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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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einem Mantra, das jeden Zusammenhang und jede Bedeutung verlor.
    Buuurg…
    Verliiies.
    Buuurg…
    Verliiies.
    Halt’s Maul .
    Im Nachhinein betrachtet waren die zwei zusätzlichen Ampalex – Nervenbeschleuniger, die er mit der Neige aus einer alten Bierdose im Van hinuntergespült hatte – vielleicht doch zu vielgewesen. Jede Betonkante wirkte messerscharf, jede feste Mauer durchliefen Vibrationen, die wie ein Hitzeflimmern anmuteten.
    Konzentrier dich.
    Zeig keine Angst.
    »Nummer acht«, hatte Vince zu ihm gesagt. »Ganz hinten links. Hab dort mal als Türsteher gejobbt – der Kerl zahlt ziemlich gut.«
    Ein verbogener Klassenraumstuhl stand vor der Tür. Darauf saß ein Fleischberg mit Augen, der mit jedem Schritt schärfer wurde und immer mehr wie ein hünenhafter Teenager aussah, ausgestattet mit Oberarmen, die dicker als Shapers Beine waren. Gute Bezahlung hin, gute Bezahlung her, der Junge schien nicht besonders wachsam zu sein. Er las mit aus dem Mund lugender Zunge ein Comicheft und bekam von der Welt um ihn herum nichts mit. Shaper blieb ungelenk neben ihm stehen und bemühte sich verzweifelt, seine Furchtlosigkeit aufrechtzuerhalten.
    Er stand immer noch da und fühlte sich albern, als der Bursche ein unsagbar desinteressiertes »Was?« hervorstieß und umblätterte, ohne aufzuschauen. Er hatte sich das Wort KIMOTA auf die Hand tätowieren lassen. Shaper verkniff sich die Frage.
    »Will zu Maus.«
    »Hast ’n Termin?«
    »Nein, aber …«
    »War bloß Spaß. Niemand hat je ’n Termin. Dann mal rein mit dir.«
    Shaper blinzelte und fühlte sich sonderbar betrogen. Er ertappte sich dabei, dass er regelrecht an sich halten musste, um nicht einen Einwand hervorzusprudeln. Stattdessen zuckte er mit den Schultern, schob die Tür auf und starrte auf eine undurchdringliche Rauchwand. Der süßlich-saure Geschmack von verbranntem Marihuana bestürmte seinen Gaumen.
    Als er über die Schwelle trat, überkam ihn ein opportunistischer Gedanke. Er drehte sich um und wandte sich noch einmal an den Fleischklops draußen. »Da sind zwei Kerle, die mich verfolgen«, sagte er. »Ich glaub zwar, dass ich sie abgeschüttelt habe, aber … sie könnten Bullen sein.«
    Endlich schaute der Junge auf, schniefte und musterte Shaper mit bestens einstudierter Gleichgültigkeit von oben bis unten. Dann schnaubte er wie ein Pferd und widmete die Aufmerksamkeit wieder dem Comic.
    Shaper betrat die Wohnung voll widerwilliger Bewunderung. Hier gab es kein System, das darauf abzielte, zu verhindern, dass Bedrohungen hereingelangten, vielmehr sollte es Menschen davon überzeugen, dass sie ganz bestimmt keine Bedrohungen sein wollten .
    Er drängte den Gedanken beiseite. Heute, hier und jetzt war er eine verfluchte Bedrohung.
    Es musste so sein. Er musste daran glauben.
    Es wird hässlich werden .
    Maus war schwer beschäftigt. Er schaute kaum auf, als Shaper sich ihm inmitten der beißenden Wolken näherte. Seinen Spitznamen trug er zu recht: klein, bucklig, schwarz wie Kaffee ohne Milch. Ein nikotinfleckiger Flaum verdeckte seinen gelblichen Überbiss. Er bearbeitete an einem Tisch in der genauen Mitte des Raums einen Cannabisblock und paffte dabei mit einem asthmatischen Rasseln an einer filterlosen, selbst gedrehten Zigarette. Seine Finger bewegten sich mit einer verblüffenden Geschicklichkeit, die sein Alter Lügen strafte, als er mit einem Messlöffel kleine Portionen von dem grünen Block abtrug und jede Dosis in eine Plastiktüte schaufelte. Shaper musste darauf achten, nicht von der Geschwindigkeit der Bewegungen hypnotisiert zu werden, zumal zusätzlich die verführerischen, in der Luft treibenden Wirkstoffe seine Sinne benebelten. Noch bevor er sich ins Licht vorgeschoben hatte, war der Block verschwunden.
    Die Wohnung selbst war trist, grau, unscheinbar. Was keine Rolle spielte.
    »Ja?«, fragte der Mann endlich und hob den Blick. »Kann ich was für dich tun?«
    In Maus’ tiefer Stimme schwang Jamaikafeeling mit, eine an Rum und Rumba erinnernde Sorglosigkeit, die in jeder Silbe lag.
    Shaper ignorierte ihn zunächst.
    Erst mal die Bedrohungen abchecken .
    Drei weitere Anwesende. Eine Frau – die aus irgendeinem Grund ein paillettenbesetztes Cocktailkleid trug – schlief und schnarchte auf einem abgewetzten Sofa, eine halbleere Bierflasche in der schlaffen Hand. Ein hellhäutiger Rastalockenträger lümmelte auf einem Lehnsessel neben der Tür. Der Rauch eines Joints kräuselte sich durch seine rötlichbraunen

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