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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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der Wirbelsäule, eingerollt wie eine Schlange.«
    Gedankenlos, ohne zu bemerken, dass sie es tat, senkte sie eine Hand und knetete gemächlich den Bereich über dem Bund ihrer Jeans. »Der Grundgedanke beim Yoga ist, diese Kraft zu erwecken.«
    Shaper beobachtete sie mit stockendem Atem. Gebannt.
    »Um sie … nacheinander durch die Chakren aufsteigen zu lassen. Dabei ist jedes Chakra subtiler als das vorherige. Und wenn man es bis ganz noch oben schafft, nennt sich das Samadhi.«
    Ihr schien bewusst zu werden, was sie tat. Sie entfernte die Hand und sah Shaper an. »Im Wesentlichen ist das eine Vereinigung mit Gott. Dazu kommt man aber erst, wenn man ziemlich vollkommen ist. Verstehst du?«
    Shaper schüttelte den Kopf.
    »Wie Glass«, erwiderte sie und drehte sich erneut dem Poster zu.
    Ah .
    »Also … also betreibt er das?«, fragte Shaper. »Tantrisches Yoga?«
    »Nein, er … Eigentlich gehört er gar keiner bestimmten Gedankenschule an.« Shaper sah sie leicht lächeln – ein Hoffnungsschimmer für seinen inneren Miesepeter. »Oder vielleicht gehört er allen an. Er hilft den Menschen, sich ruhig zu fühlen. InnereZufriedenheit zu erzielen. Hauptsächlich durch Andeutungen, durch Kleinigkeiten verschiedener Techniken. Er sagt, den Rest habe er vergessen. Jedenfalls reicht es, um die Leute wiederkommen zu lassen. Du hast ja gesehen, welche Wirkung er auf sie hat.« Sie seufzte. »Das Nächste wäre wohl … also, wenn man ihn kategorisieren wollte, meine ich … Das wäre wohl Theosophie, wobei alles irgendwie zusammengemischt wird. Aber selbst das ist größtenteils … na ja …« Sie wackelte mit einer Hand, die Handfläche nach unten gekehrt, und entschied sich schließlich für: »Schwachsinn.«
    Und dann riss sie das Poster in Fetzen.
    Bevor Shaper reagieren konnte, schwebte rings um ihn Papier, und sie stürmte durch die Tür in die Klinik, wo sie mit einem langen, ununterbrochenen Stöhnen alle weiteren Aushänge vernichtete, die sie finden konnte, bis sich die Wände kahl präsentierten und Mary mit der Wange an der nackten Farbe innehielt, alle Kraft aufgebraucht.
    Ein Hoffnungsschimmer. Genau .
    »Alles in Ordnung?«, murmelte er.
    Ohne ein Wort richtete sie sich auf, wischte sich die Haare zur Seite und setzte sich wieder, als wäre nichts geschehen.
    »Die meisten westlichen Sichtweisen haben eine gemeinsame Basis«, sagte sie. Ihre Stimme nahm wieder den neutralen Tonfall einer Predigt an. »Sieben Energiepunkte entlang des inneren Kerns – das ist die Shakta-Theorie. Sie verbinden den physischen Körper mit dem spirituellen Ich. Man assoziiert jedes Chakra mit anderen Handlungen, anderen Emotionen. Je stärker die Energie in einem bestimmten Chakra ist, desto mehr Einfluss hat es auf die Persönlichkeit.«
    »Wie Drogen?«, platzte Shaper heraus, dessen Nacken immer noch kribbelte.
    Sie starrte ihn nur mit ausdrucksloser Miene an. »Nein. Überhaupt nicht so.«
    »Oh.« Unbehaglich wand er sich unter ihrem harten Blick unddrehte ein Stück des Posters um. Er fuhr mit dem Finger von einem blauen Symbol am Hals der Gestalt – wo die Seite zerrissen war – durch eine grüne Scheibe auf der Brust, weiter zu einer gelben unter den Rippen, dann zu einer orangefarbigen und …
    Moment mal   …
    »Du machst es falsch herum«, brummte Mary.
    »Was?« Etwas Hässliches löste sich in Shapers Bauch.
    »Die Energie fließt nach oben, nicht nach unten«, erklärte sie. Dann schoss sie spöttisch hinterher: »Angeblich.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie schnaubte, sichtlich verärgert darüber, sich weiter mit etwas befassen zu müssen, dem sie auf so spektakuläre Weise entsagt hatte. »Faustregel: Je höher das Chakra, desto ›spiritueller‹ die Eigenschaften. Weiter unten geht es eher um … Körperliches, Materielles, verstehst du?« Sie tippte auf die unterste Scheibe der Darstellung, einen unheilvoll wirkenden roten Kreis, umhüllt von vier gezackten Blütenblättern. »Nehmen wir an, du wirst von deinem untersten Chakra beherrscht. Es heißt Muladhara. Dann hast du eine vorwiegend rote Aura und …«
    »Man ist ein schäbiger, materialistischer Drecksack?«
    »Nein. So einfach ist es nicht. Es gibt bei diesen Dingen keine Wertung, kein ›besser‹ oder ›schlechter‹. Ich meine, der Idealzustand wäre eine gleichmäßige Verteilung der Kraft über alle Chakren, aber das … na ja. Das Kronenchakra ist im Grunde genommen unmöglich.«
    »Außer man ist Glass.«
    »Außer man ist

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