Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

es diesem als unhöflich, nicht entsprechend mitzuspielen. Shaper versetzte ihm einen kräftigen Kopfstoß, jubilierte über das Krachen von Fosseys Schädel auf dem Boden und …
    Ohh   …
    … konnte nicht anders, als die Zähne in ein Ohr des sabbernden Irren zu schlagen.
    Ich bin auch ein Monster , brüllte er lautlos.
    ICH BIN AUCH EIN MONSTER!
    Alles schien gleichzeitig zu explodieren – ein Orgasmus von Gewalt und Freiheit –, und die zittrigen, hinteren Gefilde von Shapers Gehirn konnten wenig mehr als vage Eindrücke seiner Handlungen verarbeiten, welche die entfesselte Raserei in Form zarter Nadeln durchdrangen.
    Der Geschmack von Blut. Tastende Hände, die erschlaffen. Ein knochiger Hammer zwischen seinen eigenen Händen – nein, der Schädel eines Mannes, der wieder und wieder auf den Planeten darunter geschlagen wird.
    Ein deutlich hörbares Knirschen.
    Ein nasser Laut.
    Ein erschlaffender Körper.
    Und dann nur mehr Stille. Regen, der wie Neonspeere durch das Licht fällt, und der aufkeimende Eindruck, dass rings um ihn Menschen standen und ihn beobachteten.

Kapitel 37
    Beide Zwillinge waren da.
    Als sich in Shapers Verstand etwas einstellte, dass zumindest ein wenig an Realität erinnerte, hatte Phyllis bereits die Kontrolle übernommen und murmelte düster unter einem altmodischen Regenschirm hervor. Auf ihren Befehl hin glitten zwei neue Handlanger – ungeschlachte Ersatzleute für Wollmütze und Pimmelbirne – in das Scheinwerferlicht des Wagens, um Shaper vom Boden aufzuheben. Einen Moment lang schwebte er zwischen ihnen und kämpfte gegen den Drang an, betrunken zu kichern, dann wurde er auf unsichere Füße gestellt.
    Der solchermaßen freigelegte Körper Fosseys glänzte vor Regenwasser und Verheerung und ergoss dunkle Flüssigkeiten auf den Fahrweg. Dave trat ins Licht und stupste ihn mit kindlicher Aufregung.
    »Wer ist das?«, fragte er und steckte sein Telefon weg. »Ich brauch ’nen Namen! Wen hast du da gekillt, Killer?«
    Das Gesicht der Leiche, blutig und ohne Lippen, erzählte eine Geschichte von Raserei und Verlust, und Shaper verspürte wortlose Erleichterung darüber, dass Fosseys Augen geschlossen waren. In ihrer entstellten Hässlichkeit – klebrige Schmiere aus zerstörten Gefäßen sickerte aus der aufgebrochenen Masse, die Bekanntschaft mit dem Asphalt gemacht hatte – entsprach die Fratze einem Echo des Monsters, das ihm seine unzuverlässigen Sinne vorgegaukelt hatten. Unter diesem Gesichtspunkt stellte er fest, dass es ihm leichtfiel, die Visage als unwirklich abzutun, als wenig überzeugende Maske, um Kinder zu erschrecken.
    Dennoch drohten die Wahnvorstellungen, das Gesicht zu animieren – Das hast du getan, Danny-Boy!  –, und er wandte rasch den Blick ab, stützte sich matt am Auto ab.
    Denk nicht darüber nach .
    Einer der Handlanger trat jäh von ihm weg und zückte mit einem Klicken einen ausziehbaren Schlagstock. »Da ist jemand zwischen den Bäumen!«, verkündete er knurrend. »Du da, rauskommen!«
    Zögerlich stolperte Mary ins Licht. Sie sah so schlammverschmiert und mitgenommen aus, wie Shaper sich fühlte, wenngleich ihr der nasse Look zweifellos besser zu Gesicht stand als ihm. Er hörte, wie Dave ein humorloses » He!« ausstieß, als sie befangen die Jacke enger um sich zog.
    »Lasst sie da raus«, forderte Shaper seufzend. »Ich bezweifle stark, dass ihr die arme Frau aufgrund eines tief verwurzelten persönlichen Interesses verwanzt habt, liege ich damit richtig?«
    Phyllis gab ihm mit einem Nicken recht. »Sehr gut gefolgert.«
    Mary, die trotz ihres verdreckten Zustands süß aussah, besaß den Anstand, Shaper einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen.
    »Ich hab dir ja gesagt, dass ich es nicht war«, murmelte er.
    »Wir möchten ein paar Dinge mit dir besprechen«, sagte Phyllis voll unaufrichtiger Freundlichkeit. »Und wir haben tatsächlich gehofft, die junge Dame würde uns zu dir führen, zumal du Verfolger ja so listenreich abschüttelst.«
    Shaper spuckte etwas Rosafarbenes in den Regen. »Ein Gespräch der Art, wo ihr lieber zuseht, wie ich umgebracht werde, als einzugreifen? Vielen Dank auch dafür.«
    Arschlöcher .
    Die Frau lächelte höhnisch. »Ein Gespräch der Art, Danny, bei dem uns die Pizzafresse da drüben beinah Arbeit abgenommen hätte.«
    Dave bedrängte ihn aus der anderen Richtung. »Du hast uns im Stich gelassen, Mann! So eine wichtige Sache, und du hast sie vermasselt. Der arme alte Vicar ist dabei