaper rühren konnte. Wahnsinnige Arme packten verfilzten

Weitere Kostenlose Bücher