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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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ihr Gift.
    Die Wahnvorstellungen setzten ein. Der knisternde Flaum erschien und ließ sich wie die Flügel eines boshaften Teufels ringsum Fosseys Schultern nieder. Die Aura des Wahnsinns und der Magie leuchtete auf, überschattete jede nüchterne Betrachtung und ließ alles Banale mutieren, sodass der gesamte Körper des Mannes wie ein Feld aus gesplittertem Eis anmutete, das vor Reflexionen strotzte. Ein arktisches Tosen und der Gestank von Schwefel brachen sich Bahn, und Shaper ertappte sich dabei, sich in der Illusion zu aalen, sich dem Wahnsinn hinzugeben, um eine perverse Enttäuschung über die darunterliegende Wahrheit zu verbannen.
    Er ist bloß ein gewöhnlicher Kerl.
    Matthew Foster. Der irre Fossey. Opfer einer abstrusen Behandlung, getrieben von verrückten Motiven, die Shaper nicht verstehen konnte und wollte.
    Kein übernatürliches Grauen. Kein vertrautes Gesicht, das mit einem Paukenschlag enthüllt wurde. Nur ein Arschloch in einem Kapuzenpullover.
    Niemand hätte ihn auf der Straße eines zweiten Blickes gewürdigt, diesen mittelgroßen, mittelschlanken Killer mit schütter werdendem Haar und so unscheinbaren Augen, dass Shaper sogar Mühe hatte, ihre Farbe zu erkennen. Er sah, dass unter beiden Lidern ein Tränenfilm glänzte und der Mund verzweifelt offenstand. Tiefe Traurigkeit schimmerte durch noch tiefere Verunsicherung. Während er dort im Regen stand, schien ihm ausschließlich daran gelegen zu sein, die richtigen Worte zu finden, und er wirkte dabei so hoffnungslos unfähig, dass sich Shaper trotz der Ungeheuerlichkeit, die ihm seine Wahnvorstellungen vorgaukelten, nicht dazu durchringen konnte, sich zu fürchten. Er spürte, wie er entspannt die Kampfhaltung aufgab, die er eingenommen hatte – ein Muskelreflex aus den alten Zeiten. Mittlerweile erwartete er von diesem gänzlich unbeeindruckenden Mann höchstens noch einen Zusammenbruch und eine Flut von Entschuldigungen.
    »Alles gut, Fossey«, hörte er sich sagen. »Es ist alles gut.«
    Foster schniefte, doch es gelang ihm nicht, einen abtrünnigenRotzfaden von seiner bebenden Lippe zu saugen. Shaper verspürte einen unerwarteten Anflug von Mitgefühl. Fossey strahlte blanke Verwirrung aus.
    Sie haben dich fertiggemacht , dachte Shaper. Sie haben dir das Hirn weichgekocht, nicht wahr?
    Du armer, armer Irrer.
    Der Mörder begann, sich seitwärts zu bewegen, als wolle er einen vorsichtigen Kreis beschreiben. Shaper fiel auf, dass sich der Blick des Mannes auf den Schlamm und das blättrige Geäst in der Nähe des Vans gesenkt hatte und von links nach rechts schwenkte.
    »Reden wir einfach«, schlug Shaper vor und streckte Fossey die Handflächen entgegen. »In Ordnung, Kumpel? Kein Aufhebens. Nur reden.«
    Fossey schenkte ihm keine Beachtung und rückte weiter um den Van vor. Dabei murmelte er vor sich hin: »Hab es fallen lassen … Hab es fallen lassen …«
    Shaper musste sich selbst mit im Schlamm schmatzenden Füßen seitwärts bewegen, um ihn im Blickfeld zu behalten. Nach einem solchen Schritt, als er gerade überlegte, ob er doch auf den Irren zustürmen sollte, berührte Shapers Schuh mit einem kaum hörbaren Klicken etwas Hartes.
    Fossey erstarrte abrupt. Sein Blick heftete sich auf Shapers Schuh. Die Wahnvorstellungen wogten rings um ihn, als warteten sie verunsichert auf ein Stichwort, und Shaper hob in stummer Verwunderung den Fuß.
    Im Schlamm lag ein billiges rosa Plastikfeuerzeug.
    Fosseys Augen weiteten sich. Die Hand, mit der er die Kerze umklammerte, beschleunigte ihre klammen Streichelbewegungen, und der Blick des Mannes kroch langsam vom Boden zu Shapers Gesicht empor.
    Will haben , sprachen die Augen des Mörders. Gib es mir .
    Angespannt blinzelte Shaper, um die Wahnvorstellungen im Griff zu behalten, bevor sie außer Kontrolle geraten konnten. DieKrankheit spürte seine Verwirrung. Er wollte sich gerade bücken, um das Feuerzeug aufzuheben, und in Gedanken legte er sich bereits Worte zurecht – Du willst es haben, Kumpel? Es gehört dir. Reden wir einfach, ja?  –, als sich Fossey veränderte .
    Sein gemurmeltes Kauderwelsch verkam zu plötzlicher Stille. Er richtete sich aus seiner gebückten Haltung auf, als hätte ein unsichtbares Signal Servomotoren entlang seines Rückgrats aktiviert. Mit einer Hand griff er langsam hinter seinen Rücken und kramte in den Falten seines Kapuzenpullovers.
    »Fossey?«, hauchte Shaper und nahm ob des Flimmerns einer Vorahnung wieder Kampfhaltung ein.
    Oh-oh .
    Muskeln

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