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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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spannten sich, Fäuste wurden geballt. »Komm schon, Mann …«
    Und dann gab es nur noch Bewegung.
    Mit einem zornigen Ruck zog Fossey etwas Langes und Silbriges hinter dem Rücken hervor und sprang mit einem Aufschrei los. Shaper blieb gerade noch Zeit, voller Grauen zurückzutaumeln …
    Messer.
    Verflucht GROSSES Messer.
    … bevor die Sinnestrübungen seine Realität verschlangen und einen unsinnigen Schleier über den Angreifer ausbreiteten. Fossey stürmte mit einem irren Geheul auf ihn zu. Aus seinen Augen schossen blaue Flammen, sein Mund glich einem qualmenden Spalt. Funken stoben und knisterten, und die Klinge wurde angehoben, um wie eine unscharfe Schliere durch Shapers Sicht zu sausen und ein Loch in die Welt zu schlitzen.
    Warte! , versuchte er zu schreien und hob nutzlos die Hände. Halt!
    Aber nur ein Gurgeln drang aus seiner Kehle, und bevor er eine Silbe herausbrachte – bevor er sich auch nur ausmalen konnte, was er sagen sollte  –, schwang das Messer in weitem Bogen auf seinen Hals zu.
    In dem Moment trat Mary Devon – die Lippen eine blutleere Linie, die Hippiehandtasche klatschend an der Seite hängend – aus den Bäumen hervor, hob mit der Unbeholfenheit einer Amateurin eine schlammverschmierte Schrotflinte an und schoss Fossey in den Rücken.
    Danach weinte sie.
    Aber obwohl sie einknickte und trotzdem sie der frische Schock einholte, war ihre Wut nicht verraucht. Bevor sich Shaper zusammenreißen konnte, wobei er den Anblick von Fosseys Leiche mied, bemühte sie sich nach Kräften, dem Mann eine zweite Ladung in den Schädel zu jagen.
    »Sie ist leer«, klärte er Mary mit sanfter Stimme auf, als sie den nutzlosen Abzug zum fünften Mal gedrückt hatte. »Der erste Lauf ist losgegangen, als Vince die Waffe fallen gelassen hat. Keine Munition mehr.«
    Sie ließ die Flinte fallen, als wäre sie ihr kaum bewusst gewesen. Ihr Blick ruhte auf der grotesken Kerze im Schlamm. Rings um sie schien sich alles aufzulösen, und sie sackte mit einem kläglichen Aufheulen in Shapers Arme. Er hielt sie einfach fest, während alles aus ihr herausströmte. Ihr Körper zitterte in Einklang mit dem seinen.
    Stresssituationen , ging es ihm durch den Kopf. Die besten Aphrodisiaka überhaupt .
    »Warum bist du hier rausgekommen?«, fragte er schließlich. »Das war gefährlich, Mary.«
    Sie wagte einen Blick zu der Leiche und zwängte einen heiseren Satz zwischen ihr Schluchzen. »Er hat Karl umgebracht«, antwortete sie schniefend. »Ich wollte nur … nur fragen, warum.«
    Zum Glück für mich gehörst du offenbar zu denen, die erst schießen und dann fragen , behielt Shaper für sich.
    Er streichelte ihr Haar und küsste ihre Stirn, hielt sie fest, bisdie Welt in den Hintergrund rückte und seine Krankheit sich wieder beruhigte.
    »Vince hätte dich nicht rauslassen sollen«, murmelte er in einem nachträglichen Anflug von Beschützergefühlen.
    »Er konnte mich nicht aufhalten«, flüsterte sie, und wie aus dem Nichts tauchte in ihren Zügen ein unerwarteter Ausdruck von Zorn auf. Ohne Vorwarnung stieß sie Shaper mit blitzenden Augen von sich. »Und du! «
    »Was?«
    »Du misstrauischer Penner!«
    Seine Miene verfinsterte sich, und er schlurfte wie ein Zombie wieder auf sie zu, doch sie hielt ihn mit einem anklagend erhobenen Finger auf Abstand.
    »Wie konntest du nur? Nachdem ich dir … alles erzählt habe! Und dann heute im Van … die Dinge, die du gesagt hast. Ich dachte, wir wären … Ich dachte, es gäbe keine Lügen mehr!«
    Ihn beschlich das bizarre Gefühl, dass ihm jemand die Welt unter den Füßen wegzog, ohne ihm Bescheid zu geben. Schlimmer noch: Ihm dämmerte allmählich, dass die beabsichtigte Befragung des Mörders ihres Bruders zweitrangig für Marys Wut gewesen und sie in Wirklichkeit herausgestürmt war, um ihn mit etwas zu konfrontieren, und zwar mit …
    Womit?
    »Lügen?«, platzte er hervor. »Es gibt keine Lügen mehr!«
    Oder?
    Etwas juckte seine Sinne, ein entfernter Eindruck von Rauch und Spuren eines Geruchs; aber Mary hatte nicht vor, seine Aufmerksamkeit freizugeben. Mit einem Zischen fasste sie in ihre Handtasche. »Blödsinn! Mr. Glass wollte, dass ich etwas für ihn aufhebe, deshalb habe ich es hier reingesteckt. Und das hier war ganz unten.« Sie holte einen kleinen schwarzen Gegenstand hervor, den sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, während sie die Zähne bleckte. »Was ist das wohl, Dan?«
    Seine konfuse Wahrnehmung meldete sich erneut –

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