Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
Haare. Schließlich hockte ein junger Schwarzer, etwa Mitte zwanzig mit kahlem Schädel und breiten Schultern, im Unterhemd auf einem Klassenzimmerstuhl an der Wand und sah gereizt aus.
Er bedachte Shaper mit einem schiefen Blick.
Wir haben einen Gewinner .
Die Einschätzung erfolgte automatisch, ein strategischer Rundumblick, mit dem die gedankenlose, raubtierhafte Freude der schlechten alten Zeiten einherging. Shaper fand geradezu beängstigend, wie leicht es ihm immer noch fiel.
Lass dich einfach treiben .
»Ich kenn’ dich«, sagte Maus und kniff die Augen zusammen. »Du bist dieser Shaper, oder? Guter Mann, erzählt man sich. Bist du hergekommen, um was zu kaufen, Shaper?«
»Nein. Ich will nichts kaufen.«
»Hm. Hmmm .« Ein Grinsen in der Düsternis. »Tja, wie’s der Teufel will, hab ich erst heut ’n Gerücht über dich gehört … Es heißt, du arbeitest wieder für die Corams.«
Himmel, Arsch und Zwirn!
Bei den Worten drehte der junge Schwarze den Kopf vollständig in Shapers Richtung – herausfordernd, die Augen unnatürlich weiß.
»Is’ das wahr, Shaper?«, fragte Maus gedehnt.
Shaper zuckte mit den Schultern – zeig keine Angst – und stellte in Gedanken seinen Handlungsablauf zusammen, um sichfür den Beginn der Action zu wappnen. Darauf zu hoffen, dass es nicht dazu kommen würde, war sinnlos, das wusste er.
»Ich sag dir was, Shaper«, fuhr der kleine Mann fort und stellte dabei ein unbekümmertes Lächeln zur Schau. »Wir mögen die Corams hier unten nicht besonders. Die haben den gesamten Handel an sich gerissen. Früher war der alte Maus groß im Geschäft. War ’n freier Markt. Meine Leute haben auf der Straße gearbeitet. Damals haben viele gedealt, und es gab kein’ Obermacker. Und heute? Na ja, schau dich um.« Er deutete rings um sich. Seine Hand zog Schneisen durch den Qualm. »Jetzt hockt Maus in ’nem Drecksloch. Komm grad so über die Runden. Die Jungs oben auf der Straße – weiße Scheißer in Kapuzenpullis und Turnschuhen – gehören alle den Corams.« Die nächsten Worte spie er förmlich hervor. »Willst du dichtmachen, was ich noch übrig hab? Bist du deshalb hergekommen, Shaper?«
»Nein.«
»Warum dann, hä?«
»Um zu reden.«
»Vergiss es, Mann. Reden is’ nicht mein Geschäft. Und jetzt verpiss dich.«
»Ich bin hier, um über Tommy Boyle zu reden, Maus.«
Der kleine Mann blinzelte. Seine sirupzähe Selbstsicherheit verflüssigte sich zu Wasser. Eine finstere Miene ließ die grauen Augenbrauen zusammenrücken. Die Veränderung war so deutlich, dass sie sich irgendwie auf die verrauchte Luft zu übertragen schien wie ein Signal der Unsicherheit, das vom dichten Qualm übertragen wurde. Am Rande seines Sichtfelds nahm Shaper wahr, dass der schwarze Bursche, verwirrt vom Schweigen seines Bosses, jäh den Kopf abwandte. Shaper spürte es mehr, als dass er es wirklich sah.
Denk nicht lange nach.
Erstick es im Keim.
Und ja, der Bursche war schnell – beim ersten Anzeichen von Bewegung schnellte sein Kopf zurück herum, die Beine stemmten ihn von seinem Sitz hoch, seine Hände ballten sich zu Fäusten …
Aber nicht schnell genug.
Shaper warf sich mit solcher Geschwindigkeit in den kritischen Moment, dass sich seine Hände hinter dem Schädel des Kerls verschränkten, bevor der den Kopf halb gedreht hatte. Dann riss er ein Bein hoch und drückte die Hände mit dem Gesicht des jungen Schwarzen davor auf sein Knie zu.
Blut schoss aus einer zerschmetterten Nase. Augen zuckten unkontrolliert hin und her, Lippen erschlafften. Shaper wartete nicht, sondern wandte sich ab, als die Gestalt in sich zusammensackte und Maus verspätet einen nebelhornlauten Schrei ausstieß.
Hauptbedrohung ausgeschaltet.
Nicht nachdenken.
Zurück zur Tür. Den Riegel vorgeschoben, bevor der Fleischberg draußen reagieren konnte. Dann umgedreht und zu dem weißen Rastalockenträger rüber, der sich erst jetzt aufrappelte. Kurze Pause, um Maus wild und wortlos ins Gesicht zu brüllen und ihn zusammenzucken zu lassen, anschließend weiter. Der Raum verschwamm vor Shapers Augen, nur Qualm und Energie umgaben ihn.
Seine Sinne entwirrten sich. Die von einem Adrenalinschub gestärkte Krankheit sprengte die Ampalex-Fesseln und verschlang all seine Ängste und Zweifel.
Er setzte das wölfische Grinsen seines alten, eingekerkerten Ichs auf.
Der Rastalockenträger fasste in eine Tasche, doch linkisch wegen des Drogenrauschs. Shaper lachte laut auf, als er eine Faustvoll
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